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Interview mit Bald Anders
Band: Bald Anders
Homepage: https://www.facebook.com/baldandersband/
Datum: 05.03.2018
 
band_logo

https://www.hotel666.de/img/bands/1890/1890.jpg

Hallo, werte Leserschaft! Wie ihr bereits in meinem Review lesen konntet, hat mich die Band Bald Anders mit ihrem Debüt "Sammler" und ihrem unkonventionellen Stil absolut begeistert und diese Euphorie hält berechtigterweise immer noch an. Für mich ein Anlass, der Band etwas auf den Zahn zu fühlen und euch diese Herren etwas näherzubringen. Rede und Antwort standen hierbei Benjamin König (Gitarre und Programming), Constantin König (Bass und Programming) und Clemens Kerner (Schlagzeug). Dann viel Spaß beim Schmökern :).


H666: Erst einmal herzlich willkommen von meiner Seite aus, Bald Anders. Ich hoffe, es geht euch gut und ihr seid bereit für ein kleines Hotel666-Interview. Da ich davon ausgehe, dass euch viele trotz eures grandiosen Debüts "Sammler" leider noch nicht kennen, würde ich euch zu Beginn um eine Vorstellung eurer selbst und eurer famosen Band bitten.

Benjamin: Wir sind vier Herren aus Oberbayern, die ca. 2014 begonnen haben, ohne jeglichen Plan Musik zu machen. Einfach mal die Instrumente in die Hand nehmen und los. Es gab und gibt bis heute keine spezielle Idee darüber, wie unsere Musik zu klingen hat. Umgesetzt wird das, was uns in den Sinn kommt. Der Einfachheit halber darf ich es an dieser Stelle kurz halten und darauf verweisen, dass man mehr Infos und Hörproben im Netz findet.


H666: Wie habt ihr als Band zusammengefunden? Ist es in eurer Region eigentlich schwierig, passende Musiker zu finden? Kanntet ihr euch vielleicht bereits vorher und beim gemeinsamen Jammen entstand die Idee für Bald Anders?

Benjamin: In unserer Region ist es in der Tat schwierig, passende Musiker zu finden. Mein Bruder und ich haben vorher schon bei Lunar Aurora gespielt, Clemens (Drums) kannte ich über einen gemeinsamen Freund und Izzy (Gesang) kannte wiederum Clemens. Wir hatten also Glück, uns eh schon mehr oder weniger zu kennen. Und ja, erst über das Jammen bildete sich langsam ein gewisser Stil heraus. Wie gesagt, gingen wir recht unbefangen und absichtslos heran.

Clemens: Es gibt bei uns schon viele Leute, die Musik machen. Aber man muss halt welche treffen, die auch gerade Zeit und Lust haben, etwas zu starten, dass den eigenen musikalischen Vorlieben entgegenkommt.

Constantin: Wir hatten das Glück, von Anfang an mit Clemens genau den richtigen Mann gefunden zu haben. Mit einem Sänger hat´s etwas gedauert, aber auch hier war dann Izzy als erster Sänger gleich der 6er im Lotto.


H666: Beschreibt eure Musik mal in eigenen Worten. Sie ist ja im Gegensatz zu, z.B. Benjamins und Constantins vorheriger Band, Lunar Aurora breiter gefächert und weniger an ein bestimmtes subkulturelles Konzept wie z.B. Black Metal gebunden. Ist diese musikalische Ungebundenheit von Anfang an geplant gewesen, um nicht in ein kreatives Korsett gebunden zu sein, oder ergab sich dies beim Musizieren?

Benjamin: Alles ergab sich erst beim Musizieren. Wir haben nicht bewusst gegen ein „Korsett“ gearbeitet. Natürlich bringt jeder so seinen eigenen Stil mit ein, aber erst in der Summe ergibt das dann das Gemisch, das uns ausmacht. Wie man das jetzt in eigene Worte kleiden kann, ist schwierig. Das haben sich andere auch schon gefragt.

Clemens: Unsere Musik ist manchmal samtig und manchmal metallisch, mal Holzhütte und mal Raumschiff. Wir haben anscheinend zurzeit alle nicht das Bedürfnis, Musik nur einer bestimmten Richtung oder eines bestimmten Härtegrades zu machen. Wir basteln an Liedern, um zu sehen, was dabei herauskommt; nicht, weil wir an ein Konzept oder Genre denken.


H666: Wie sehr ist das Kind in euch anteilig an dem, was Bald Anders ausmacht? Ist es eure Quelle der Inspiration? Das ungezwungene, verträumte, abenteuerlustige und spielerische Element ist auf "Sammler" meiner Meinung nach ja stark ausgeprägt.

Benjamin: Ob man es nun „inneres Kind“ oder sonst wie nennt, dieser Aspekt ist durchaus vorhanden. Ein spielerisches und abenteuerlustiges Herangehen beschreibt es also ganz gut. Wird das Baumhaus halten, fällt der Nachbarsjunge beim Sprungversuch wieder in den Bach, trifft der Schneeball? Das sind elementare Fragen, deren Beantwortung bis heute in unserer Musik gesucht wird.

Constantin: Black Metal ist bei all den progressiven, avantgardistischen und genreübergreifenden Elementen, die es da inzwischen gibt, trotzdem noch irgendwie ein Korsett. So etwas wollten wir nicht (wieder) machen und unsere Musik nie unter irgendein Schlagwort stellen, das einen zwar nicht ernsthaft bindet, wo man aber immer wieder in Definitionsprobleme gerät, wenn man damit erstmal anfängt und dann doch mal was anders machen will. So etwas gibt es bei uns nicht – das mag man dann kindliche Neugier und Ungebundenheit nennen, ich denke aber, es handelt sich hierbei um eine ganz normale Freude am Experiment, am Suchen und Scheitern; Spaß an der Freude, das Kleiden von Geschichten in Klang, aber auch ein bisschen am Ausbrechen und Spielen mit musikalischen Konventionen, ohne hier wiederum in ein Fahrwasser zu geraten, wo irgendetwas davon Dogma wird. Wenn wir irgendwann mal beim Black Metal wildern gehen wollen, dann machen wir das, bleiben aber sicher in dem Revier nicht länger als nötig.


H666: Auf welche Weise entstehen eure Lieder? Ist zuerst ein Text da, der dann ausschlaggebend für die jeweilige Musik ist, oder liegt zuerst eine Songidee in der Luft, auf deren Gerüst dann ein Text entsteht?

Benjamin: In der Regel entsteht zuerst ein Lied und dann kommt der Text. Während ein Lied entsteht, gibt es aber schon grobe Ideen zur Thematik und somit zum späteren Text. Aber im Grunde kommt der Gesang meist erst im späteren Verlauf dazu.


H666: Würdet ihr mir zustimmen, dass - bedingt durch die meiner Meinung nach vorhandene Wichtigkeit der Texte - eure Songs auch als eine Art musikalisches Hörbuch gesehen werden können?

Benjamin: In gewisser Weise kann ich Dir zustimmen. Die Texte haben einen vortragenden, erzählerischen Charakter. Aber auch das wurde nicht bewusst so entschieden, sondern ergibt sich aus der Art der Texte und was unser Sänger daraus macht.

Constantin: Hörbuch gefällt mir gut, Soundtrack würde es auch treffen, denke ich, denn die Lieder sind oft sehr lange Instrumentalstücke. Zwar ist es schon so, dass sehr bald im Entstehungsprozess eines Liedes klar ist, wovon das Lied handeln wird, aber bis da mal ein Text kommt, dauert es oft geraume Zeit.


H666: Ist Bernhard Tomm für euch mehr als ein Gastmusiker? Immerhin wird er im Gegensatz zu Gerald Leitner mit einem eigenen Photo bedacht. Hatte er evtl. auch eine Mitbeteiligung am Songwriting? Ist er eure Bier trinkende Muse, die durch das Vibraphon und seinen Gastgesang euren musikalischen Kosmos inspiriert und erweitert?

Benjamin: Bernhard und Gerald spielen in einer eigenen Band, die sich Futon Noir nennt. Sie haben ihren Übungsraum gegenüber von unserem. So bleibt es nicht aus, dass man sich austauscht. Bernhard sticht dabei nochmal auf seine eigene Art hervor, weil er ein sehr vielseitiger, interessierter, kreativer und offener Mensch ist. Er ist recht nah an unserer Band dran und bringt immer wieder Ideen oder Einwürfe, die wie ein zusätzlicher Farbtupfen wirken. Hier und da schlägt sich das dann in Melodien oder sogar Texten nieder, die aus seiner Richtung kommen. Darum ist er auch mal am Mikrofon zu hören und wird mit einem Foto erwähnt. Geralds Beitrag am Saxophon ist nicht minder zu bewerten, aber Bernhard ist in der Tat sowas wie eine Bier trinkende Muse. Und noch vieles mehr.

Constantin: Bernhard hat mit Futon Noir seinen Proberaum neben unserem, dazu kommt, dass er noch um´s Eck wohnt und somit oft und gerne Gast bei uns ist. Über seinen Status bei uns haben wir uns nie Gedanken gemacht. Wenn man aber jemanden wie den Gerald (der auch bei Futon Noir spielt, aber quasi nur zu deren Proben greifbar ist) als Maßstab für einen Gastmusiker nimmt, dann ist Bernhard mehr. Eine Art Muse, ja, wenn man so will. Er hat einen Teil des Textes zu „Prof. Wright“ geschrieben, während wir das Lied geprobt haben, er hat einen Teil von „Alter Mann“ geschrieben und wir werden auch in Zukunft mit ihm zusammen mehr machen, als ihn Vibraphon spielen zu lassen. Er kann viel und seine Einflüsse sind äußerst bereichernd.


H666: Eure Texte sind auf Deutsch. War dies von Anfang von euch so konzipiert? Für Benjamin und Constantin, die ja schon bei Lunar Aurora deutsche Texte (bei "Hoagascht" sogar komplett in Mundart) hatten, sicherlich ein natürlicher Schritt. Wie sieht es für den Rest der Band aus? Habt ihr euch alle zusammengesetzt, um über die sprachliche Ausrichtung zu diskutieren, oder war es für alle eine Selbstverständlichkeit, da mit der Muttersprache Gefühle und Bilder besser zu vermitteln sind?

Benjamin: Auch darüber wurde nicht großartig entschieden. Es kommt, wie´s halt kommt. Wir werden aber hier und da auch englische Texte bringen. Mancher Kontext lässt sich in der Muttersprache besser vermitteln, mancher besser in Englisch.

Clemens: Auf dem nächsten Album wird ein englischer Text sein, es ist einfach zum Spaß eine Abwechslung. Und Englisch ist meiner Meinung nach eine - von der Phonetik her - geschmeidigere Sprache als Deutsch. Als Beweis sei das Wort „Herrenoberbekleidungsabteilung“ aufgeführt, welches Bernhard in einem Text für seine Band unterbringen wollte... vergeblich. Jemand anders hätte es singen sollen und der hat ein herzliches Veto aus dem Ärmel gezaubert.

Constantin: Geplant war – wie so vieles bei uns – erstmal gar nichts. Natürlich liegt es am nächsten, mit der Sprache, mit der man am besten umgehen kann, zu beginnen und das ist halt Deutsch. Andererseits fällt mir das Schreiben von Texten eh nicht unbedingt leicht, da ist die Sprache das geringste Problem. Ob mir auf Deutsch oder Englisch nichts Passendes einfällt, ist eigentlich egal.


H666: Kommen wir mal zum Inhalt eurer Texte, die ich in meinem Review extra erwähnte, da sie mir so gut gefallen und mich von ihrer Atmosphäre an das Eintauchen in ein schönes Buch erinnern. Apropos Bücher, der Einfluss des famosen Otfried Preußlers ist offensichtlich. Warum hat er es euch so angetan?

Constantin: Otfried Preußler schreibt einfach famose Geschichten! Was ihren genauen Reiz ausmacht, darüber habe ich nie im Detail nachgedacht. Vermutlich liegt es unter anderem daran, dass die Bücher vom Leser nichts wollen. Das sind fein gestrickte, liebevolle Werke, die nichts überhöhen oder reduzieren müssen um irgendwie kindgerecht zu sein und es dadurch erst sind – wie auch sehr erwachsenengerecht. Da quillt kein moralisches oder pädagogisches Konzept aus den Seiten, was damals wie heute eine Seltenheit ist. Dadurch sind die Bücher wunderbar immersiv und lassen einen als Leser quasi in Ruhe genießen.


H666: Ich kann es verstehen, da z.B. ein Buch wie "Die kleine Hexe" mich immer zu begeistern wusste. In der Grundschule durften wir in Kunst sogar ein Bild dazu malen... eine wirklich schöne Erinnerung. Ist diese Art von Erinnerung ein Grund dafür, dass er eure Texte so beeinflusste?

Benjamin: Ob persönliche Erinnerungen oder heutige Ansichten, Herr Preußler ist nicht zu Unrecht einer von den Großen. Ich würde jetzt aber nicht so weit gehen, dass er durch all unsere Texte schwebt. Es gibt klare Färbungen, aber wir haben noch viele andere Welten und Einflüsse.


H666: Was sind die anderen Einflüsse? "Prof. Wright" hat für mich z.B. ein gewisses "Perry Rhodan"/"Captain Future"-Flair.

Benjamin: Gut erkannt. Was bedeutet, dass wir die Stimmung nicht ganz ungeschickt verpackt haben. Hat funktioniert.


H666: Der Titel "Kinderwälder" und der zugehörige Text sprechen wiederum für sich. Warum habt ihr euch für diese Themenbereiche entschieden und z.B. nicht für eine Horrorthematik im Gothic Novel-Stil oder Texte über die Natur und ihre magische Schönheit?

Benjamin: Vielleicht kommt das noch. Nach einem Album kann man schwerlich von einer gewissen Abdeckung sprechen. Wobei wir schon Naturschönheiten verpackt haben. Nicht dick aufgetragen, aber vorhanden. Zum Beispiel in unserem Lied „Kinderwälder“.

Clemens: Die Texte entstehen manchmal, weil wir mit bereits existierenden Geschichten einen Dialog eingehen, sie aus einem bestimmten Blickwinkel betrachten oder etwas Bestimmtes herausstellen. Es ist ebenso praktisch wie natürlich, da auf Bestehendes zurückzugreifen, das man kennt und mag.

Constantin: Trotzdem ist das, wie Du schon sagtest nicht der einzige Einfluss und auch nicht das Maß aller Dinge für unsere Lieder – da kommen auch andere Themen drin vor – „Prof. Wright“ eben ist natürlich das fliegende Gehirn bei "Captain Future" und „Alter Mann“ ist wieder eine ganz andere Baustelle. Bei unserem Album „Sammler“ konnte vielleicht ein etwas heimeligerer Eindruck entstehen, als es vielleicht in Zukunft sein wird und ja: düsterere Themen sind auf alle Fälle schon in Arbeit.


H666: Der Gesang ist bei Bald Anders ja mehr als nur Beiwerk. Vielmehr ist er meiner Meinung nach als absolut gleichwertiges Instrument zur restlichen Instrumentierung zu betrachten, der durch die enorme Bandbreite eine sehr feine Akzentuierung der Atmosphäre der jeweiligen Stücke ermöglicht. Trifft das eurer Meinung nach zu?

Benjamin: Izzys Gesang ist in der Tat sehr charakteristisch. Er ist ein fantastischer Sänger, der sich gut auf die jeweilige Stimmung einlassen kann und dadurch dem Lied immer den nötigen Endschliff verpasst. Er schafft es, die Atmosphäre eines Liedes anzuheben und zu verdeutlichen.


H666: War es von Anfang an klar, dass es klarer Gesang sein soll, oder gab es Überlegungen, extremeren Gesang zu nutzen?

Benjamin: Wie schon am Anfang gesagt, ergibt sich unser Stil aus der Mischung unserer Persönlichkeiten. Und bei Izzy ist es seine Art des Vortragens mittels klarem Gesang. Vielleicht bringen wir eines Tages auch mal „Kreisch-Gesang“, aber im Vordergrund steht erstmal, wie sich jeder selbst - aufgrund seiner Art – ausdrückt.


H666: Hätte eine heftige Metal-Stimme evtl. das musikalische Konzept zu sehr eingeengt?

Benjamin: Vermutlich. Aber eine heftige Metal-Stimme stand eh nie zur Debatte, von daher haben wir nie drüber nachgedacht.

Constantin: Es war von Anfang an klar, dass wir einen „echten“ Sänger brauchen, je vielseitiger, umso besser – und da haben wir mit Izzy jemanden gefunden, der alles kann; mehr übrigens, als auf „Sammler“ zu hören und wir werden sein Können auch in Zukunft reichhaltig ausschöpfen dürfen.


H666: Ich möchte mich an dieser Stelle für die visuelle Präsentation von "Sammler" bedanken. Es macht mir wirklich sehr viel Freude, die Zeichnungen anzuschauen. Stand es von vornherein fest, dass Benjamin, da es sich durch sein Talent (http://sperber-illustrationen.blogspot.de/) ja anbot, für die Gestaltung zuständig ist, oder gab es auch Überlegungen, sich an einen anderen Künstler zu wenden?

Benjamin: Danke erstmal für das Lob! Ich dränge mich mit meiner Gestaltung nicht in den Vordergrund, aber es ist letztendlich naheliegend, dass man es selbst in die Hand nimmt, wenn die Möglichkeiten schon da sind. Und außerdem wäre es eine Preisfrage, wenn jemand von außerhalb der Band die Gestaltung übernimmt. Gute Gestaltung kostet eben.


H666: Oder stand es für Benjamin bereits im Gründungsprozess der Band fest, dass seine Bilder fester Bestandteil des Bald Anders-Kosmos sein sollen, da er das beste Gefühl dafür hat, wie eine bildliche Umsetzung der Texte und Musik auszusehen hat?

Benjamin: Von vornherein stand das nicht fest, aber es ergibt sich aus der Logik und den Umständen, dass man als Musiker natürlich zugleich eine visuelle Vorstellung hat.


H666: Entwickelt ihr zusammen die Bildideen oder kommt der Impuls generell von dir?

Benjamin: Ich denke schon, dass ich meist derjenige bin, der die gestalterischen Impulse bringt, aber wir unterhalten uns schon darüber, in welche Richtung es gehen soll. Ich stülpe dem Ganzen nicht einfach eine Gestaltung über, die dann allen zu gefallen hat.


H666: "Sammler" wurde über das Label Trollmusic veröffentlicht. Musstet ihr lange nach einem passenden Label suchen, oder war es euch von Anfang an ein Begehr, vom Obertroll Thor in sein Reich aufgenommen zu werden?

Benjamin: Ich kenne Thor aus früheren Zeiten und daher war es naheliegend, auch mal bei ihm vorstellig zu werden. Ich schätze seine offene und experimentierfreudige Haltung! Das kann man ihm - gerade bei unserer Musik - nicht hoch genug anrechnen! Ich bin mir jetzt gerade nicht sicher, aber soweit ich mich erinnere, haben wir nicht bei anderen Labels angefragt.


H666: Seid ihr zufrieden mit der bisherigen Zusammenarbeit?

Benjamin: Thor hat es nicht leicht mit unserer Musik, aber man wächst an seinen Aufgaben. Die heutige Musiklandschaft hat sich eh recht stark verändert. Und auch das Konsumverhalten. Das alles merkt man deutlich, wenn man heutzutage auf den Markt tritt.


H666: Wie wichtig ist euch kreative Freiheit für euren künstlerischen Prozess? Hat das Label - wie so manches andere - auch Einfluss auf die Entstehung von "Sammler" genommen oder habt ihr absolut freie Hand dabei?

Benjamin: Thor lässt uns absolut freie Hand. Da gibt es keine Einflussnahmen. Und das rechne ich ihm hoch an!


H666: Mir gefällt der Sound von "Sammler" ausgesprochen gut, da er sehr natürlich, live und erdig klingt. Ich hatte vorher noch nie vom Forester Recording Studio gehört. War dieses eure erste Wahl?

Benjamin: Wir haben natürlich erstmal herumgeschaut, welches Studio sich anbietet, aber das Forester Recording Studio machte dann einen sehr guten Eindruck und somit sind wir dort gelandet. War halt auch wieder eine unserer typischen Herangehensweisen: Kein Plan, lassen wir uns überraschen...


H666: Wie war der Aufnahmeprozess für euch? Habt ihr alles als Band eingespielt, um eine bestimmte Stimmung einfangen zu können?

Benjamin: Der Aufnahmeprozess verlief ruhig, konzentriert und auf das Wesentliche beschränkt. Wir haben das Album nicht „live“ als Band eingespielt, sondern eben ein Instrument nach dem anderen.

Clemens: Man muss schon Glück haben in Sachen Studio. Es braucht für mich einen Tontechniker, der fachlich und menschlich passt, sonst wird früher oder später die Stimmung schlecht und das kann man im Studio überhaupt nicht brauchen. Gerade, wenn man Einspielen muss und unter Zeitdruck steht. Wir hatten das notwendige Glück und vom Erstkontakt bis zur Überbringung der fertigen CD war jeder Tag mit Max Forster eine Freude.


H666: Waren eure Songs beim Entern des Studios bereits komplett fertig oder ergab sich im Studio beim Einspielen noch die eine oder andere Änderung?

Benjamin: Wir waren gut vorbereitet und alle Lieder waren fertig. Hätten wir etwas mehr Zeit gehabt, wären vielleicht noch spontane Ideen eingeflossen, aber unter den damaligen Umständen war eben nicht viel Spielraum.

Constantin: Wir sind mit sehr detailliert ausgearbeiteten Songs ins Studio gegangen und hatten die Rohspuren von Bass und Gitarren, sowie die programmierten Synthies auch schon vorproduziert. So haben wir im Forester Studio also in erster Linie Schlagzeug und Gesang aufgenommen. Die Stimmung und auch eine ungefähre Vorstellung, wie das Material zu klingen hat, hatten wir schon, konnten aber natürlich unmöglich einschätzen, wie gut sich das dann wirklich umsetzen lässt. Da wir von Anfang an aber sehr konzentriert und wie man so schön sagt „zielorientiert“ an die Sache rangegangen sind, hat es sich schnell gezeigt, dass wir mit dem Max und seinem „Forester Studio“ ins Schwarze getroffen haben – er hat sehr schnell verstanden, was wir wollen und hatte die nötige Ruhe und Ausdauer, unsere Vorstellungen umzusetzen. Natürlich gibt es im Studio immer noch kleine Änderungen, aber die waren hier minimal, was unter anderem der kurzen Studiozeit geschuldet ist. Wenn man spontan oder live ein Album im Studio produzieren will, muss man entweder verdammt gut sein oder viel Zeit haben.


H666: Euer Promophoto zeigt euch in geselliger Runde, bzw. Bernhard Tomm alleine, in rustikalem Ambiente und in Begleitung gerstiger Getränke. Ist dies euer Verständnis von Gemütlichkeit oder stellt es eher ein Kunstprodukt dar, welches zum Bald Anders-Konzept und der zugehörigen Atmosphäre passt?

Benjamin: Wir inszenieren kein Kunstprodukt, sondern wollen doch eher authentisch bleiben. Bernhard wurde einfach im Proberaum fotografiert. In seinem natürlichen Umfeld, wie er leibt und lebt. Das Bandfoto entstand im Vereinshaus der Kirchseeoner Perchten. Wir kennen ein langjähriges Mitglied dieser Perchten persönlich und somit ergab sich eine nette Gelegenheit.


H666: Ihr habt zu "Eulenstein" ein herrliches, schön minimalistisches und sehr atmosphärisches Video veröffentlicht. Stammt die Idee für das Video von euch und habt ihr es selber gedreht? Oder habt ihr mit einem professionellen Team zusammengearbeitet, die eure Grundideen dann weiter ausgearbeitet haben?

Benjamin: Sowohl die Idee für das Video, als auch die Umsetzung, stammen aus unserer Feder. Von vorn bis hinten alles selbstgemacht. Selbst ausgeleuchtet, selbst gefilmt, selbst geschnitten.

Clemens: Das ist ein No-Budget-Video, wie es im Buche steht. Gedreht in der verlassenen Brauerei eines ehemaligen Klosters. Früher hatte ich dort mit einer anderen Band einen Proberaum. Die Räume haben sich hervorragend dafür geeignet, Benjamins Ideen für ein "Eulenstein"-Video umzusetzen. Das Team war überschaubar: Wer nicht gefilmt wurde, hat gefilmt oder beleuchtet oder Regie geführt.

Constantin: Wir haben alles selber gemacht. Wir hätten zwar Kontakte und auch die Möglichkeit, professionelles Equipment zu nutzen, aber das bindet einen dann wieder ein bisschen. Vor allem, was die Zeitplanung betrifft – daher haben wir entschieden, das Ganze mit den eigenen DSLRs zu drehen. Ich finde Videos schon eine tolle Sache, es ist halt eine Dimension mehr zur Musik – wenn auch eine sehr anstrengende, wenn man alles selber macht. Auch das spricht dafür, dass wir vielleicht irgendwann zumindest einen Teil der Produktion an Profis weitergeben.


H666: Wie wichtig ist das Medium Video für euch? Ist es ein weiteres Ausdrucksmittel eurer Kunst oder soll es eher der Werbung dienen?

Benjamin: Das Medium Video ist in unserer heutigen Zeit ein wichtiges Mittel, aber in erster Linie haben wir es gemacht, weil es seinen Reiz hat, das auszuprobieren. Zum anderen ist es halt nochmal eine gute Möglichkeit, einem Lied eine weitere Dimension hinzuzufügen.

Clemens: Film als Medium ist für uns sicherlich sekundär, aber der gängigen Praxis, im Internet auch etwas für die Augen zu bieten, wollen wir uns nicht ganz entziehen. Wie auch Coverart, flankiert ein Video die Musik als Ausdrucksmittel und das haben wir genutzt.

Constantin: Der mögliche Promotion-Aspekt ist mir persönlich egal. Wenn aber aus genau diesen Gründen z.B. Seitens des Labels mal was in die Wege geleitet wird, sträube ich mich aber nicht dagegen.


H666: Wird es auch mal möglich sein, Bald Anders live zu erleben, oder ist die Band mehr als Studioprojekt gedacht? Ich denke mal, dass es euch doch sicherlich in den Fingern juckt, euer Material einem Publikum zu präsentieren. Wenn ja, wie habe ich mir ein evtl. Bald Anders-Konzert vorzustellen? Wird es eher einfach gehalten sein, also nur die Band an sich, die mit ihrer Musik zum Träumen einladen will, oder wird es auch eine visuelle Unterstützung zur Erfahrungsintensivierung geben? Dank Benjamin dürften euch ja einige Möglichkeiten offen stehen.

Benjamin: Ja, wir haben vor, Konzerte zu geben. Im Moment sind wir aber noch am Anfang dieser Idee und wissen selbst noch nicht genau, auf welche Art wir uns präsentieren werden. Hängt vielleicht auch ein wenig von den technischen Möglichkeiten und dem jeweiligen Veranstaltungsort ab. Insofern kann ich Deine Frage jetzt nicht eindeutig beantworten, weil wir da selbst noch am Definieren sind.

Constantin: Wir werden irgendwann live spielen. Zwar ist jetzt erstmal das zweite Album dran, dann geht´s aber los. Wie das aussehen wird, wissen wir selbst noch nicht. Da wir, wie jede relativ neue Band, wohl klein anfangen werden, haben wir uns über Show oder Bühnenbild noch keine Gedanken gemacht. Bis auf ein paar Deko-Elemente ist da wohl erstmal nichts drin. Aber es kann schon gut sein, dass wir über kurz oder lang visuell nachlegen und versuchen, aus den Auftritten eine nicht nur akustische Erfahrung für unsere Gäste zu machen.


H666: Das war es dann schon von meiner Seite. Vielen Dank, dass ihr euch zur Beantwortung meiner Fragen und für Hotel666 Zeit genommen habt, es war mir eine Freude. Ich hoffe, es hat euch Spaß gemacht und wir können ein paar Neugierige erreichen, die eure Welt nun erkunden mögen. Dann entlasse ich euch mit der Bitte um ein paar letzte Worte an die wehrte Leserschaft.

Benjamin: Vielen herzlichen Dank für das Interview! Als letztes Zuckerl kann man vorsichtig verraten, dass noch in diesem Jahr ein neues Album folgen wird. Es bleibt spannend...


H666: Das klingt doch schon mal vielversprechend. Ich hoffe, euch hat das Lesen Freude bereitet und euer Interesse an dieser wirklich grandiosen und tollen Band wurde geweckt. Falls dem so ist, lade ich euch herzlich ein auf diese musikalische Reise, die sich wirklich lohnt... und hier ist der Startschlüssel für euren Trip:

http://baldanders-music.blogspot.de/
// Rudi

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