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Review zu Toadeater - Hestia - 1792 Hits
disc Band: Toadeater
Album: Hestia
Genre: Black Metal
Rls. Datum: 04.03.2020
Label: Kellerassel Records
Laufzeit: 21:05
Wertung: 9.0 / 10.0
 
Heute kommen wir mal zu einem sehr schönen Tape-Release der kürzlichen erschienenen EP "Hestia" der Osnabrücker Band Toadeater. Verantwortlich für diese piekfeine Angelegenheit ist das exzellente DIY-Label Kellerassel Records :). Aufmerksam wurde ich letztes Jahr auf die 2018 gegründete Band, als ich irgendwo den Bandnamen las. Da dieser angenehm obskur klingt und mich an Okkultes und Hexerei erinnert, war ich doch sofort neugierig, was für Musik mich so erwarten könnte :). Als Erstkontakt diente mir ihr Debüt "Codex", welches mir mit seiner Black Metal-Raserei, die auch sperrige und ruhige Momente enthält, auf Anhieb zu gefallen wusste. Ich war also gespannt, was "Hestia" so zu bieten haben würde :). Ursprünglich als Song für eine Split geplant, aus der dann nichts wurde, erblickte der gleichnamige Song im März digital die Welt, wurde aber Dank Kellerassel Records zum Glück zeitgleich auch noch als Hardware in die Welt gestoßen. An sich schon top, aber das Tape beinhaltet dann noch - Nichtbesitzer*innen eines Tapesdecks dürfen sich jetzt ärgern - zwei Songs namens "The Tribunal" und "The Silent Vow" als Exklusivbonus auf diesem Magnetband! Eine wirklich coole Angelegenheit, aber ist es die Musik selber denn auch?

Das kann ich mit einem klaren Ja beantworten :). Wer von euch gleich von Anfang an Schwarzmetallwut hören will, muss sich etwas gedulden, denn in den ersten vier Minuten des titelgebenden Songs durchwandern die Musiker mit unverzerrten Gitarren eine düstere, zerbrechliche Welt der Agonie, ehe es zum ersten infernalischen Wutausbruch kommt, der aber auch durch Ruhe unterbrochen wird, nur um sich danach wieder im Wahnsinn zu verlieren. Herrlich! Alleine die ersten vier Minuten sind schon ein Grund, diese EP zu kaufen. Das könnt ihr mir glauben. Die Band hatte ja schon vorher mit ruhigeren Post-Metal/-Rock-Elementen, wie so etwas ja gerne genannt wird, gearbeitet, aber das hier hat noch eine andere Qualität, die tief in einem wirkt und vom ersten Moment an das Herz der Zuhörer*innen vereinnahmen wird. Gerade noch träumend bricht dann von einem Moment auf den anderen ein infernalischer Sturm der Gefühle los und verliert sich in einem blackmetallischen Rausch, der nur in einem kurzen Augenblick der Ruhe um sich schaut, bevor er wie ein eisiger Sturm über menschenleere und karge Bergzüge und -täler hereinbricht! Nach acht Minuten ist der dieser Trip dann auch schon wieder vorbei und ihr werdet mit offenen Mündern vor eurer Anlage stehen. Die Elemente, mit denen Toadeater hier arbeiten, sind für die Band jetzt nicht neu... diese wutentbrannte Raserei, das nachdenkliche Innehalten, das Entrückte, die Dunkelheit und die Tristesse, die auch kleine, zarte Lichtblicke zulässt. All das wirkt jetzt nur intensiver, überzeugender, griffiger, effektiver, es klingt alles flüssiger. Das gleiche gilt natürlich auch für die beiden Bonussongs :). "The Tribunal", knapp sechs Minuten lang, setzt mehr auf Tempo und ist in seiner Intensität wie ein Funkenflug im Sturm, garniert mit stillen Stopps. Die letzten sieben Minuten, "The Silent Vow", geben sich etwas variabler, denn neben den Frontalangriffen und den angenehmen Momenten des Insichkehrens gibt es vertrackte Breaks und massig walzende Gitarrenläufe, die sich wie gewittrige Wolkengebirge auftürmen, nur um sich dann brachial zu entladen! Wirklich klasse und eindeutig die richtige Entscheidung, beide Songs mit auf die EP zu packen. Diese drei Stücke sind wirklich saugeil und sollten dringend euer Eigen sein :).

Durch diese mitreißende und berauschende Welt bahnt sich der Gesang voller Wahnsinn und Hysterie seinen Weg in eure Ohren und vermischt sich dort mit den Instrumenten zu einem herrlichen Wohlklang :). Das heisere Schreien und Gekeife des Sängers ist sehr intensiv und kraftvoll und nimmt euch recht schnell auf die emotionale Reise, die Toadeater mit ihrer Musik antreten, mit :). Sich teilweise fast überschlagend entlädt sich seine Stimme voller Inbrunst in der unheilvollen Welt. Das Ganze wirkt dabei aber nicht eindimensional, da der Sänger es recht gut schafft, verschiedene Gefühle wie Wut, Verzweiflung, Melancholie, Hass und Einsamkeit zu transportieren, und passt somit perfekt zu den geilen Kompositionen auf dieser EP :).

Aufgenommen, gemixt und gemastert von Fabian Schulz im Bremer Sunsetter Recording Studio präsentiert sich "Hestia" mit einem ausgezeichneten und homogenen Sound, der nicht überproduziert, aber auch nicht zu matschig klingt, und die heiße Glut der Kompositionen von Toadeater zu einem messerscharfen, akustischen Schwert schmiedet, das eure Hörorgane gekonnt filetieren wird! Der Sound von "Codex" war auch cool, aber die aktuelle Produktion passt doch mehr zu den Klangwelten Todeaters, finde ich. Schön krachig-kratzige Gitarren, die aber nicht schlaff dahersäuseln, unverzerrte, klare, erdige und teils zerbrechliche E-Gitarrenläufe, ein druckvoller Bass, ein kraftvoll und natürlich klingendes Schlagzeug und ein klar abgemischter Gesang, alles natürlich klingend und räumlich abgemischt, so dass die Lebendigkeit der Musik nicht im Keim erstickt wird :). Ein eiskalter, wuchtiger, voluminöser, stürmischer, kompakter und dynamischer Sound voller Ecken und Kanten schallt euch hier entgegen, der die emotionale Breite der Songs in sich vereint und unverfälscht an euch weitergibt :). Klasse!

Echt klasse ist auch die Aufmachung an sich :). Verantwortlich für das schöne Artwork und das sehr ansprechende Layout ist Fabian van Beek, vielen sicherlich bekannter unter dem Namen Hagiophobic (www.facebook.com/hagiophobic/), dessen oft historisch und religiös angehauchte Zeichnung wirklich immer sehr sehenswert sind. Inspiriert durch den EP-Titel seht ihr auf einem schwarzen Hintergrund ein rötliches Siegel oder eine Münze, die eindeutig ein altgriechisches Flair aufweist. Die in der Mitte befindliche Frauenzeichnung wird mit großer Wahrscheinlichkeit die titelgebende Göttin des Olymps sein. Als Umrandung dienen an das griechische Alphabet angelehnte Buchstaben, die den Band- und den EP-Namen repräsentieren. Da ich ja auf Archaisches stehe, bin ich bei diesem Cover natürlich gleich Feuer und Flamme :). Was kann bei der Göttin des Herd- und Opferfeuers besser passen? :). Ich mag an der Zeichnung, dass sie massiv und fragil zugleich wirkt. Außerdem ist die Farbkombination Rot/Schwarz eh immer grandios, und auch hier swird Kraft und Düsternis ausgestrahlt, was natürlich gut zu den Songs passt :). Zur besseren Lesbarkeit sind Band- und EP-Name auch in dezenten Druckbuchstaben vorhanden, die das Cover schön akzentuieren :). Aber das war noch nicht alles, denn anstatt in Plastik ist die Kassette in eine aufklappbaren Papphülle gebettet :). Dank der guten Qualität werdet ihr damit auch länger eure Freude haben. Über die Hülle verteilen sich dann Infos und Credits, die sich durch das Layout gut in das Gesamtkonzept einpassen. In der Mitte der Hülleninnenseite befindet sich noch ein Text, dessen Schrift dann wirklich griechisch wirkt, weshalb ich über den Inhalt leider nichts sagen kann. Schick und passend ist es aber auf alle Fälle :): Als abschließendes Leckerli präsentiert sich das Tape dieser auf 200 Stück limitierten Veröffentlichung in einem herrlichen Rotton, dessen Seiten einmal mit dem Artwork und mit "griechischer" Schrift und einmal mit den für uns bekannten lateinischen Buchstaben versehen sind. Sieht echt edel aus :). So wird ein wirklich geiler Release, hergestellt von "TAPE Muzik - cassette manufacturing", auch optisch und haptisch qualitativ hochwertig präsentiert. Sehr geil!

Ich kann euch "Hestia" vor allem in dieser Tape-Version wirklich nur ans Herz legen, denn Toadeater zelebrieren hier abwechslungsreichen Black Metal in Reinform, also voller Hingabe, Energie, Wahnsinn, Intensität und Gefühl. Drei betörende Songs, die direkt ins Schwarze treffen und euren Verstand vernebeln werden.


9 Punkte!


Songs:

1. Hestia 08:11
2. The Tribunal 05:50
3. The Silent Vow 07:04

Spielzeit: 21:05


The sources of pain:

https://kellerasselrecords.bandcamp.com/album/toadeater-hestia
https://toadeater.bandcamp.com/album/hestia-ep

// Rudi

 ec

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