Eigentlich wollten wir ja schon am Samstag im Blackland Berlin mit einer kleinen Reisegruppe die Tour wahrnehmen, doch zwei Vollsperrungen auf der A2, in die wir nach geflissentlichem ignorieren der Umleitungsversuche des Navis natürlich reinrauschten, brachten uns stattdessen auf das
Spargelfest in
Hohenseeden, was zwar auch amüsant war (hier nochmal Grüße an den Fürst Bismarck Darsteller der trotz geschlossener Küche leckeren Spargel organisierte), aber dennoch nicht an den Genuss dieses genialen Bandpaketes herankam.
Schon zwischen den aufgemotzten Golf 3 und dem polnischen 90er Jahre Charts auf dem Gelände des Spargelfestes wurde beschlossen das ganze am Dienstag nochmal zu versuchen.
Mit der festen Aussicht statt in Hamburg, auf einem Rasenmäherrennen in
Oer-Erkenschwick oder einer marokkanischen Expressionistenvernissage in Dithmarschen zu landen, setzten wir uns also, diesmal nur zu zweit, in Bewegung Richtung
Bambi Galore.
Ein Stau nach nur 10 Minuten Autofahrt ließ die schlimmsten Albträume hochkommen, doch ging der Rest der Fahrt nach Überquerung der Staukuppe flott voran und nachdem wir Toni in Hamburg eingesammelt hatten, ging es überpünktlich zur Location.
Netterweise gab es noch Parkplätze direkt am Veranstaltungsort, so dass wir in kürzester Zeit bereit waren, das Ganze auch fotografisch festzuhalten.
Man sollte an dieser Stelle erwähnen, dass sowohl der Autor als auch der Fotograf große Fans der, leider im !Moment! nicht mehr existierenden, Band
SUCCUBITCH sind, deren Großteil heute bei
OCCVLTA spielen. Und da sich die feinen Herren bisher nicht dazu bequemt haben in ihrer Heimatstadt Braunschweig auf die Bretter zu gehen und stattdessen lieber in den USA, Norwegen und England rumturnen lag unser Fokus auf ebenjener Band. Das führte dazu, dass wir im Vorfeld sträflich vernachlässigten, uns die anderen Kapellen anzuhören.
Den Anfang machten auf der kleinen, aber an vergangene Zeiten erinnernden Bühne dann pünktlich gegen 20:30
NATUR aus New York. Vollkommen unvoreingenommen (und in fiebriger Erwartung auf OCCVLTA) an die Sache heranzugehen, hatte den Vorteil der erwartungsfreien Grundeinstellung. Was uns dann geboten wurde, wusste zu gefallen. Schön schnelle Heavy Parts, gemischt mit ein wenig doomigen Elementen und hervorragende Melodien wurden vom klarem aber niemals “quälendem” Gesang unterstützt. Dazu die okkulte Thematik und der gute Sound, welcher die Solis entsprechend rüberbrachte, machten schon ordentlich Stimmung, auch wenn das Publikum noch ein wenig müde wirkend (aber dafür wenigstens weit vorne) mitmachte.
Nach kurzem Umbau also der Grund unserer Reise: OCCVLTA betreten die Bühne. Hier wussten wir aufgrund der Demo “We Command The Wolves” was uns ungefähr erwartet. Doch als es ganz kompromisslos los ging, wurden wir doch noch ein wenig Überrascht. Die Mischung aus rotzigem Black Metal, gepaart mit, teilweise sehr gedehnten Doom Elementen und dem Gesang der zwischen Black Metal Gekreische, hasserfüllten Shouts und teilweise gesprochen Passagen variiert, kommt live doch nochmal eine Ecke brachialer daher. Die berühmte Dampfwalze überrannte die erste Reihe und bließ sofort zur Aktion. Eine richtige Genre-Einordnung fällt aber schwer, weshalb wir das ganze einfach mal als sehr stimmungsvoll beschreiben wollen. Dazu trägt im großen Maße auch Sänger Hord bei, der auf der Bühne von einer Ecke zur anderen marschiert, wütend herumstampft und zwischendurch auch direkt ohne Mikrofon ins Publikumm hasst oder der Technikabteilung ans Bein pisst, in dem das Mikrofon inklusive Ständer ein wenig malträtiert wird. Gewürzt wird das ganze von unverstärkten Songansagen aus der hinteren Reihe wenn Torm vom Schlagzeug aus mit teils überschlagender Stimme ein paar Einleitungen zum besten gibt. Das die Drumsticks in regelmäßigen Abständen zum Inverted Cross hochgehalten werden, gehört bei der Thematik zum guten Ton. Wo wir auch schonwieder beim Sound sind, der sowohl die schnellen Parts als auch die teilweise psychedelischen langsamen Parts gekonnt zu vermitteln weiß. Im Gesamtbild schön rumpelig und rotzig, werden trotzdem keine Details verschluckt und sowohl Bass als auch Gitarre harmonieren im Gesamtbild (oder um es anders auszudrücken, der Scheiß passt einfach geil zusammen). Die Location, ist verdammt klein, und genau das kommt hier prima zum tragen. Das Gewölbe ist predestiniert für ein ausgewogenes Klangbild, egal an welcher Stelle man sich befindet.
Man kann also behaupten das unsere hohen Erwartungen durchaus gerechtfertig waren. Wenn der Raum noch ein wenig dunkler und das Licht etwas weniger bunt gewesen wäre, hätte man tatsächlich in der, auf der Bühne exzellent aufgebauten, Atmosphäre versinken können. Das Publikum war da wohl nur teilweise auf unserer Seite, was aber auch verständlich ist, immerhin war das Line Up musikalisch gut gemischt, so das nicht jeder etwas mit der (man verzeihe mir) okkvlten Darbietung anfangen konnte. Mir persönlich geht es ja meistens auch gegen den Strich wenn versucht wird, möglichst viele unterschiedliche Elemente zu einem Ganzen zusammenzufügen. OCCVLTA überspannen den Bogen hier aber bei weitem nicht und zeigen das man damit ganz hervorragende Stimmung erzeugen kann, vor allem wenn das Ganze so herrlich rumpelig vorgetragen wird. Wir haben jedenfalls, vor allem bei den schnelleren Momenten, durchaus ab und zu alte SUCCUBITCH Elemente ausmachen können, was uns tiefe Befriedigung gewährte (wischen, Gang 12!).
Danach standen
ANTICHRIST auf der Running Order. Auch hier waren wir vollkommen unvoreingenommen und erwarteten eigentlich ebenfalls etwas in der langsameren Richtung, aber schon beim kurzen Line-Check wurde klar, das wir ordentlich daneben lagen. Hätten wir vorher schonmal in den weiten des Internets geguckt, hätten wir alleine anhand des Labels erkennen können, denn die Schweden sind bei
High Roller Records unter Vertrag und was aus diesem Stall kommt, geht ja meist in eine andere Richtung. So wurde dann extrem schneller Thrash Metal geboten, der virtuos vorgetragen wurde. Knallharte Riffs und Soli, welche auf die, mittlerweile deutlich greiser gewordene, ersten Reihen losgelassen wurden. Da wir vorher von eher atmosphärischen Klängen (was nicht bedeuten soll, das nicht auch ordentlich geballert wurde) heimgesucht wurden, waren wir doch etwas überrascht. Dazu kam, das relativ wenig Variation geboten wurde, was das Publikum natürlich nicht davon abhielt trotzdem ordentlich abzugehen. Seltsamerweise wurde der Sound hier etwas schlechter, so das zwar die Gitarren extrem gut zu hören waren, der Gesang aber ein bisschen unterging. Trotzdem hatten wir großen Respekt vor der kompromisslosen Schnelligkeit die Antichrist hier vorgelegt haben.
Das Bambi Galore an sich liegt ein bisschen weit ab vom Schuss, bietet dafür aber einen heimeligen Konzertraum mit gut bestückter Theke. Die technische Ausstattung ist gut, die Lichtanlage schafft es. auch ohne den ganzen modernen LED/Scanner-Schnickschnack für Amosphäre zu sorgen und selbst bei moderaten Besucherzahlen wirkt es vor der Bühne nicht leer (wobei bei unserem Besuch, für einen Dienstag, ausreichend menschliche Masse vorhanden war). Für kalte Tage gibt es einen Vorraum und für die Sommerzeit einen schönen Außenbereich. Dazu konnten wir auch ein Plakat mit der Übersicht der nächsten Konzerte erblicken, das schon Lust macht, wieder vorbeizugucken. Auf der Internetseite werden leider nicht alle Termine, welche auf dem Plakat standen, angepriesen, aber zu unserer Freude konnten wir die Braunschweiger Heavy Metal Strolche von Booze Control als Support für Blaze Bayley erblicken:
http://www.bambigalore.de/termine.html.
Nachdem die letzte Fritz Orangenlimonade (Fahrer) und der finale dreifache Jim Beam Cola (Fotograf) ausgetrunken war ging es gegen 00:00 Uhr wieder heimwärts. Das Vorhaben Occvlta endlich in Braunschweig spielen zu sehen, wurde weiter einbetoniert und wenn die Band das hier liest, die Reunion von Succubitch ist, jedenfalls von unserer Seite aus, auch noch nicht vom Tisch!
Zur kompletten Galerie geht es
hier lang.
http://www.militiaofdeath.com/
http://www.occvlta.com/
https://www.facebook.com/NATURHEAVYMETAL
http://www.bambigalore.de/