Flugplatz Ballenstedt, Sachsen-Anhalt. Am 4. Juli 2017 öffneten zum 24ten Male die Pforten des Hexentanzplatzes am Nordharz . Neben Headlinern wie DIRKSCHNEIDER, ARCH ENEMY, HEAVEN SHALL BURN und BLIND GUARDIAN sollten insgesamt 55 Acts aus Metal, Rock und Rock’n’Roll die 4 kommenden Tage in ein rauschendes Fest der harten Musik verwandeln. Soviel sei vorweggenommen: Es war ein Festival, dass sich vor den “ganz Großen” nicht verstecken braucht!
Aber gehen wir das Ganze etwas chronologisch an. Der Veranstalter ermöglichte den Gästen, gegen eine Gebühr von 10€, schon am Dienstag, also zwei Tage vor offiziellem Festivalbeginn, den Campground zu belagern. Dieses Angebot wurde dermaßen gut angenommen, dass am Mittwoch, dem eigentlichen Anreisetag bereits 70% aller Festivalbesucher angereist waren. Damit hatte auch der Veranstalter nicht gerechnet. In Folge wurde am Mittwoch nicht, wie üblich, nur die rechte Seite, sondern das komplette Infield geöffnet. Allerdings standen zu dieser Zeit noch nicht alle Funktionen bezüglich Ausschank, Toiletten und Verpflegung zur Verfügung. Das Rockharz wurde quasi von einer feierwütigen Meute überfallen. Das mag unter anderem an den Headlinern der AFM LABELNIGHT liegen. Diese waren niemand geringeres als den Rockharz erprobten ORDAN OGAN und DIRKSCHNEIDER. Doch das Rockharz-Team reagierte professionell und zügig, so dass auch der eigentliche Anreisetag zu einem rauschenden Fest wurde und den folgenden Tagen kaum nachstand.
Generell muss man feststellen, dass das Rockharz verinnerlicht hat, jedes Jahr ein bisschen besser zu werden. So wurden dieses Jahr auf dem Infield statt Dixis Spültoiletten verwendet und, wenn auch erst am Donnerstag, viel mehr Pinkelpilze aufgestellt als im Vorjahr. Wildpinkeln und hygienische Missstände wurden dadurch auf ein Minimum reduziert. Klasse! Auch der Bierausschank und die Versorgung mit Essbarem waren bis auf wenige Ausnahmen bei den Headlinern fast jederzeit ohne wartezeit möglich. Einzig eine mobile Bierversorgung, wie es mit Zigaretten schon üblich ist, könnte die Getränkelage noch weiter entspannen. Das Essensangebot auf dem Infield sowie auf dem Campground war äußerst umfangreich, so dass niemand, egal ob Karnivor, Veganer oder Marsmensch Hunger leiden musste. Auch im Thema Preisgestaltung kann das Rockharz den anderen Festivals das Wasser reichen. Im Positivsten Sinne. Ein Bier kostete 2,80 zzgl. 20 cent Pfand für den Becher. Für einen Cheeseburger mit Pommes, der obendrein unglaublich Lecker war und mich pappsatt machte, zahlte man 7 Euro. Dafür würde ich zum Beispiel auf dem Graspop Metal Meeting gerade mal eine kleine Pommes bekommen. True Story.
Das herausstechendste Merkmal des Festivals die Gesamtstimmung. Die war unglaublich. So erzählte mir Fenrier, Drummer und Gründungsmitglied bei VARG, dass die Stimmung sehr ausgelassen und das Publikum auf dem Rockharz immer großartig ist. Das merkte er bereits 2010 bei ihrem ersten Auftritt. Auch Jan, Gitarrist bei Furious Anger und Festival-Berichterstatter, kommentierte die Stimmung mit: “Dicke Titten - Kartoffelsalat” (Anm. d. Redaktion: Kartoffelsalat konnte nach eigenen Beobachtungen nicht bestätigt werden).
Nach vier Tagen wildester Feierei mit großartigen Menschen war nur die doch etwas schleppend laufende Abreise ein kleines Manko. So mussten alle Festivalbesucher den Campground am Sonntagmorgen durch eine einzelne Ausfahrt verlassen. Daher kam es auf dem Gelände zeitweise zu Rückstaus von bis zu 3,5 Stunden. Zum Glück standen wir die meiste Zeit neben dem noch immer geöffneten Frühstückszelt, sodass ich mir die Wartezeit mit Kaffee und Rührei versüßte und schon voller Sehnsucht die Festivalplakate für das Rockharz 2018 verinnerlichte. Diese beworben AMORPHIS - EISBRECHER - EQUILIBRIUM - HAMMERFALL - KNORKATOR - PARADISE LOST und ich dachte mir: Noch 360 Tage! Vielen Dank an das Rockharz-Team und bis nächstes Jahr. Versprochen. Besonderer Dank an dieser Stelle auch unbedingt nochmal an die Grabenschlampen und die herrlich bekloppte Fotocrew.
M.K.
Wenn ihr mehr über die einzelnen Auftritte der Bands lesen wollt, schaut euch unseren DAY-BY-DAY Bericht an!
Day-By-Day
Mittwoch
KRYPTOS
Den Opener der diesjährigen AFM-LABELNIGHT durften die Heavy-Metaller KRYPTOS aus Indien stellen. Eingängie Riffs gepaart mit einem gewissen Touch an Härte geben, bei den seit 2012 bei AFM unter Vertrag stehenden 4 Herren, den Ton an.
BLOODBOUND
Die, meiner Meinung nach, völlig unterschätzten Power Metaller um BLOODBOUND aus Schweden präsentierten ihr Ende Februar erschienenes Album “War of Dragons”. Eine ordentliche Portion Hammerfall abzüglich der Glitzer-Rüstungen plus Freude am Spielen prägen ihre Auftritte.
SERIOUS BLACK
Die Herzen der Harry Potter Fans durften aufgrund des Auftritts der Heavy-Metaller SERIOUS BLACK höher schlagen. Imposante Riffs gepaart mit Ohrwürmern und großartiger Spielfreude ließen keine Wünsche offen.
STAHLMANN
Die Quasi-Lokalmatadore aus Göttingen STAHLMANN ließen die Fans der neuen deutschen Härte feiern. Hier macht sich ein weiteres Merkmal des Rockharz Open Air bemerkbar: Musikalische Diversität, die von allen Gästen wohlwollend aufgenommen wird.
ORDAN OGAN
Die stets gut aufgestellten Musiker aus NRW überzeugten mit allem, was geht. Das Resultat war ein [völlig] volles Infield. Es war so brechend voll, dass man sich kaum bewegen konnte. In vielerlei Hinsicht bewiesen die Musiker, warum sie in den letzten Jahren stets größer und bekannter wurden. In allen Punkten hatte man eine Show von absolut fähigen Musikern und Entertainern. Natürlich nutzte die Band ihren Auftritt auch, um ihr neues Album “Gunman” zu promoten. Angefüttert sind wir alle mal!
DIRKSCHNEIDER
Ein Mann, den man eigentlich nicht mehr vorstellen braucht, hatte das Vergnügen den Headliner der AFM-LABELNIGHT zu stellen. Trotz seines Namenswechsels von U.D.O. zu DIRKSCHNEIDER, um seine ACCEPT-Vergangenheit hinter sich zu lassen, spielte er erneut ein ausschließliches ACCEPT-SET. Sehr zur Freude von Jung und Alt. Nach eigenen Angaben sei damit aber nach der aktuellen Tour Schluss. Wir bleiben gespannt.
Donnerstag
INFECTED RAIN
Die offizielle Festivaleröffnung durften die female fronted Metaller INFECTED RAIN aus Moldavien begehen. Sie schafften es, vor einem stetig wachsendem Publikum, uns einen Ohrwurm nach dem anderen mit der nötigen Portion Härte in den Kopf zu prügeln, noch bevor sich das erste kühle Blonde seinen Weg durch den Schlund gekämpft hatte. Großartiger Auftakt!
APRON
Auch wenn sie optisch eher an eine Boygroup erinnern, sollte man Apron bezüglich der musikalischen Leistung nicht unterschätzen. Deutsche Texte und eine deftige Portion Punch-Rock lassen automatisch den Kopf im Takt nicken.
THE NEW BLACK
Rockig ging es mit den Hard-Rockern THE NEW BLACK aus Würzburg weiter, wobei die Töne deutlich sanfter und melodischer ausfallen sollten.
NACHTBLUT
Mit NACHTBLUT legten die Melodischen-Dark-Metaller aus Osnabrück sanfte Töne mit düsteren deutschen Texten auf. Eine Band, die ihre Wirkung wohl besser bei Dunkelheit als in der Mittagssonne entfalten kann.
WOLFHEART
Es bleibt melodisch, doch ziehen die Jungs von WOLFHEART aus Finnland das Tempo etwas an.
CIVIL WAR
Das vier der sechs Gründungsmitglieder von CIVIL WAR vorher bei Sabaton gespielt haben, ist klar erkennbar. Sowohl lyrisch als auch melodiös erinnern die Schweden an die Kapelle um Joakim Broden. Grundsolider Metal mit Potenzial nach oben.
MANTAR
Die zwei Jungs aus Hamburg ließen es mit ihrem Doom-Metal-Punk gewaltig krachen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie die beiden [ursprünglichen] Bremer aus einer Gitarre und einem Schlagzeug teilweise mehr Musik rausholen, als manch 5-Köpfige Band. Weiter so!
RAGE
Mit RAGE kommen wir zum ersten Klassiker des Tages. die 1984 in Herne, NRW gegründete Power-Metal-Band begeistert seit Jahrzehnten die gesamte Metalszene und schaffte es auch heute wieder das Publikum in Rage zu spielen!
DEATH ANGEL
Brutale Grüße hatten die Bay-Area-Thrasher um DEATH ANGEL im Gepäck. Mit Energie un freude am Spiel brachten die US-Amerikaner um Mark Osegueda ein Stück San Francisco in den Harz.
HAGGARD
Ein musikalisches Feuerwehr wird im Folgenden von HAGGARD aus München zelebriert. Mit der perfekten Mischung aus Mittelalter-, Klassik-, und Metal-Elementen verzauberte das Orchester das Publikum.
LACUNA COIL
Es blieb mit den Mailändern LACUNA COIL melodisch und knüpfte stimmungstechnisch perfekt an HAGGARD an.
KADAVAR
Stiltechnisch zwar unschön platziert aber dennoch nicht weniger gut rockten die Psychedelic-Stoner um KADAVAR mit ihrem 70er-Flair in feinster Retro Manier!
ARCH ENEMY
Mein persönliches Highlight des Donnerstags. ARCH ENEMY, das mittlerweile europäisch-kanadische melodic death Projekt konnte nicht nur dank der völlig überzeugenden Alissa White-Gluz am Mikro, sondern auch mit einem knackigen Mix aus Klassikern aus der Angela-Gossow-Zeit sowie neuen Tracks die Stimmungslatte (Pun intended) höher legen. Am 14.07.2017 kommt das Album mit dem Namen “The World is Yours”. Wir freuen uns!
IN EXTREMO
In gewohnter Manier rockten IN EXTREMO das vom Abend weg, was ARCH ENEMY übrig gelassen hatten. Nach ihrem Nummer 1 Album “Quid pro quo” erfüllten die Mittelalterrocker mit kräftiger Feuershow jegliche Erwartungen.
FIDDLER’S GREEN
Den Donnerstag abschließen durften die Folk-Rocker aus ERLANGEN. FIDDLER’S GREEN knüpften nahtlos an die Show von IN EXTREMO an und übernahmen kurzerhand die gesamte Feiermeute. Dies hatte zur Folge, dass das Infield bis spät in die Nacht prall gefüllt war. Ein herrlicher Tag.
Freitag
VLAD IN TEARS
Nach einer viel zu kurzen Nacht eröffneten VLAD IN TEARS, eine Dark-Rock Band aus Italien den Freitag.
KAMBRIUM
Es gibt immer eine Band, die auf einem Festival für eine riesige Überraschung sorgt. Auf dem Rockharz 2017 war es definitiv die Epic-Melodic-Death-Metal-Band aus Helmstedt. Benannt nach einer Periode der Erdgeschichte schrieben die 5 Jungs Bandgeschichte. Obwohl es erst die 2. Band am viel zu frühen Festivalmorgen war, versammelte sich eine Riesenmenge vor der Bühne, die manchem Headliner neidisch werden ließ.
Gitarrist Maximilian Werner im Hotel666-Interview:
Hotel666:
Moin Maxi! Das RHZ17 ist vorbei und die Resonanzen über euren Auftritt überschlagen sich. Wie habt ihr euren Auftritt von der Bühne aus wahrgenommen?
Maximilian Werner:
Als wir nach vorne auf die Bühne kamen waren wir erstmal baff! So viele Menschen um diese frühe Uhrzeit! Das hat uns umgehauen - und es wurden mit der Zeit immer mehr. Die Leute haben ordentlich mitgemacht und uns hat der Auftritt einfach nur Spaß gemacht! Die tolle Crew vom Rockharz hat dazu viel beigetragen - es war sehr entspannt!
Hotel666:
Wenn ich richtig liege, war es der erste Auftritt auf einer Mainstage. Wie fühlt es sich für einen Künstler an, der sonst eher kleinere Shows spielt, auf einer Bühne aufzutreten, auf der nicht einmal 20 Stunden zuvor Bands wie Mantar, Death Angel oder Arch Enemy aufgetreten sind?
Maximilian Werner:
Richtig, das war unser bisher größter Gig und unsere größte Bühne! Wir haben zwar schon auf kleineren Bühnen gespielt, auf denen auch größere Acts waren, aber nicht in dieser Dimension!
Ich glaube, wir haben uns schon ein wenig wie rollige Katzen gefühlt. Als wir nach vorne gingen, die Leute sahen und den ersten Ton anschlugen, war das wie das erste Mal! Kurz, aber gut!
Hotel666:
Von "da unten" hat euer Auftritt richtig Spaß gemacht und sah absolut professionell und stimmig aus. Gab es etwas, was aus eurer Sicht nicht geklappt hat?
Maximilian Werner:
Ich glaube, das Einzige, was nicht geklappt hat, war, dass wir auf der Bühne keine Zeit zum Biertrinken mit euch hatten! Nein, wir sind super zufrieden und würden gerne wiederkommen!
Hotel666:
Da stimmt die Meinung von Publikum und Band definitiv überein. Wir möchten Euch auch bald wieder auf den großen Bühnen sehen! Stehen in nächster Zeit weitere Highlights mit euch an?
Maximilian Werner:
Für uns hat die Konzertsaison dieses Jahr eigentlich erst angefangen. Wir werden unter anderem auf dem “Metallergrillen” und auf dem “Laut gegen Krebs” sein. Außerdem wird es dieses Jahr sogar wieder etwas international, wenn wir im August das erste Mal in Tschechien spielen werden! Und drum herum wird am neuen Album gearbeitet - die Demos laufen schon!
Hotel666:
Wir bleiben gespannt und wünschen euch viel Erfolg für die Zukunft. Vielen Dank für deine Zeit!
CYPECORE
Auf Kambrium folgend operierten die Melodic-Death-Metaller CYPECORE aus MANNHEIM mit einer ordentlichen Note Industrial im Einsatzgebiet Nordharz.
EWIGHEIM
Mit EWIGHEIM aus Thüringen brachten zwei alte Bekannte, nämlich EISREGEN-Schlagzeuger Ronny Fimmel und THE-VISION-BLEAK-Sänger Allen B. Konstanz nach eigenen Angaben “Blut, Kot, Blumen und Sonnenschein” bei bestem Wetter! Auch wenn die frühe Bühnenzeit nicht das Beste für die Band war, so machten sie aus der Not eine Tugend. Mit ‘alten Hits’ wie “Leiche zur See” und “Rad der Käfer” hatten sie mich ganz schnell in ihren Bann gezogen und so wohl auch den ein oder anderen im Publikum. Für Herrn Schwadorf dürfte es nur eine kleine Aufwärmrunde gewesen sein vor dem bald anstehenden Auftritt in der Höhle zu Balve.
FIRKIN
Bei der Namensgebung denkt man zuerst an bitterernsten Black Metal, der zu solch früher Stunde wohl eher unterhaltsam wikt. Und nach thematisch sehr ernst angelegten Konzerten lag die Vermutung nahe. Doch bekamen die Feierwütigen unter den Gästen besten Irish-Folk-Rock aus Ungarn auf die Ohren. Klingt komisch, funktioniert aber! Eine unheimliche Energie und Spielfreude schwappte von der Bühne herunter. Und dazu ließen sich die Bandmitglieder von unserem Fotografen noch auf Sprünge ein, so dass es ein begehrtes Sprungbild in die Galerie schaffte.
OHRENFEINDT
Stilistisch folgten die Rocker aus St.Pauli mit dem Namen OHRENFEINDT. Diese alten Hasen mit nun acht Studioalben legten eine solide Performance auf die Bühne und brachten die Menge zum Toben.
UNZUCHT
Die Dark-Rocker UNZUCHT aus Hannover überzeugten durch Publikumsnähe und erkennbarer Spielfreude.
OST+FRONT
OST+FRONT können eines auf keinen Fall abstreiten: die stilistische Ausrichtung an RAMMSTEIN. Textlich sowie vom Bühnengeschehen erinnern diese an ihre Berliner Vorbilder. OST + FRONT provozieren bewusst mit Wehrmacht und NS-Anspielungen. Auch wenn die Band sich öffentlich von rechter Gesinnung distanziert, bleibt die Gesamtperformance Geschmackssache.
VARG
Mit VARG fielen die Coburger Wolfsrudel zum zweiten Mal in das Gelände des Rockharz Open Air ein. Eine solide Show mit großartiger Publikumsnähe machten den Auftritt zu einem gelungenen Moment.
LORD OF THE LOST
Die aus Hamburg kommenden LORD OF THE LOST rockten die Menge mit modernem Dark-Rock.
BEYOND THE BLACK
BEYOND THE BLACK lieferten eine tiefgehende Female-Fronted-Symphonic-Metal-Show ab. Die Mannheimer durften durch glückliche Zufälle noch im Jahr ihrer Gründung 2014 auf dem “Wacken Open Air” sowie den “Hamburg Metal Dayz” spielen, was ihnen eine große Bekanntheit bescherte.
PAIN
Nach langer Abstinenz beglückten die Schweden PAIN um Frontmann und Alleskönner Peter Tägtgren ihre stetig wachsende Fanbase. Das sehr alternativ/elektronisch gehaltene Projekt schaffte es innerhalb kürzester Zeit mitzureißen und Gänsehaut zu verbreiten. Eins meiner diesjährigen Highlights. Pain heben das Level an diesem Tag mal wieder deutlich an.
MONO INC.
Zwischen PAIN und ICED EARTH zu spielen ist wahrlich nicht leicht. MONO INC. gaben alles und schafften es, besonders das jüngere Publikum mit modernem Dark-Rock, der seine Wurzeln im Alternativ-Bereich der 1980er sucht, zu motivieren.
ICED EARTH
Meinen persönlichen Headliner und Topact des Freitags stellen die US-Heavy-Metaller um Bandleader und Gitarrist JON SCHAFFER dar. Präsentiert wurde das neue Album “Incorruptible”, welches im Juni in den Plattenläden erschien, wobei die altbekannten Klassiker nicht zu kurz kamen! Ein großartiger Auftritt.
HEAVEN SHALL BURN
HEAVEN SHALL BURN machten ihrem Namen alle Ehre und fackelten mit ihrer gewaltigen Feuershow fast die gesamte Bühne ab. Die Fotografen verließen sogar freiwillig den Graben, da die Hitze nahezu unerträglich war. Doch nicht nur die Effekte waren erstklassig. Auch musikalisch und stimmungstechnisch heizten die Saalfelder ordentlich ein!
BELPHEGOR
Nach der gewaltigen Feuershow von HSB wurde es düster auf dem Infield. Die Sonne war untergegangen, die Uhr schlug Mitternacht und die Salzburger BELPHEGOR zelebrierten eine düstere Black-Metal-Messe vom Feinsten.
MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN
Um etwa 0:50 Uhr kam es zum heftigsten Stilbruch des gesamten Festivals. Direkt nach BELPHEGOR heizten MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN bei bestem Sauf-Folk-Rock der übriggebliebenen Meute ein. Die Piratenband feierte auch die letzten Suffköppe ins Koma, sodass ein weiterer großartiger Festivaltag ein würdiges Ende nahm.
Samstag
DAWN OF DISEASE
Viel zu früh am Morgen verprügelten die Death-Metaller von DAWN OF DISEASE mit feinstem Geknüppel unsere Ohren. Spätestens seit ihrer Tour mit Behemoth im letzten Jahr müsste die Gewaltigkeit der Osnabrücker jedem klar sein.
DESERTED FEAR
Was man über DAWN OF DISEASE sagen kann, trifft auch auf DESERTED FEAR aus Eisenberg zu. Die vier Jungs lieferten in der glühenden Mittagshitze ein geladenes Brett Schwermetall ab das seinesgleichen sucht. Spätestens jetzt war auch der letzte Trunkenbold wach!
DEW-SCENTED
Um den Start in den letzten Festivaltag abzurunden ballerten DEW-SCENTED eine gelungene Mixtur aus Thrash- und Deathmetal in die Gehörgänge der mittlerweile wild feiernden Meute. Wer jetzt noch nicht wieder in Stimmung war, lag im Koma!
TANK
Tank waren die wohl am ungünstigsten platzierte Band des Festivals. Die Londoner gaben sich alle Mühe das Death-Thrash geladene Publikum mit ihrem NWOBHM zu begeistern, was jedoch im Rausche des vorangegangen Trio-Death-Fernale völlig unterging. Schade!
THE VINTAGE CARAVAN
Die Isländer Rocker THE VINTAGE CARAVAN legten ein Blues und Progressive geladenes Set feinster Rockmusik nieder. Erfrischend anders!
MR. IRISH BASTARD
Mit MR. IRISH BASTARD kamen die party-willigen Gäste endlich auf ihre Kosten. Mit Klassikern und Neu-Interpretationen im Irish-Folk-Punk-Stil war der Rausch vorprogrammiert.
SERUM 114
Den Punk-Rockern SERUM 114 aus Frankfurt am Main lag das Publikum besonders am Herzen. Man konzentrierte sich mehr drauf die Menge zum Singen zu animieren, anstatt sie mit einer soliden Bühnenshow mitzureißen. Schade.
ASPHYX
Ein weiteres Highlight waren die Death-Doomer ASPHYX aus den Niederlanden. Mit kraftvollem Sound und spürbarem Spaß am Spiel rissen sie das nun fast komplett gefüllte Infield mit. Richtig gut! Ein van Drunen bedarf eigentlich keiner genaueren Beschreibung. Und so riß der Frontmann auch diesmal wieder die Sympathie des Publikums schnell an sich. Auch wenn da sicher schon das eine oder andere Bier vernichtet wurde, sah man deutlich, dass der Sänger sichtlich Spaß bei der Arbeit hatte. Inklusive herrlicher Zwischenansagen mit gewohntem niederländischem Akzent.
MOONSPELL
Die Portugiesen MOONSPELL entfalten ihren Zauber am besten in der Dunkelheit. Das sehr stimmungsgeladene Set ging im grellen Sonnenschein leider etwas unter. Trotzdem ein großartiger Auftritt der Gänsehaut verursachte und wohl vor allem auch die Zuschauer älteren Baujahrs überzeugen konnte.
INSOMNIUM
Mit melodischem Death-Metal knüpfen die Finnen INSOMNÌUM gut and MOONSPELL an und begeisterten das nun aus allen Nähten platzende Infield mit einer bunten Mischung aus Klassikern und neuen Songs. Sie hatten es besonders verstanden mit ihrer Bühnenpräsenz die Stimmung ihrer Lieder ins Publikum zu transportieren. Gänsehaut 2.0!
GRAVE DIGGER
Wo Metal zelebriert wird, ist ein Boltendahl nicht weit! Eine großartige Show, die knapp zu Hälfte aus Songs der neuen Scheibe Healed by Metal zur anderen Hälfte aus den altbekannten Klassikern bestand. Immer wieder gerne!
KORPIKLAANI
Party Metal at its best. Die Finnischen Folk-Metaller KORPIKLAANI heizten dem Publikum zu Beginn des Abends mit Humppa und Saufmusik ordentlich ein. Der Klan der Wildnis selbst war auf der Bühne leider etwas zurückhaltend, was die Feiermeute jedoch nicht interessierte.
DARK TRANQUILLITY
Fast hätte das Konzert der Melodic-Death-Metaller aus Schweden ausfallen müssen, da der Flug von Sänger Mikael Stanne verspätung hatte. Doch so nicht mit dem Rockharz-Chef, der kurzerhand den Frontmann mit seiner Privatmaschine aus Berlin abholte. Klasse gemacht, Show gerettet!
ELUVEITIE
Mein Highlight des Rockharz 2017 waren definitiv die Schweizer ELUVEITIE. Unter soundbedingten Startschwierigkeiten leidend entwickelte sich das Konzert zu purem Endorphin und riss mich mit wie kein anderes Konzert. Richtig gut!
BLIND GUARDIAN
Die Headliner des diesjährigen Rockharz BLIND GUARDIAN gaben als Highlight das komplette “Imaginations from the Other Side”-Album von 1995 auf die Ohren, bevor sie ihren Auftritt mit den üblichen Klassikern abrundeten. Ein phenomenales Meisterwerk oder wie Hansi Kürsch sagen würde:”Das war Welt-Spitzen-Klasse!” Besonderer Gänsehaut Moment: Wenn zu “Valhalla” das gesamte Infield einstimmt und dem Festival einen würdigen Ausklang bietet.
FEUERSCHWANZ
Der Klang von BLIND GUARDIAN noch nicht ganz verhallt, dröhnten schon Dudelsack und Flötenklang der Mittelalter-Folk-Comedy-Truppe FEUERSCHWANZ herüber. Bei Heiterkeit und Feuershow brachte man den noch lebenden Teil der Menge in Extase.
ALCEST
Den abschluss des diesjährigen Rockharz 2017 durften die Franzosen ALCEST begehen. Düstere Töne in der tiefen Nacht rundeten ein gelungenes Festival passend ab. Schwere Kost und mal wieder einen ‘Closer’ der besonderen Art. Die Meister des Showgaze zeigten aber überdeutlich, dass man nicht unbedingt nach dem Headliner sofort ins Auto springen muss und das Festival verlassen sollte. Zu diesem Zeitpunkt waren zwar schon sehr viele Festivalbesucher auf dem Weg gen Heimat oder im Zelt. Dennoch war es auch vor der Bühne noch sehr gut gefüllt für eben jene französische Ausnahmeband. Zeleriert wurden neben dem Klassiker “Autre Temps” auch das überragende “Percées de Lumiére”. Mit den Schlussakkorden blieb uns nur noch eins: den Grabenschlampen adieu zu sagen und langsam den Weg gen Zelt zu suchen.