Und schon ist es leider wieder vorbei, das feine Rockharz 2019.
Doch fangen wir vorne an und blicken zurück auf ein illustres Wochenende, was so mancher zu einer ganzen Woche Urlaub der besonderen Art werden ließ.
Auch in diesem Jahr wurden bereits am Sonntag die Koffer gepackt. Montag hieß es noch die letzten Stunden auf Arbeit zu verbringen und dann die Koffer ins Auto zu verfrachten. Dienstag morgen ging es dann sehr pünktlich los. Ein Anreisechaos gab es in diesem Jahr wohl nicht, trotzdem ließ sich der Anreise Ansturm nicht ganz verhindern. Ein großes Lob aber abermals an die kühlen Köpfe, die das Ganze mit Humor nahmen. Und auch ein großes Lob an die Security, die die Einlasskontrolle routiniert und souverän abgefertigt hat.
In diesem jähr gab es eine kleine Neuerung in Sachen Camping: Erstmals haben die Grabenschlampen die striktere Einweisung zum Camping übernommen. Nicht alle Gäste fanden das wohl so super, insgesamt Mus man aber einfach sagen, dass es zufiele Grünflächen und unnütz reservierte Campingflächen seitens mancher Besucher gab und das diese Maßnahme definitiv sinnvoll ist. Ich kann hier nur immer wieder an alle Besucher appellieren, wirklich nur den Grünbereich zu reservieren, der auch wirklich für das Camp gebraucht
Wird, das erspart allen Gästen unnötigen Ärger. Das Konzept mit den Grabenschlampen hat aber funktioniert, wie man am Luftbild sehen konnte. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle auch hier für die große Geduld und Ruhe am Dienstag sowie Mittwoch Vormittag.
Der Dienstag ist für uns immer der Tag zum Ankommen. Und so haben wir nach dem Camp Aufbau auch nicht sonderlich viel auf dem Pflichten-Zettel. Neben der Nahrungsaufnahme stand also nur ‚Netzwerken‘ und ‚Bierchen Trinken‘ auf der To Do Liste. Abends schauten wir noch im Mutantenstadl vorbei, der bereits geöffnet hatte und auch gut angenommen wurde. Das Rock Harz bildet immer wieder einen guten Treffpunkt für alte Bekannte, viele familiäre Gesichter und auch den ein oder anderen neuen Kontakt. Gerade der Dienstagabend ist da noch ideal für viele Gespräche, steht doch noch keine Band auf der Bühne.
Mittwoch
Der Mittwoch ist gnädig und das offizielle Programm startet erst am Nachmittag. Zeit also, gemütlich in den Tag zu starten. Die Caravans der Anreisenden scheint kein Ende zu nehmen und so füllt sich der Platz beharrlich. Gegen 15.30 öffnen sich dann endlich die Tore zum RockHarz 2019.
Der erste Ansturm gilt dem Merchandise Stand. Nach den tumultartigen Szenen der letzten Jahren glänzt hier die Orga in diesem Jahr mit einer Warteschlange. Definitiv eine sinnvolle Maßnahme, um den Ansturm zu kanalisieren. Das Merk ist breit aufgestellt und es gibt zahlreiche Shirts vom Rockharz sowie von den Künstlern zu erstehen. Auch ein modisches Badetuch oder Schlüsselanhänger fehlt nicht im Repertoire.
Doch nicht nur der Merchstand, auch die Bühne erfreut sich einem durchaus guten Zuspruch. Und so ist es immer wieder erfreulich, dass. Auch die Opener auf dem Festival vor einer großen Schar an Fans spielen. FROM NORTH übernehmen Anno 2019 diesen Slot und begeistern von Beginn an mit nordischen Klängen. Zwar gibt es Schwierigkeiten beim Ton (Open Air ja immer so eine Sache), doch die Spielfreude kann darüber hinweg helfen und auch die Zuschauer kommen so langsam in Fahrt. Skandinavischer Folk Metal, der einfach zündet.
Es geht weiter mit BROTHERS OF METAL. Dieser heroische Name kündigt großes an und kann es dann auch liefern. Ein episches Gesangstrio aus männlichen und weiblicher Stimme, eine große Portion Power Metal und Heavy Gitarren Riffs sind die Grundlage für eine durchaus beeindruckende Show. So sieht es auch die Zuschauermenge, und die ersten Haare kreisen. Zu dieser frühen Stunde durchaus nicht selbstverständlich. Die Band spielt wohl erstmals inDeutschland und ist für diese Chance durchaus dankbar. Die Spielfreude schwappt von der Band auf jeden Fall schnell auf das Publikum über.
Im völligen Kontrast zum Heavy PowerMetal steht die nächste Kombo. Die Polen stehen für schnörkellosen Death Metal und eine eigentlich immer gute Live Performance. VADER ballern sich förmlich in die Gehörgänge der Besucher. Und das ist gut so. Ich habe noch keine schlechte Live Show von VADER gesehen und das sollte auch mit dem RockHarz Gig so bleiben. Die Band liefert immer auf den Punkt ab und weiß auch eigentliche Death Metal Muffel zu überzeugen. Hier kommt abermals das Konzept vom RockHarz zum Tragen, dass es eben der Stilmix ist, für den das Festival einsteht.
Mit einem neuen Album im Gepäck und demonstrativ neuem BackDrop präsentieren sich COMBICHRIST als nächstes auf der Bühne. Es ist nicht ganz meine Kerbe, in die die Jungs schlagen. Zuviel Elektro und Gedöns drumherum. Doch mir muss ja nicht alles schmecken. Anders beim Publikum: Die neuen Sachen sind noch etwas schwergängig, aber spätestens bei alten Klassikern kommt das Publikum auch hier mächtig in Wallung. Eine gute Wahl für den Slot vor dem Headliner des Abends.
Und dieser Headliner ist kein Unbekannter. Bereits mehrere Male konnte man JBO auf dem Rock Harz erleben und kommt wohl auch so kaum an der Rosa Spaßfraktion vorbei. Eine witzige Anekdote dazu: Das Team der Grabenschlampen kleidet sich extra für diesen Auftritt in Rosa Hemden und zeigt somit abermals eine gehörige Portion Spaß bei der Arbeit. Da JBO für Spaßmetall und allerlei Klamauk stehen, braucht es schon einen gewissen Alkoholpegel, um das Ganze zu ertragen. Aufgrund der fortgeschrittenen Stunde scheint das Publikum hier fleißig Hausaufgaben gemacht zu haben. Es wird mutgeschunkelt, gegrölt und abgefeiert. Ein wenig Fremdschämen, ob das noch Tal ist weicht schnell dem ‚dann machen wir halt mit, Gute Laune!‘ „Ein guter Tag zum Sterben“ finassiert den Klamauk und die Band bedankt sich artig beim Publikum.
Danach wird es wieder ernster. Das rosa Publikum tauscht mit denen, die ‚ordentliche‘ Musik abfeiern möchten. Das Urgestein UDO Dirk Schneider kündigt sich als letzte Band des ersten Tages an. Es ist interessant zu sehen, wie schnell sich das Publikum durchmischen kann. Man merkt deutlich, dass der Altersschnitt nach oben geht und viele Die Hard Fans den Weg vor die Bühne gefunden haben. Das Infield ist sehr gut gefüllt und Dirk Schneider spielt routiniert sein Set runter. Alte Klassiker finden erst später auf die Setlist, am Anfang steht neueres Material. Das Publikum kommt im Laufe des Sets zunehmend in Fahrt und so ist auch dieser Slot am Ende ein voller Erfolg. Und zudem ein guter Abschluss des ersten Tages.
Donnerstag
Nach einer viel zu kurzen Nacht wartet der erste ‚richtige‘ Festivaltag auf uns. Auf der Bühne wird es wieder skandinavisch. Diesmal starten Finnen das Tagesprogramm. Mit ebenfalls neuem Album im Gepäck entern BLOODRED HOURGLASS die Bühne und stehen einer großen Zuschauerschar gegenüber. Trotz früher Stunde, es ist immerhin kurz vor 12, haben sich schon viele Besucher auf das Infield gewagt. Musikalisch bewegen wir uns auf Melodic bis Death Pfaden. Dass hier noch nicht die ganz harte Keule ausgepackt wird, passt aber zur Tageszeit. Ein erster kleiner Moshpit lässt sich dann aber doch erkennen und man merkt, dass das Festival so richtig losgeht.
Weiter geht es mit NERVOSA. Die Damen sind keine Unbekannten mehr, haben wir sie doch schon auf dem beschaulichen IN Flammen Open Air erleben dürfen. Allerdings sind sie beim RockHarz Publikum wohl noch nicht recht angekommen. Zwar füllt sich das Infield bereits, vor der Bühne hätte ich aber gern mehr Publikum für die 3 Brasilianerinnen gesehen. Was da von der Bühne runterrollt, ist feinster Thrash. Dabei überzeugt Fronten Fernanda durch eine solide Arbeit am Bass und eine imposante Mimik Akrobatin vom Fach. Auch am Schlagwerk und an der Gitarre passt alles in dem Set und der Auftritt geht einfach nur nach vorne. NERVOSA haben sicher noch viel vor und gehören locker in die Abendstunden solch eines Festivals. Sie brauchen sich vor den großen Größen der Thrash Szene keineswegs zu verstecken.
Etwas düsterer wird es danach mit einem Urgestein aus dem Goth Bereich. Auch LACRIMAS PROFUNDERE waren schon einmal zu Gast beim RockHarz. In neuer Formation (das Bandkarussell kreiste auch hier kräftig) geht es dunkel düster durch ein melancholisches Set. Nicht nur musikalisch geht es so einen Gang zurück, auch die Besucher gönnen sich zur Mittagszeit wohl eine kurze Pause.
Es folgt eine Band, die man einfach mögen muss und wo ein gewisser Mitmachen Faktor erforderlich ist: VAN CANTO wissen nicht nur stimmlich zu überzeugen, sondern wirken vor allem im Gesamtkontext unheimlich abgestimmt und sicher. Es ist ebenfalls nicht der erste Auftritt der Kombo, ich mag aber zu behaupten, dass es der stärkste bisher ist. Dem Publikum wird dabei nicht nur geboten, es wird auch freudig zum Mitmachen angeregt. Das allseits beliebte „Rebellion“ findet guten Anklang und es ertönt ein feiner Publikums Chor. So puschen sich Fans und Band zu einem gelungenen Set, dass in einem Medley endet, indem auch Metallicas „Master of Puppets“ integriert wird.
Von A Capella zu einer Kapelle besonderer Güte in Sachen Unterhaltung. Die Herren COPPELIUS spielen auf. Und wer diesen Namen noch nicht kennt, sollte diese Bildungslücke schleunigst nachholen. Klamauk wird hier großgeschrieben und passt sich hervorragend in die musikalische Leistung mit ein. Die Band versprüht gute Laune, vom ersten Ton an. Selbst einen eigenen Butler leistet sich die Band, der stets für angenehme Bedingungen auf der Bühne sorgt. Doch auch das Publikum wird von ihm, zum Beispiel mit Schnaps, bedacht. Die Stimmung ist heiter und es wird sich munter durch das Set getanzt.
Diesen Schwung guter Laune übernehmen der Hauptmann und sein Gefolge aka FEUERSCHWANZ. Auch hier steht Spielfreude an erster Stelle. Böse Zungen könnten von einfachen Songstrukturen sprechen. Egal, das Publikum feiert eine spielwütige Band. Und die Band fordert das Publikum auch immer wieder zur Interaktion auf. Hoch die Hörner heißt es von den Spielleuten und die Meute folgt. Eine eigene Interpretation der Wall of Death, Met Miezen, große Hupen und das größte Horn bilden die Klammer für ein gelungenen Auftritt. Dem eingeweihten Feuerschwänzer wird eine Stunde feinstem Mitmach-Zirkus geboten. Und dieses Angebot nehmen viele an.
Nach soviel Klamauk darf es gern auch mal wieder was ernsteres sein. Erneut steht Thrash auf dem Sepiseplan. Die Amerikaner haben es ein wenig schwer, nach der Partyband in Fahrt zu kommen. Zudem gestaltet sich der Publikumsaustausch ein wenig zögerlich, so dass OVERKILL zunächst vor einem dezimierten Publikum spielen. An der Sache Ansicht ändert das nichts: ein Pit der von Anfang bis Ende durchhält von vorne, eine Thrash Walze sondergleichen von hinten sind die beiden Zutaten, um die Stimmung zum kochen zu bringen. „Rotten to the Core“ ist einer der vielen ‚Hits‘ , die an diesem Tag nicht fehlen dürfen. Nach dem ganzen Klamauk tut es gut, mal wieder ‚richtigen‘ Metal um die Ohren geblasen zu bekommen.
Doch kaum verschnauft, kommt die nächste Band in gar lustigen Kostümen auf die Bühne. Dank ESC und medialem Hype dürfte die folgende Gruppe wohl auch dem letzten auf dem Infield bekannt sein: LORDI gewinnen in diesem Jahr definitiv den Kostümwettbewerb des Rockharz und dürfen sich die Klamauk Krone anheften. „Would you love a monstermal“ fehlt natürlich ebenso wenig, wie eine ausgefeilte Bühnenshow, garniert mit einer attraktiven Zombie Dame. Den Abschluss bildet „Hardrock Halleluja“ bei dem noch mal alle mitgröhlen dürfen. Der Klamauk Teil des Tages dürfte damit geschafft sein, dachte ich. Doch leider war dem nicht so.
Doch zunächst kommen HÄMATOM auf die Bühne und präsentieren feinen DeutschRock. „Alte Liebe rostet nicht“ und so dürfen sich die Herren über eine große Fanschar freuen. Höhepunkt des Sets ist ein Schlagzeuger, der über dem Publikum getragen, sein Set weiterspielt. „Fick das System“ und „Maskenball“ sind weitere Hits, die die Herren im Gepäck haben. Eine solide Show mit allerlei Lichteffekten. Schnörkellos, zwar mit Masken, aber dafür deutlich dezenter.
Darf man 20Uhr schon vom Headliner sprechen, wenn noch rangvolle Namen im Abendprogramm erscheinen? Ich denke, das ist wie immer persönliche Geschmacksache. Für mich ist auf jeden Fall WINTERSUN das Highlight des Abends. Und die Finnen haben zusätzlich noch eine spezielle Show im Gepäck: gespielt wird das erste Album in kompletter Gänze. So ergibt es sich, dass bereits während des Auftrittes von Hämatom der Bereich vor der zweiten Bühne spürbar füllt. Und bei WINTERSUN geht es aber der ersten Minute kompromisslos nach vorne. Viele Fans feiern das gleichnamige Album als eines der Meilensteine des Genres. Und ich kann es ihnen nicht verübeln. Man kann fast schon froh sein, dass es den Zwist mit Ensiferum gab und so WINTERSUN nicht als Nebenprojekt vernachlässigt wurde. „Sleeping Stars“ bildet ein erstes Highlight im Set und bereits jetzt ist die Stimmung auch im Publikum am kochen. Brachialer Melodie Metal im durchaus spannenden Uptempo, neben dem ersten Highlight des Festivals auch mein persönlicher Headliner.
Danach können CRADLE OF FILTH nicht ganz mithalten. Das Publikum sieht das allerdings gänzlich anders Dani Filth und Mannen plus Dame werden frenetisch gefeiert und liefern eine klasse Bühnenshow ab. Die Setlist reicht quer durch die Disko der band und beschert den Fans alte Klassiker wie „Cruelty brought thee orchids“ oder „Her Ghost in the Fog“. Letzterer schließt den Auftritt des Co Headlines ab.
Der eigentliche Headliner wartet nun mit einer fulminanten Bühnendeko und Show auf. Anders ist es wohl auch kaum zu erwarten. Der Erfolg gibt den Herren recht und das Anfield ist entsprechend srappelvoll. AMON AMARTH oder der Viking Metal himself entern die Bühne und preschen gleich mit dem ersten Lied in die Vollen. Berserker heißt ihr neuer Silberling und so hüllt sich die Bühne zunächst auch hinter einem schwarzen Vorhang mit eben diesem Wort Berserker. Johan Hegt befindet sich in Höchstform und der Rest der Band schließt sich dem lückenlos an. Man mag von AMON AMARTH halten was man möchte, hier und jetzt sorgen sie für reichlich Stimmung und ausgelassene Partylaune. „Oden, guide our Shops“ ist da nur ein Klassiker, dessen Textzeilen hier wohl jeder mitgröhlen kann und dies auch fleißig tut. Mit „Death in fire“ geht es dann auch in Sachen Härte noch einen weiteren Gang nach vorne. AMON AMARTH wissen zu begeistern und das quer durch die Publikums Bank hinweg. Show, Attitude, Songauswahl sowie eine nicht zu bombastische Bühnendeko verhelfen dem Headliner des Abends zu einem wahrlich großen Auftritt.
Nach so einer Band kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen, oder? Nunja, der angesprochene Klamauk Faktor sei hier noch erwähnt. JOACHIM WITT steht noch auf dem Stundenzettel des eigentlich schon langen Tages. Sei es drum, geben wir ihm eine Chance. Allerdings wirken die Ansagen des Herren reichlich daneben und es hat fast den Anschein, als hätte der gute Mann den ganzen Tag schon mitgefeiert und sehr tief in das ein oder andere Glas geschaut. Der Auftritt an sich verläuft schnörkellos und unspektakulär. Es kommen neue Werke aus dem Album Rübezahl und erst zum Ende hin die altbekannten Hits. „Die Flut“ und „Der goldene Reiter“ schließen das Set und somit den Donnerstag des Festivals.
Als Fazit bleibt ein toller Tag mit reichlich Abwechslung und einem merkwürdigen Ende. Der Großteil der Besucher ist aber ohnehin schon auf dem Campground entschwunden, wo es zu den „Aftershow Parties“ geht.
Freitag
Mit ELVELLON geht es melodisch in den Freitag. Für mich ist das Ganze ein wenig zu früh und trotz kompetentem Kemal Fronten Gesang ist die Band nicht meine Baustelle. Die frühe Uhrzeit scheint der Band aber bei Leibe nichts auszumachen. Wer auf Melodie Metal steht kommt hier voll auf seine Kosten. Betrachtet man die frühe Stunde (immerhin beginnt der Tag nochmal eine halbe Stunde früher als Donnerstag ), versammelt sich eine durchaus beachtliche Menge vor der Bühne und feiert die Band.
Danach kommen wir wieder zur Abteilung Klamauk, diesmal aber durch und durch im positiven Sinne. Die Ziegen sind los und entern mit Game of Goats gleich mit einem persiflierten Intro über die Bühne. Was folgt ist ein wilder „Ziegen“-Ritt quer durch die Song Landschaft, geprägt von allerlei animalischem. Das Publikum springt auf. Den Zug auf und man sieht sehr viele Ziegenmasken auch dort. Mosh und Circle Pit vollenden das Bild und sorgen auch schon am frühen Morgen für reichlich gute Laune.
Es folgt mal wieder eine in Maskerade gehüllte Band. WARKINGS entern in Rüstung und Montur die Bühne und versprühen feinsten Powermetal. Auch wenn es wie ein wilder Mix aus dem Kostümverleih aussieht, musikalisch können die Jungs definitiv etwas.
Feucht fröhlich geht es auch bei den Bastards von Mr. Irish weiter. Neben einer willkommenen Abwechslung vom Metal sorgt die Band einfach für eine unheimlich gute Laune. Da muss man einfach mit gehen und die Stimmung genießen. Dass die Münsteraner eigentlich gar keine Iren sind, spielt hier keine Rolle. Irish Folk vom Feinsten und das tut gut.
KISSIN DYNAMITE; CALIBAN und SOILWORK rauschen ziemlich an uns vorbei. Wir erkunden in der Zeit die Stände und Angebote abseits der Bühne und werden mal wieder am Mutz Stand erwartet, der wie immer mit feinster Speise aufwartet.
Doch pünktlich zu DRAGONFORCE sind auch wir wieder vor der Bühne und warten ab, was da auf uns zu kommt. Es steht wieder einmal Power Metal auf dem Programmzettel. Die eingefleischten Fans gröhlen lautstark mit, der Sänger hat nicht nur musikalisch Spaß sondern glänzt auch mit ziemlich langen Ansagen zwischen den einzelnen Songs. Das Publikum ist gewöhnungsbedürftig, aber insgesamt wohl „liebenswert“. Ninja, Powermetal muss nicht jedem gefallen, das Publikum feiert DRAGONFORCE heute aber frenetisch.
Kommen wir nun wieder zu den wichtigen Bands des Rock Harz. Mastermind und Vielsasser Peter Tätern steht auf dem Stundenplan. Nachdem er zuletzt mit PAIN das Rockharz beehrte, steht nun das „Hauptprojekt“ Hypocrisy auf der Bühne. Nachdem es eine längere Zeit ruhig um die Mannen war, kehren sie nun mit umso vollerer Kraft zurück. Alte Kamellen wie „End of disclosure“ oder „Frakturen Millennium“ lassen die Herzen der Fans höher schlagen. Mit „Fire in the Sky“ folgt auch das Pflichtprogramm in jedem HYPOCRISY Set. Die Pause scheint der Band gut getan zu haben und es fehlt kein bisschen an Routine. „Roswell 47“ schließt das Set.
SALTATIO MORTIS stehen im Duell um den Headliner des Abends in den Startlöchern und können es wohl, gemessen am Besucher Zuspruch, locker mit DIMMU BORGIR aufnehmen. Hier treffen zwei unterschiedliche Welten aufeinander. SALTATIO MORTIS behaupten ihre Position als Gaukler und Spielleute und wissen zu begeistern. Sänger Alea scheint ein menschgewordener Flumi zu sein, den man, einmal losgelassen, nur sehr schwer wieder einfangen kann. Die Bühne wird zudem des öfteren in Feuer und Pyro Effekte geholt. Hier scheinen sowohl Band als auch Feuertechniker sehr viel Spaß zu haben. Gespickt ist das Set allerdings nur mit eher neuerem Material, alte Klassiker fehlen leider.
Bühnenwechsel und Headliner Nummer 2 darf antreten. Die Schweden passen sich perfekt in die mittlerweile verdunkelte Landschaft ein, die Bühnenshow ist sehr gut durchdacht und genau konzipiert. Anfang noch unter schwere Kapuzen gehüllt, wissen DIMMU BPORGIR musikalisch voll zu überzeugen. Vielleicht mag der ein oder andere Die Hard Fan die alten, raueren Zeiten von DIMMU BORGIR vermissen, ich rede schon gar nicht mehr von ICS Vortex, doch auch die ‚neue‘ Band weiß, zu gefallen. „Kings of the carnival creation“ oder „Mourning palace“ tragen dazu bei. Mit letzterem bringt die Band einen exzellenten Abschluss.
Nach so viel ernster Musik wird es abermals Zeit für Stimmungsmukke. RUSSKAJA sind da die idealen Kandidaten. Für mich ist das ein zu herber Kontrast nach Dumm, so dass ich mir die Band nur in den ersten Liedern anhöre. Das Publikum feiert aber frenetisch weiter und hat sichtlich Spaß an soviel Partystimmung.
Mit HEIDEVOLK schließt sich der Freitag und die restlichen Besucher mobilisieren vor der Bühne noch einmal alle Kräfte.
Samstag
Mit dem letzten Festivaltag kommen auch die ersten Verluste. Samstag 11.20 Uhr scheint keine gute Zeit für ein Opener Slot zu sein. Zwar geben FOLLOW THE CIPHER alles, und es liegt bestimmt nicht an der Band selber, dennoch verirren sich viel zu wenig Besucher vor die Bühne. Musikalisch befinden wir uns im Bereich Powermetal mit Synth Elementen und teilweise Melodie Einflüssen.
Ganz anders geht es da bei HELL BOULEVARD zu. Zwar ist das Publikum noch sehr verhalten, aber so langsam füllt sich das Infield. Dunkel düsterer Gothic Rock aus der schönen Schweiz weiß zu überzeugen und es kommt so langsam Stimmung auf. Und das trotz der wärmer werdenden Temperaturen dank praller Sonne. Ein Highlight der Setliste mag wohl „Hit me Baby one more time“ sein, bei dem erstaunlich viele Fans textsicher mitgröhlen.
Als nächstes steht mal wieder Power Metal auf dem Speiseplan. Allerdings von der Sorte, wo selbst ich mich erwische, dass sie durch aus Spaß macht. Also SpaßPowerMetal und Vollgas in die gute Laune. Sänger Chris prescht auch gleich von Beginn an los, und verteilt diese gute Laune unter das Publikum. Mittlerweile haben sich mehr und mehr Besucher auf dem Infield versammelt und der Bereich vor der Bühne füllt sich durchaus ordentlich. FREEDOM CALL jagen in rasantem Tempo durch ihre 40 minütige Show. Klassiker wie „Metal is for everyone“ oder „Warriors“ sorgen für
Grölende Fans und textsicheres Mitsingen.
Neben NERVOSA spielen auch BURNING WITCHES als reine Frauenkapelle auf. Feinster Rock N Roll, der sich am Ende doch nicht so ganz in eine Nische pressen lässt. Egal, was da von der Bühne schwappt, weiß zu begeistern und kommt beim Publikum an. Auch wenn nicht jeder Ton der neuen Sängerin sitzt, so überzeugt das Gesamtkonzept schließlich doch.
Als nächstes betreten die drei Herren von GRAND MAGUS die Bühne. Und wer die Jungs kennt, weiß, dass sie immer auf den Punkt abliefern. Keine Schnörkel, kein großes Getue. Bester Heavy Roll Metal aus Schweden. Mitsingen Faktor garantiert. Und dass die Band nicht gerade zu den kleinen gehört, wird spätestens deutlich als bei „Iron Will“ oder „Steel versus steel“ das gesamte Publikum mitgröhlt. Ein solider Auftritt, der jedes Mal wieder einfach nur Spaß macht.
Eine Schippe drauf in Sachen Kompromisslosigkeit, Härte und Durchschlagkraft setzen die Landsmännin von GRAVE. Old School Schweden Death rollt über das Publikum her. Kein großes Rumgehopse auf der Bühne, ein furztrockener Sound, mehr braucht es nicht für ein gelungenen Auftritt. Tatsächlich ist der sound bei den Schweden erstaunlich gut und untermauert noch einmal eindrucksvoll die Härte der Musik. Die Setlist ist gespickt aus alten wie neuen Werken und man pflügt sich durch die gesamte Discografie. Alles richtig gemacht heißt es am Ende und man sieht viele zufriedene Death Metal Maniacs.
Als nächstes kündigt sich leider wieder etwas an, wofür Open Airs nie eine Garantie abgeben können: Das Wetter. Gerade der Vormärz ist ja für seine Kapriolen bekannt und so kommt es beim Auftritt von LEGION OF THE DAMNED zu Tonproblemen durch den einsetzenden Wind. Schade, sorgt dass doch für einen verwaschenen Sound von mal komplett da, bis hin zu „im Winde verweht“. Der Stimmung vor der Bühne indes tut das keinen Abbruch, zumal die Fans eh wissen, womit sie es hier zu tun haben. Professionalität zeichnet sich eben manchmal auch dadurch aus, mit solch Umweltbedingungen fertig zu werden. Mit dem gleichnamigen Song „Legion of the damneu“ wird das Set abgerundet und viele zufriedene Besucher zurückgelassen.
Das Wetter bleibt unbeständig, bildet für die nächste Kapelle aber fast schon den perfekten Rahmen: Mit „Welcome to hell“ geht es ins Set der Dame und Herren von Mono Inc. Die Band hat großes vor und prescht sogleich auch schnurstracks voran. Geboten wird Gothic im schnellere Tempo, mit einer gehörigen Portion Mitsingen Faktor und Klassikern aus der Discografie. Mono Inc sind ebenfalls nicht zum ersten Mal auf dem Rockharz und bedanken sich zwischendurch herzlichst beim Veranstalter Buddy und sind sichtlich erfreut, hier aufspielen zu dürfen. Für viel eingefleischte Fans ist der Auftritt sowieso ein Muß. Viele Gesichter lernen die Band aber auch gerade erst kennen. Die Mischung aus einer Frau am Schlagwerk, die parallel auch noch mitsingt und der düsteren Männerstimme an den Leadvocals sorgen insgesamt für ein tiefdüstere Stimmung, die über die kompletten 60 Minuten nahtlos auf die Fanschar übergeht.
Mit EPICA erwischt mich wieder so eine Epic Symphonie Kapelle, mit der ich mich schwerlich auseinandersetzen kann. Dem Publikum gefällt, und das zählt hier auch. Zwischendurch durchdringen Growls und ein markantes Schlagwerk das eher Melodische Klanggewand, alles in Allem für mit aber zu sanft.
Und schon wieder steht Tanzmusik auf dem Stundenplan. Der erste Headliner kündigt sich mit KORPIKLAANI an. Die spinnen die verrückten Finnen. So in etwa kann man den Auftritt in einem Satz zusammenfassend, und das überaus wohlwollend. Ein breiter Mix aus Instrumenten, ein sympathischer Fronten Jonne und fertig ist die Rezeptur für 60 Minuten Tanzdarbietung auf finnisch. Neben Experimenten um neue Songs sind es wohl vor allem die alten Klassiker die gehört und getanzt werden wollen. Spätestens bei „Wodka“ tobt das Publikum und feiert die Band. „Beer Beer“ schlägt in dieselbe Kerbe und lässt das Partyherz höher schlagen. Am Schluß bleibt ein würdiger Headliner Posten ausgefüllt von drehgeknallten Finnen.
Zeit für den zweiten Headliner. Doch bevor dieser die Show starten darf, verliert der Veranstalter noch ein paar Worte. Das berühmte DankeSagen und Farewell mit einem Teil der Crew steht auf dem Zettel. Sichtlich emotional geht das Ganze über die Bühne und sowohl Fans als auch Veranstalter können wohl nicht so ganz begreifen dass das RockHarz schon wieder fast vorbei ist.
Mit nebulösem Licht, tief violett eingefärbter Bühne und dem allseitsbekannten „Are you dead yet“ spielen CHILDREN OF BODOM als Headline auf. Nachdem ich die Hatebreed Phase der Band ziemlich gut and , ist für mich mit den Jahren irgendwie die Luft raus bei der Band. Es klingt für mich vieles ähnlich bis gleich und es fehlt mir an neuen Ideen. Allerdings liefern die Finnen auf dem RockHarz eine ordentliche Headliner Show. Und auch das Publikum feiert ein letztes Mal mit voller Energie. Klassiker wie „Hate me“ oder „Everytime i die“ fehlen ebensowenig wie neueres Material, etwa „ Angels dont kill“. Neben der Darbietung auf der Bühne sorgt das Wetter weiter für ein wenig Eintrübung der Stimmung. Der Regen hält sich beharrlich. Doch auch dieses Wetter ist das RockHarz Publikum ja bereits gewöhnt.
Nachdem Headliner folgen noch zwei weitere Bands, die jetzt vor der schweren Aufgabe stehen, einerseits die letzten Reserven der Besucher abzurufen und andererseits gegen das Wetter anzuspielen. Hier muss den treuen Fans einmal ein riesengroßes Dankeschön ausgesprochen werden. THE OREILLYS AND THE PADDYHATS haben wahrlich keinen einfachen Stand, setzen ihren Slot aber absolut professionell um. Die Partystimmung von der Bühne schwappt gnadenlos auf das Publikum über und so ist der Regen für die Dauer des Auftritts schnell vergessen. Die übrig gebliebenen Zuschauer feiern und singen mit, der Regen wirdquasi weggetanzt. Das Abschlussfoto der Band findet im Graben statt und die Band huldigt ihren Fans, indem sie sich zu Ihnen stellt.
Das Finale des RockHarz ist ja immer so eine Sache. Dieses Jahr dürfen APOCALYPSE ORCHESTRA den Part übernehmen und warten mit einer düster melancholischen Show auf, zu der das Wetter buchstäblich wie Faust auf Auge passt. Leider schwinden immer mehr Besucher ob des Regens, der späten Stunde und der schwindenden Kräfte. Im Fotograben verabschieden sich Fotografen, Grabenschlampen und Security, so langsam wird man sich bewusst dass das Rock Harz 2019 vorbei ist.
Fazit
Was bleibt einem nach all den Tagen noch zu sagen? Danke RockHarz! Du bist ein tolles Festival, das mit einem unheimlichen Herzblut an die Sache herangeht. Man merkt, wieviel Leidenschaft in dem ganzen Projekt steckt. Es wird mit Umfragen, Foren und Diskussionen die Publikumsmeinung eingeholt und konstruktiv umgesetzt. Das Festival besticht mit der Zwei Bühnen Technik, die es ermöglicht, sich jede Band ohne Beschneidung anzusehen. Geboten wird eine feiner Mix aus allen Spielarten des Metal, vom feucht-fröhlichen Sauflied über Schweden-Death bis hin zu Deutschrock. Dazu ist das RockHarz in einer wunderbaren Kulisse eingebettet und bietet so unheimlich viele, kleine Überraschungen. Es ist ein unheimlich familiäres Festival. Auch wenn es in den letzten jähren immer größer geworden ist, hat es nichts an seinem Charme verloren. Danke RockHarz und See you in 2020.