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Interview mit Revel in Flesh
Band: Revel in Flesh
Homepage: http://revelinflesh.jimdo.com/
Datum: 07.01.2017
 
band_logo

https://www.hotel666.de/tmp/2017/0107/15879463_10210429725691815_594012589_n.jpg


Uuuuuargh werte Hotel666-Leserschaft! Nachdem die grandiosen Revel In Flesh im Dezember mit "Emissary of all Plagues" eine der absoluten Top-Death Metal-Scheiben des Jahres abgeliefert hat, war es mir ein rottiges Bedürfnis, den Herren mal etwas auf den Zahn zu fühlen! Hierfür erklärte sich wie beim letzten Mal wieder ihr Sänger Ralf Hauber(sson) bereit, um sich in einer stinkigen Folterkammer von meinen Fragen in Ketten legen zu lassen! Aber lest selber!

H666: Hallo Ralf! Top, dass du dir für Hotel666 und meine Fragen Zeit genommen hast. Wie geht es dir? Ich bin noch etwas matschig vom gestrigen Voivod-/Entombed A.D.-Konzert und im Hintergrund rotiert die neue Graveyard Ghoul im Tapedeck. Dann mal gleich ran an den madenzerfressenen Speck! Mit "Emissary of all Plagues" ist euch echt der Oberknaller gelungen! Und das soll bei euren an sich schon mächtigen Vorwerken schon was heißen. Wie sind denn die allgemeinen Reaktionen bisher? Schlechte können da ja eigentlich nicht dabei sein! Ich bin auf alle Fälle von eurer neuen Scheibe absolut überwältigt und denke, dass ihr mit "Emissary of all Plagues" einen ordentlich Höllensturm lostreten werdet! Ihr seid doch sicherlich auch sehr gespannt auf die Reaktionen der Fans. Oder lasst ihr alles in Ruhe auf euch zu kommen? Habt ihr bestimmte Erwartungen an dieses Album?

Haubersson: Servus Dirk & werte HOTEL666 Leserschaft! Ja, der Deathkult ist zurück und nachdem dieses Interview schon eine Weile auf Halde liegt, kann ich Dir sagen, dass wir in Bezug auf Presseresonanz von unserem bisher erfolgreichsten Album sprechen! Wir müssen das selber erst mal für uns sortieren! Ganz klarer Dank geht an alle, die uns an diesen Punkt gebracht haben! Erwartungen!?! Ganz ehrlich, der Entstehungsprozess dieses Albums, vor allem auch die letzte Phase nach Abgabe beim Label, war mit viel Stress- und Hintergrundarbeit verbunden; man verliert hierbei ganz klar die gesunde Distanz! Auf der anderen Seite sind wir eine Band, die selber sehr kritisch Ihrem Schaffen gegenüber steht. Insgeheim wünscht man sich ja schon, dass es mit dem Album einen Schritt weiter geht, aber wir sind realistisch genug, um zu sehen, dass es eben auch so aussieht, dass der Markt für Death Metal sprichwörtlich ziemlich gesättigt ist. So gesehen sind wir mehr als happy, vor allem weil viele Schreiber jetzt auch sehen, dass wir langsam unseren eigenen Style gefunden haben!
By the way, die neue GRAVEYARD GHOUL gefällt mir auch sehr gut! Die Burschen aus Oldenburg waren kürzlich bei unserer Release Show mit dabei!!!

H666: Die Songs sind dieses Mal melodischer ausgefallen. Insgesamt ist die Scheibe aber auch wieder sehr düster und brutal geworden. War die erhöhte Melodik beabsichtigt oder ist es euch erst im Nachhinein aufgefallen? Ich las in einem Review Amon Amarth als Death Metal-Vergleich für eure melodischen Parts, aber ich persönlich werfe da eher Edge Of Sanity, Unanimated oder auch God Macabre in die Runde.

Haubersson: Für viele gilt wohl heute AMON AMARTH als Beleidigung, dabei wurden deren ersten Releases, vor allem die MCD und das Debüt, in Undergroundkreisen damals als Perlen gehandelt! Ja, mir fiel insbesondere beim Hören der ersten Mix-Versionen auf, dass der Melodie-Anteil krass hochgeschraubt wurde; unser Main Songwriter Maggesson hatte bei „Emissary“ eine übelste Melo-Phase, aber an sich ist der Schritt von „Death Kult Legions“ zu „Emissary of all Plagues“ total natürlich! Wir sind keine Band, die mit den Wurzeln bricht, sondern der Kelch wird von Album zu Album weitergereicht, aber die Dosierung des Inhalts auf unsere (!) Weise intensiviert! Über die Vergleiche mache ich mir mittlerweile keine Gedanken mehr. Unsere Roots liegen ganz klar in der 90er Death Metal Kiste und wir stehen da auch voll dahinter! Ich glaube, dass REVEL IN FLESH vor allem eines verkörpert, nämlich dass ECHTE Freaks hinter der Mucke stehen! Wir sind authentisch - Experimentieren und mit Technik Profilieren steht anderen Bands besser zu Gesicht!

H666: Ist die Band vom Songwriting eigentlich noch mehr zusammen gewachsen? Wie groß ist der Input der mittlerweile nicht mehr ganz so neuen Mitglieder? Nimmt er kontinuierlich zu? Schreibt jeder für sich und ihr tragt es bei den Proben zusammen? Oder schickt ihr euch erst einmal Fragmente per Computer zu und jeder bastelt etwas daran herum? Im letzten Interview erwähntest du ja, dass ihr für gemeinsame Proben längere Distanzen überbrücken müsst. Oder jammt ihr lieber zusammen und lasst die Songs dabei entstehen? Sind die Songs eigentlich schon fertig, wenn ihr sie aufnehmt oder entwickeln sie sich erst beim Aufnahmeprozess zu Ende?

Haubersson: Hm, an unserer Arbeitsweise hat sich nicht viel geändert! Maggesson hat im Studio den Löwenanteil am Songwriting und für die entsprechenden Sessions gesellen sich Vögtsson und Herrmannsgard dazu. Von Herrmannsgard stammen z.B. auch die Basics für „Casket Ride“ und „Servants of the Deathkult“. Wir sind nach wie vor aufgrund der räumlichen Distanz der Wohnorte keine typische Proberaum-Band! Einerseits schade für das Bandgefüge, andererseits für uns definitiv die effektivere und produktivere Arbeitsweise. Die anfänglichen Demoversionen wachsen bei den finalen Aufnahmen i.d.R. nochmals! Maggesson legt dann viel mehr Wert auf die Einzelheiten und vor allem ganz klar auch auf den Sound der Rohversion und das saubere Einspielen.

H666: Bezieht ihr eure Inspiration eigentlich auch außerhalb der Musik, z.B. durch Filme? Oder wirklich nur durch Metal bzw. Death Metal? Gibt es auch einen (musikalischen) Blick über den Tellerrand?

Haubersson: Jetzt nur in Bezug auf die Musik ist es schon so, dass METAL der für uns üppigste Quell der Inspiration ist! Der Horizont ist jedoch weit gefächert, d.h. von Classic Rock (siehe UFO Cover), alter Hardrock über Doom bis hin zu extremen Death/Black/Grind. Nicht alles, was wir hören, findet sich auch im Klangbild von REVEL IN FLESH wieder! Für uns muss REVEL in sich stimmig sein! Ganz klar ist jedoch auch so, dass die Metal-Szenerie heute an sich offener ist als je zuvor, das auch auf dem harten Sektor! Das spiegelt sich in unseren Faves auch wider, aber in Bezug auf REVEL selber ist die Death Metal-Agenda klar eingegrenzt! In Bezug auf Lyrics geht es auch um das Erzeugen von Stimmungsbildern, welche auch durch klassische Horrorfilme (stehe unheimlich auf den 70er- und 80er-Kram) oder auch Serien wie „Game of Thrones“ beeinflusst sind! Zum Teil sind es auch geschichtliche Themen, welche auf die eine oder andere Weise auch schon in REVEL Lyrics verarbeitet wurden!

H666: "Emissary of all Plagues" wurde wieder von Dan Swanö gemixt und gemastert. Wie ist es, mit ihm zu arbeiten? Ist es eher ein ehrfürchtiges Aufschauen zu einer Legende oder eine Zusammenarbeit auf gleicher Ebene, so als würden Kumpels zusammen sitzen und sich wie die kleinen Kinder freuen, weil sie gerade am ultimativen HM2-Sound basteln? Der Sound ist dieses Mal homogener und noch fetter ausgefallen. Seid ihr mit entsprechender Vorstellung zu ihm gegangen oder kristallisierte sich das Ergebnis erst während seiner Arbeit an dem Album heraus?

Haubersson: Seit dem zweiten Album haben wir den Mix- UND (!) Mastering-Job ja an Dan Swanö (UNISOUND Studios) abgegeben, so dass für den final wichtigen Prozess ein Produzent mit mehr „Knowhow“ und vor allem mit „frischen Ohren“ zu Werke geht. Das war jetzt auch im finalen Entstehungsprozess von „Emissary of all Plagues“ eine große Bereicherung, denn nach endlosem Brüten über den eigenen Kompositionen ist irgendwann der Tunnelblick da, so dass eine außenstehende Person absolut bereichernd ist. Es sieht auch so aus, dass Dan Swanö uns im Vorfeld auch ein paar Tipps zum Vorbereiten der Gitarrenspuren usw. gegeben hat, was dem Endprodukt enorm geholfen hat!
In Sachen Produktion ist es alles ein Learning by Doing und wenn wir unsere Produktionen von Album Nr. 1 bis heute vergleichen, so ist ein stetiges Wachsen erkennbar, obwohl wir gewisse Grundsäulen in unseren Arbeitsweisen, u.a. auch die Zusammenarbeit mit Dan Swanö, beibehalten haben. Man merkt eine klare Entwicklung, zu welcher Maggesson den Löwenanteil beigetragen hat!
Das neue Album ist unser bisher melodischstes Werk. Einerseits ist die Produktion klarer, aber andererseits immer noch ein Death Metal-Sound, welcher atmet und nicht klinisch am Tropf hängt!
Final sei jedoch auch gesagt, dass wir durch Maggessons VAULT M. Studio ganz klar den Vorteil haben, auf „Do it yourself“-Basis die Grundproduktion selber zu machen. Das ist vor allem auch finanziell für uns eine große Erleichterung!
Nur am Rande: Es mag Dir vielleicht etwas die Illusion bezüglich der Zusammenarbeit rauben, aber die ganze Kommunikation mit Dan Swanö verlief komplett übers Internet; d.h. Schriftform! Wir haben im Prinzip während der ganzen Produktion nie ein Wort miteinander gesprochen; mag für Außenstehende seltsam klingen, aber am Ende läuft heute sauviel über Datenverkehr! Es war jedoch so, dass wir 2015 bei unserem Gig mit THANATOS & SOULBURN Dan zu Besuch hatten; war eine nette Runde mit einigen Bierchen; glaub', ihm hat's auch gefallen!

H666: Das Artwork von Juanjo Castellano für "Emissary of all Plagues" ist echt der Oberhammer! So etwas Geiles aber auch! Seine bisherigen Werke für euch waren ja schon top und absolut stimmig zu euren Death Metal-Granaten, aber dieses Mal hat er sich echt selbst übertroffen! Sprecht ihr euch vorher mit ihm ab, falls ihr schon genaue Vorstellungen habt, oder lasst ihr ihm bei seiner Gestaltung freien Lauf und lasst euch überraschen? Falls letzteres geschieht, kann er sich an bereits fertigen Songs und Texten orientieren, die ihn inspirieren sollen?

Haubersson: Hier muss ich etwas weiter ausholen! Das Cover-Artwork von Juanjo Castellano war eine bereits fertige Arbeit, welcher unser spanischer Artwork-Guru eigentlich für ein eigenes Projekt zurück halten wollte. Im Zuge der Diskussion um ein neues REVEL IN FLESH-Albumcover zeigte er mir diese Arbeit und ich war sofort Feuer und Flamme! Glaube mir, es war kein leichtes Unterfangen, ihm dieses Artwork abzuschwatzen! Mir schwebte ein Artwork vor, welches auf einer zentralen Figur aufgebaut ist. Das Artwork hatte bei Juanjo Castellano bereits den Namen „Emissary of all Plagues“ und dieser hörte sich so verdammt gut und treffend an, so dass ich dieses auch als Albumtitel durchgeboxt habe! Den Titel hat also der Coverkünstler verbockt! Hinter dem Albumcover steckt vom Künstler die Idee, dass die mythische Gestalt eine Art Besessener ist, welcher verurteilt und lebendig begraben wurde. Entgegen aller Erwartungen kehrt er jedoch aus der Unterwelt zurück und rächt sich mit fürchterlichen Plagen an seinen Peinigern! Kurzum, dieser Stoff ist geradezu perfekt für einen ordentlich gesalzenen Death Metal-Text, wobei der Abgesandte in den Lyrics für unseren „Kult of Death“ steht, sprich nichts und niemand kann diesen endgültig zu Grabe tragen außer er selber! In dem Text tauchen viele Querverweise zu anderen RIF Texten auf, so dass dieser Opener auch textlich eine ganz klare Botschaft hat: REVEL IN FLESH sind zurück!!!

H666: Eure Texte sind ja Death Metal pur! Wie entstehen sie? Eher spontan oder ist es eine lange nervenaufreibende Prozedur? Die Worte fließen einem ja nicht immer gleich gut aus der Feder. Beim letzten Mal meintest du ja, dass auch die Texte in das todesmetallische Gesamtbild passen sollen. Ich finde ja auch, dass sie echt sehr gelungen sind.

Haubersson: Hm, die Sache ist zeitaufwändiger als so mancher denkt! Auch wenn es oberflächlich betrachtet puristische Death Metal-Texte sind, so läuft es dennoch so ab, dass ich meine Gedanken mit dem Songgerüst verschmelzen muss! Ich höre beim Ausarbeiten der Texte und Gesangslinien eigentlich meist die instrumentale Demoversion des Songs. Es geht darum, in den „Mood“ zu kommen, zu prüfen welche Passagen texttauglich sind und vor allem, welches Thema auch zum Stimmungsbild des Songs passt! Klar gilt nach wie vor die Theorie des passenden Gesamtbildes, aber nach bald 50 REVEL-Eigenkompositionen wird es auch immer schwerer, sich stets selber neu zu erfinden! Des Weiteren kann man den gewissen kreativen Schub auch nicht erzwingen, so dass es schon vorkommt, dass man lange über einem leeren Blatt brütet, Ideen wieder verwirft oder andererseits in guten Momenten einen richtigen Flow bekommt! Das Ausarbeiten von Texten und visuellen Konzepten sehe ich persönlich als einen genauso essenziellen Part wie das instrumentale Songwriting.

H666: Gab es bisher noch keine Intention eher etwas Politisches bzw. Sozialkritisches zu schreiben, wie z.B. bei Napalm Death oder Gorefest? Die Realität ist ja in der Regel brutaler als die Fiktion.

Haubersson: Logisch liebe ich „Harmony Corruption“ von ND oder „False“ von GOREFEST! Aber ich habe keinen Punk-Background und ich will in meinen Lyrics nix Predigendes oder Weltverbesserndes haben! Mir ist klar, dass die Realität härter denn je zum Himmel stinkt, aber in den Lyrics geht es darum, auch eine eigene Welt zu schaffen, welche wir mit REVEL in dieser „Deathkult“-Unterwelt gefunden haben! Wir wollen ein in sich geschlossenes Werk bieten, d.h. Musik, Artwork und Texte sollen den Hörer in unsere Welt entführen! Ich stehe auf den Geist der späten 80er Death Metal-Bands, wo Lyrics eben auch das Genre definieren und Politik hat da für mich nichts verloren!

H666: Mittlerweile hatte ich ja mal das Vergnügen, euch live zu sehen, und zwar im feinen s.v. Jugendhaus Ost in Wolfsburg. Ich hoffe, es hat euch damals gefallen! Ich fand es echt grandios und mega intensiv! Ich fand es auch sehr ansprechend, dass ihr auf der Bühne nicht nur herumsteht, sondern auch echt gut abgeht und eure Musik überzeugend durchlebt. Geht ihr mit entsprechender Intention auf die Bühne oder lasst ihr euch von der Atmosphäre und vom Publikum mitreißen?

Haubersson: Das Publikum will Energie sehen und die Energie von der Band aus kommend muss ansteckend sein! Die Live-Situation zeigt, wie gut die Lieder einer Band wirklich funktionieren und wenn Du es schaffst, ein Publikum auf Deine Seite zu ziehen, dann hast Du es richtig gemacht! Da spielt es auch keine Rolle, ob Du vor 25 oder 250 Leuten spielst! Die Freaks, welche zu dem Gig kommen, verdienen es, das volle Brett zu bekommen. Für uns ist es wichtig, dass Band und Publikum eins werden!

H666: Seid ihr eigentlich bisher nur in Deutschland aufgetreten oder ward ihr auch schon auf internationalen Bühnen unterwegs?

Haubersson: International ist ein rotes Tuch! Wir haben auf dem Booking-Sektor noch einiges aufzuholen. 2013 haben wir mit GRAVEYARD und DECAPITATED CHRIST (Danke Xavier!!!) in Barcelona gespielt und 2016 waren wir für einen Gig mit POLTERGEIST in der Schweiz! Es wird jedoch höchste Zeit für uns, aus den deutschen Grenzen auszubrechen!

H666: Die generelle Mobilmachung der "Death Kult Legions" hat ja auf alle Fälle schon mal geklappt! Jedenfalls ist das mein Eindruck. Bekommt ihr viel Resonanz aus dem Ausland?

Haubersson: Momentan seit dem Release von „Emissary of all Plagues“ spürbar mehr, vor allem auch aus Nordamerika. Aber Nachrichten, Likes, Bestellungen und Features in der Presse sind das eine - für uns wäre rausgehen und spielen momentan das A und O! Es sieht jedoch so aus, dass Touren, vor allem rentable, eine ganze Stange Geld kosten und andererseits hat jeder von uns auch reales, wirkliches Leben mit Job, Ärger und jeder Menge Bullshit, den es täglich zu kitten gibt!

H666: Seit eurer Bandgründung habt ihr bisher acht Splits veröffentlicht und alle auf Vinyl. Und wenn ich mich nicht irre, hat es tatsächlich bisher nur "Casket Ride" auf einen Longplayer geschafft. Ist Vinyl euer bevorzugtes Medium? Wollt ihr für die Leute, die einen Plattenspieler besitzen, etwas Besonderes anbieten oder ist einfach nur ein Tribut an die alten Tage?

Haubersson: Ich glaube, durch die vielen Splits haben wir uns auch eine Art „Vinyl Following“ geschaffen! Das neue Album war z.B. in kürzester Zeit nach dem Release bei Band und Label auf Vinyl ausverkauft. Vinyl und Tapes sind im Prinzip die klassischen Underground-Tonträger und auch die Stücke, welche in der Sammlung einfach was her machen! Klar steckt da auch die eigene Jäger & Sammler-Leidenschaft dahinter. Ich persönlich kann z.B. Freaks nicht verstehen, welche sich MP3s kaufen. Ein gutes Album verdient einen Platz im Regal und nicht auf der Festplatte!

H666: Ich wette, die Fans, die nur einen CD-Player haben, dürften am Rad drehen, da sie nicht an die Songs kommen. Oder habt ihr evtl. irgendwann mal vor, wie Depression eine CD-Compilation mit den Vinylsongs zu machen?

Haubersson: Besagte „Compilation of Flesh“ mit den 7" Eps und raren Tracks sollte/muss irgendwann kommen, aber momentan liegt hierfür kein Masterplan vor! Im Prinzip haben wir mit den ganzen EP-Tracks zusammen fast ein weiteres Album beisammen, aber ich mag auch den Gedanken, dass diese Songs was exklusives haben und nicht überall zugänglich sind!

H666: Ihr habt ja auch schon ein paar gelungene Videos produziert. Seid ihr große Freunde von Videos oder seht ihr sie eher als Mittel zum Zweck, also als Werbung? Letztendlich sind sie ja für die Promotion entstanden, aber was Cooles für das Auge kann ja trotzdem daraus werden. Mir schwirren da z.B. Morgoths "Sold Baptism"/"Under The Surface", Morbid Angels "Rapture"/"Gods Of Emptiness", Dismembers "Soon To Be Dead"/"Dreaming In Red", Entombeds "Left Hand Path"/"Hollowman", die Videos zu den My Dying Bride-EPs oder Winters "Servants Of The Warsmen" als Beispiele im Kopf herum. Vor allem "Sold Baptism" und "Dreaming In Red" sind für mich perfekte Death Metal-Videos! Würde es sich denn heutzutage noch lohnen, aufwändigere Videos zu drehen?

Haubersson: Klar kenne ich die ganzen alten Videos aus HEADBANGER’s BALL-Zeiten noch…da hat man sich über besagte Clips wie ein Schneekönig gefreut! Fakt ist, dass Videos heute vor allem für die Promotion in den sozialen Medien wichtiger sind als je zuvor; aber um ein gutes Video zu machen, muss man auch eine ganze Stange Geld in die Hand nehmen (oder entsprechende Kontakte haben)! In der Regel ist es jedoch so, dass die Albenproduktionen bereits sehr viel Kapital verschlingen! Wir haben bisher auf „Do it yourself“-Basis und mit der Unterstützung von ein paar Freunden vom Fach ein paar Videos gemacht, aber in gewisser Hinsicht sind unsere Mittel momentan ausgereizt, so dass für MEHR einfach auch MEHR investiert werden muss! Für „Fortress of Gloom“ haben wir erstmals ein Lyric-Video mit Animation gemacht und in Kürze werden wir noch einen Clip für „Casket Ride“ nachschieben! Es sieht eben auch so aus, dass ständig eine Steigerung her sollte und das wird auf Dauer tricky!

H666: Der Wechsel von F.D.A.-Rekotz zu Cyclone Empire Records ist ja schon eine Weile her. Ist der Vertrag damals ausgelaufen? Wie ist die bisherige Zusammenarbeit mit Cyclone Empire Records? Meinem Eindruck nach scheinen sie ja gute Arbeit zu machen. Sind sie eine tatkräftige Unterstützung bei der Umsetzung eurer Pläne?

Haubersson: Die Verträge sind mit beiden Labels erfüllt, d.h. momentan sind REVEL IN FLESH frei von allen Bindungen! Ganz klar sind jedoch beide Firmen noch Geschäftspartner von uns. CYCLONE EMPIRE haben in Verbindung mit SURE SHOT WORX einen Killer-Job für die Promotion von „Emissary of all Plagues“ gemacht! Die Zeiten und Voraussetzungen in diesem Business sind schwieriger als je zuvor und wir danken vor allem Martin von CYCLONE EMPIRE für seinen Einsatz für das neue Album! In jeder Geschäftskonstellation haben wir für uns dazugelernt und es wird sich zeigen, wo der Weg mit RIF noch hinführt!

H666: Death Metal ist ja nun wahrlich kein Goldtopf. Wie verdient ihr eure Brötchen und das Geld für neue Platten?

Haubersson: Jeder von uns steht beruflich unter Strom und muss für die Band mehr oder weniger Zeit freischaufeln! Details zu unseren Berufen können wir Dir mal bei einem Bier erzählen, aber da ist am Ende wenig Rock’n’Roll dabei, wenn der Wecker um 5:00 klingelt :).

H666: Widmet ihr euer ganzes Privatleben dem Death Metal oder gibt es auch noch andere Interessen?

Haubersson: Musik ist ein wichtiger Bestandteil, aber keiner von uns kann sich eine komplette Limitierung erlauben! Ach ja, Alkohol/Party zählt auch als Interesse, oder!?! Ha! Ha!

H666: Nimmt die Band viel Zeit in Anspruch?

Haubersson: SAUVIEL! Die Hintergrundarbeit ist enorm und der Aufwand vor allem von „Emissary of all Plagues“ sprengt den Zeitaufwand eines „normalen“ Hobbys schon lange!

H666: Mir ist neulich mal aufgefallen, dass Revel In Flesh ja aus dem gleichen Ort wie Last Episode kommt. Gibt es das Label bzw. den Shop eigentlich noch? Gibt es im Ort auch direkt ein Geschäft zum Shoppen? Wie ist deine Meinung zu Last Episode? Wir haben da früher gerne die Sonderangebote bestellt, hahaha. Vom Label an sich ist außer Behemoth, Belphegor und Cryptic Carnage nichts bei mir hängen geblieben. Ich glaube Mystic Circle waren dort auch mal und wir fanden sie furchtbar, hehehehe.

Haubersson: Man konnte bei LAST EPISODE direkt im Lager einkaufen; mehr Worte will ich jedoch nicht darüber verlieren! Es gibt in diesem Business viel Scheiße, aber dennoch muss man bei den Fakten bleiben und sagen, dass LE damals für Bands wie GRAVEWORM, MYSTIC CIRCLE, BELPHEGOR, HAGGARD etc. ein wichtiges Sprungbrett war.

H666: Venom/Venom Inc, Entombed/Entombed A.D., Terrorizer/Terorrizer L.A. . Was denkst du darüber? Ich bin da etwas zwiegespalten. Teils werden einfach nur die alten Songs gespielt, teils werden neue Sachen veröffentlicht. Ist es nur Geldmacherei? Oder sind es einfach nur zerstrittene Leute, die weiterhin Bock haben, das bisher Erreichte weiterzuführen? Die "World Downfall" mit Oscar Garcia am Gesang live zu erleben, war natürlich der Oberhammer! Entombed A.D. kam auch recht cool, auch wenn ich erst etwas skeptisch war bezüglich der alten Entombed-Songs. Abgesehen von L.G. Petrov stand ja für die nicht eigenen Kompositionen so gesehen eine Coverband auf der Bühne. Ein stark angetrunkener und fröhlich gestimmter L.G. Petrov machte aber sowieso alles wett, hehehe. Wie ist deine Meinung dazu?

Haubersson: Das Leben von Musik ist in der extremen Sparte eine extreme Herausforderung und ich denk’, so mancher Musiker erlebt eben in seiner „Midlife Crisis“ auch gewisse Existenzängste in Bezug auf die Zukunft und die Finanzen, was vielleicht auch zu solchen Entscheidungen wie von Dir beschrieben führt!
Generell muss ich sagen, dass ich vor all den erwähnten Bands großen Respekt habe! Das sind Lebenswerke einzelner und Musik, welche den Test der Zeit überstanden hat. Hier stecken definitiv auch Opfer drin, welche man sich als Fan oft gar nicht ausdenken kann!

H666: Eine Zeit lang dachte ich ja, dass der aktuelle Death Metal-Boom seinen Zenit erreicht hat und die Blase platzt. Aber die letzte Zeit hat mich eines anderen belehrt, da ein geiler Knaller nach dem anderen veröffentlicht wird, was mich wirklich sehr freut. Was hat dich in letzter Zeit begeistert und was für Bands kannst du uns empfehlen? Ich habe dank eines deiner Facebook-Posts The Fog für mich entdeckt und ein Freund hat mir Evoked empfohlen.

Haubersson: Persönlich finde ich schon, dass der Markt wahnsinnig übersättigt ist; aber es kommen immer noch GUTE (!!!) neue und junge Bands hervor! Ich denk jedoch, dass es wichtiger ist als je zuvor, dass eine Band sehr schnell eine eigene „Erkennungsmarke“ entwickelt! 2016 fand ich im Death Metal-Bereich BLOOD INCANTATION, das neue Album von GRAVEYARD (ESP), VANHELGD oder auch SACRAMENTAL BLOOD gut. Letztere kommen aus Serbien und spielen eine krasse Mischung aus alten Monstrosity, Vader, Sinister und Vital Remains!!!

H666: So, Ralf, das war es von meiner Seite aus. Vielen Dank, dass du dir für uns Zeit genommen hast und ich hoffe, du hattest Spaß an den Fragen. Dann entlasse ich dich mal aus meiner Fragenknechtschaft mit der Bitte um ein paar letzte Worte an die Leser dieses Interviews.

Haubersson: Danke Dir für dieses fette Interview! Hat ja fast monumentalen Umfang.
Hat absolut Spaß gemacht, da es keine Standardfragen waren! Ich hoffe, man sieht sich mal wieder auf ein Bier bei irgendeinem Gig... mehr REVEL IN FLESH findet Ihr auf unserer Facebookseite!!! HAIL THE DEATHKULT!!!

H666: Vielen Dank für die netten Worte, Ralf und auch Dank, dass du etwas von deiner Zeit uns gewidmet hast :)! Jepp, wäre cool, sich mal wieder über den Weg zu laufen! Ich hoffe, ihr Death Metal-Freaks hattet auch etwas Spaß beim Lesen dieses Interviews und gebt diesem Todeskommando auch weiterhin die volle Unterstützung, die sie verdient! HAIL THE DEATHKULT!!!
// Rudi

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