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Interview mit Lifeless
Band: Lifeless
Homepage: http://www.facebook.com/lifelessofficial
Datum: 21.06.2013
 
band_logo

https://www.hotel666.de/img/bands/1637/1637.jpg

Ich denke jedem Old School-Death Metal-Fan sollte Lifeless mittlerweile, vor allem nach dem Killer Godconstruct, ein Begriff sein und da wir ja alle wissbegierig sind, gibt es nun ein Interview mit Marc (Gitarre/Vocals). Auf geht´s...

H666: Hallo Marc, willkommen bei Hotel666. Wie sieht es aus in Dortmund? Seid ihr mit der bisherigen Resonanz für Godconstruct zufrieden? Das Feedback ist ja mehr als positiv...und das zu Recht.

Marc: Hallo zusammen. Ja, wir sind sehr zufrieden mit der Resonanz auf das Album. Als Musiker hast du ja nicht mehr wirklich Abstand zum eigenen Werk. Nach dem ganzen Entstehungs- und Aufnahmeprozess kannst du selber einfach nicht mehr beurteilen, ob das Album gut oder schlecht ist. Da ist man natürlich erleichtert, wenn die Reaktionen entsprechend positiv ausfallen.

H666: Gehen wir gleich mal in die Vollen. Fünf Gründe warum ein Death Metal-Fan Godconstruct haben MUSS!!!

Marc: Nun, wer auf ehrlichen und authentischen traditionellen DM steht, welcher von vier echten Fans mit viel Herzblut erschaffen wurde und der dich in die alten Glanztage diese Genres in den frühen 90ern zurückführt, kann einfach nix falsch machen bei diesem Album, ha, ha.

H666: Euer Debüt Beyond The Threshold Of Death habt ihr ja zuerst selber veröffentlicht, kam aber dann noch mal über Ibex Moon Records mit einem feinen Dismember-Cover (Casket Garden) heraus. Wie kam es dazu? Es erfüllt euch doch bestimmt mit Stolz, dass der Re-Release ausgerechnet über das Label von John McEntee (Incantation) erfolgte.

Marc: Nun, wir standen damals in Kontakt mit Neil Burkdoll von Fatalist, die ja schon bei John unter Vertrag standen. Er erzählte John von unserem Album und der war direkt an einem Re-Release interessiert. Das war natürlich super für uns, denn die Chance sein Album über ein Label zu veröffentlichen bekommt ja nicht jede Band. Wir sind immer noch sehr dankbar für diese Chance. Leider tat sich aber nicht viel auf dem europäischen Markt, welcher für uns aber absolute Priorität hatte. So entschieden wir uns das Label zu wechseln, obwohl wir noch die Option auf zwei weitere Alben bei John gehabt hätten.

H666: Seit der Split-7“ mit Chapel Of Disease seid ihr ja bei F.D.A.-Rekotz unter Vertrag. Wie sehr musste Rico euch bedrängen, dass ihr bei ihm unterschreibt? ;-)

Marc: Ha, ha, gar nicht. Es war eher umgekehrt. Ich habe Kontakt zu ihm aufgenommen und ihn gefragt, ob er nicht Interesse an unserem neuen Album hätte. Er war direkt interessiert, denn er mochte unser erstes Album. Trotzdem war es auch ein kleines Risiko für ihn, denn er kannte gar nichts von unserem neuen Zeug. Er hat uns einfach vertraut. Aber ich denke er bereut es nicht, ha, ha…

H666: Was mich bei Godconstruct, neben den genialen Songs, auch wirklich von den Socken haut, ist diese wahnsinnige Produktion. Nicht nur, dass sie den Songs noch den Extrakick gibt, sondern auch dieser völlig geniale, schwedische Gesamtsound, der Old School, aber auch gleichzeitig total auf der Höhe der Zeit liegt, ohne nach modernem Plastikmist zu klingen. Phänomenal. Ich habe von der Anubis Klangwerkstatt vorher noch nie etwas gehört. Liegt das Studio bei euch in der Gegend?

Marc: Die Anubis Klangwerkstatt ist ein Studio hier bei uns in Dortmund. Der Martin - ein alter Bekannter von uns - hat eine Ausbildung zum Tontechniker gemacht und baut sich jetzt grad dieses Studio auf. Er hat uns sofort angeboten die Produktion zu übernehmen. Wir sind echt zufrieden mit seinem Job. Er hat alles gemacht - mit uns aufgenommen, gemixt und gemastert. Er ist ein cooler Typ der auch selber ´ne Menge Ahnung vom Songwriting hat, denn er ist selber ein guter Musiker. Er steht einem immer mit Tipps, Tricks und Ideen zur Seite. So, wie das bei einem Produzenten eben sein soll. Der Sound ist ihm auch sehr gut gelungen. Es war uns wichtig, dass alles druckvoll ist aber eben trotzdem Old School und authentisch. Hat er super hinbekommen. Ist auch nicht alles so glatt gezogen, wie bei modernen Produktionen. Da klingt z.B. auch schon mal was nach, aber das ist absolut gewollt. Falls jemand da draußen auf der Suche nach einem Studio mit fairen Preisen und super Leistung ist: https://www.anubis-klangwerkstatt.com

H666: Für äußert gelungen, halte ich übrigens deine Texte, da die kritische Beleuchtung der Verhältnisse Mensch/Religion, bzw. Mensch-Gesellschaft/Staat und ihre Folgen, gepackt in ein Death-metallisches Textgewand, in dieser Qualität meiner Meinung nach auch nicht so häufig vorkommt. Du scheinst mit offenen und kritischen Augen durch die Welt zu gehen.

Marc: Ja, das tue ich in der Tat und ich finde es schade, dass gesellschaftskritische Thematiken nicht öfter verarbeitet werden. Die Metal-Szene an sich birgt ein großes Freidenkerpotential, aber leider verlieren sich die meisten Bands – gerade in den extremen Spielarten wie DM – allzu oft in oberflächlichen und belanglosen Themen wie plakativer Brutalität, Zombie-Geschichten usw.. Als Künstler sollte man immer auch eine kritische Rolle einnehmen, denn Kunst hat immer auch eine Verantwortung der Gesellschaft gegenüber. Natürlich ist das immer subjektiv, aber man muss sich bewusst machen, dass z.B. eine Zombie-Geschichte genauso trivial ist, wie ein beliebiger Ballermann-Schlager. Ich für meinen Teil finde das künstlerisch zu banal.

H666: Natürlich ist nichts schockierender als die Realität menschlicher Grausamkeiten, aber ein völlig geiler Old School-Death Metal-Text ist auch nicht zu verachten ist, oder?

Marc: Naja, was heißt das schon? Das ist ja eh subjektiv. Ich finde z.B. nicht, dass es sowas wie einen typischen Old School-Text überhaupt gibt. Mich persönlich sprechen Dinge wie z.B. Zombies oder plakativer Satanismus nicht an. Natürlich gibt es viele, die darauf abfahren und das ist ja auch völlig in Ordnung. In erster Linie ist der Gesang ja eh ein Instrument, das zum Gesamtsound beisteuert. Egal, was der Text grad aussagt. Wenn man dann auch noch den entsprechenden Text gut findet ist doch alles super. Unabhängig wovon dieser auch handeln mag…

H666: Sind das Praeludium und das Interludium als Seitenanfang gedacht, um dem CD-Hörer ein gewisses Vinyl-Gefühl mit A- und B-Seite zu geben?

Marc: Ne, nicht wirklich. Auf der LP ist das Interludium sogar das letzte Stück auf der A Seite. Es verbindet eigentlich die Songs „The truth concealed“ und „Seething with rage“ miteinander. Mit den Voice-Samples von Jiddu Krishnamurti passt es thematisch einfach super und bringt nochmal etwas Atmosphäre ins Album. Ich mag so Zwischenspiele generell. Auch der Einsatz von Samples und Voice-Samples unterstreicht bestimmte Emotionen recht gut. Das wird es in Zukunft auf jeden Fall weiterhin bei uns geben. Das ist ja auch so ein Old School-Aspekt. Ein Album ist ein Gesamtkonstrukt, welches von Anfang bis Ende eine bestimmte Atmosphäre transportiert. Es sollte im Zusammenhang gehört werden. Man sollte die Texte mitlesen und sich das Artwork ansehen. So haben wir das als Kids gemacht. Ein Album war einfach ein Gesamtkunstwerk. Nicht wie heute. Man saugt sich nur noch die Songs, die man mag und reißt alles aus dem Zusammenhang.

H666: Habt ihr vorher eigentlich schon in anderen Bands gespielt? Ich denke, dass man doch schon einiges an Erfahrung haben muss, um so ein präzises Brett wie Godconstruct zu schreiben.

Marc: Ja, wir machen natürlich alle schon länger Musik. Sind ja auch nicht mehr die Jüngsten, ha, ha. Also, ich habe 1995 das erste Mal in einer Band gespielt. Insgesamt in dreien glaube ich. Jan und Daniel (dr.) spielen neben Lifeless noch bei Suffocated Art und Daniel (b.) hat vorher bei My Own Nemesis gespielt. Alles nix großes, aber man hat so seine Erfahrungen dadurch gemacht.

H666: -Traditional Death Metal-, bei dieser musikalischen Selbstdefinition und dem Sworn To Death-Text gehe ich mal davon aus, dass ihr nicht allzu viel mit all diesen modernen Death Metal-Varianten anfangen könnt. Ich kriege von diesem ganzen Groove/Slam/HC/Frognoise-Death Metal-Mischmasch, wobei ich ja alten HC sehr gerne höre, in der Regel, abgesehen von ein paar Ausnahmen, eine absolute Krise. Es geht doch nichts über Alte Schule (Deathevokation), oder?!? Mir fällt da als Vergleich das just ins Kino gekommene Evil Dead-Remake ein. Technisch alles perfekt, teils beeindruckende Bilder, aber es fällt mir das Gefühl und die Atmosphäre, die mein Blut kochen lässt.

Marc: Ja, der moderne Kram ist einfach zu perfekt und glattgebügelt. Man kann alles gerade ziehen mit der heutigen Technik, aber dann kannst du eigentlich auch gleich den Computer komponieren lassen. Das ganz bestimmte Old School-Feeling kommt ja nicht zuletzt auch durch die entsprechende Natürlichkeit - wozu durchaus auch Fehler und Unsauberkeiten zählen können - zustande. Das vermisse ich bei solchen Stilen total.

H666: Warum, die sich musikalisch widerspiegelnde, Obsession für schwedische und nicht etwa us-amerikanische oder holländische Bands? Ich gehe natürlich, davon aus, dass ihr auch Bands von dort hört, aber warum wollt ihr schwedischen Death Metal spielen?

Marc: Nun, hauptsächlich kommt ja der schwedische Einschlag durch den typischen Gitarrensound zustande. Wir haben aber auch durchaus Elemente aus britischem und amerikanischem DM verwurstet. Wir sind dem traditionellen DM länderübergreifend verschworen. Aber ich gebe zu, dass gerade meine Riffs sehr oft skandinavisch daherkommen und ich schreibe nun mal den Großteil unserer Musik. Auf dem nächsten Album werden wir soundmäßig aber etwas mehr experimentieren. Mir schwebt da so eine Mischung aus Sunlight und Morrisound vor. Mal sehen…

H666: Marc, ich muss dich auch noch mal kurz auf das Godconstruct-Cover ansprechen, da es mich von den Farben und dem Bildaufbau etwas an In Flames´ The Jester Race erinnert, ähnlich wie bei Dissections The Somberlain-Cover, das King Diamonds Abigail ähnelt. Das Bild stammt ja von dir persönlich. Ich gehe ja davon aus, dass Ähnlichkeiten nicht beabsichtig sind, da das Bild sicherlich auf deinem Textkonzept basiert. War dir nach der Fertigstellung evtl. eine Vergleichbarkeit bewusst?

Marc: Diese Ähnlichkeit wird sehr oft erwähnt und sie ist zugegebener Maßen auch wirklich vorhanden. Natürlich war das nicht beabsichtig. Im Laufe der Entstehung des Bildes wurde diese Ähnlichkeit immer deutlicher und spätestens nach der Kolorierung des Himmels war klar, dass dies ein Kritikpunkt werden würde. Aber das Bild drückt eben das Textkonzept visuell aus und ist insgesamt ein starkes und aussagekräftiges Motiv, denke ich. Es aufgrund dieser Ähnlichkeit zu verwerfen wäre nicht richtig gewesen. Außerdem ist mein Malstil sehr an Andreas Marschall (der ja für das besagte In Flames Cover verantwortlich ist) und Dan Seagrave orientiert, denn das sind meine beiden absoluten Vorbilder in Sachen Malen. Stilistische Ähnlichkeiten sind somit immer möglich.

H666: Mit Death Metal scheffelt man ja bekanntlich nicht wirklich Kohle (was für ein Wortspiel bei einer Ruhrpottband :-)). Wie verdient ihr eure Brötchen? Machst du ArtWars Mediadesign hauptberuflich und wie sieht es beim Rest der Band so aus?

Marc: Ich mache ArtWars | Mediadesign hauptberuflich als freiberuflicher Künstler. Drummer Daniel arbeitet als IT-ler bei irgendeiner Firma, Jan studiert noch und Basser Daniel arbeitet in der Kundenbetreuung bei DPD. DM wirft eben keine Kohle ab, wie du schon richtig sagtest, ha, ha…

H666: Habt ihr in der Band einen Konsenz bezüglich des besten schwedischen Death Metal-Covers? Bei mir ist es Left Hand Path. Ich kann mich an dem Bild einfach nicht satt sehen und stehe fast jeden Tag vor meiner Pic-Disc und gucke sie mir mit Genuss an. Wobei das Clandestine-Bild auch göttlich ist.

Marc: Ich glaub den anderen ist das gar nicht sooo wichtig. Ich achte da natürlich besonders drauf. Wie erwähnt liebe ich die Werke von Dan Seagrave und Andreas Marschall. Dieser Hang zu kleinen Details hat es mir angetan. Das versuche ich in meinen Werken auch umzusetzen. Natürlich würde ich nie behaupten, dass ich auch nur annähernd an ihre Werke herankomme. Von den neueren Künstlern gefällt mir besonders Toshihiro Egawa, der z.B. das Cover für die letzte Lay Down Rotten gemacht hat. Der hat auch einen besonderen Stil und einen Hang zum Detail.
Ich gebe dir Recht. Sowohl das „Left hand path“ als auch das „Clandestine“ Cover zählen auch zu meinen Favoriten. Aber auch „Testimony of the ancients“ von Pestilence oder „Considered dead“ von Gorguts sind stark.

H666: Da ihr ja schwedischen Death Metal, wie die Muttermilch aufgesogen habt, gibt es zum Schluss noch ein kleines Quiz. Ich gebe dir Textfragmente einiger Svenska-Kracher vor und du sagst mir googlefrei, um welches Lied es sich handelt, hehe.

Grave - Now and forever:
“Life is no more as we rise from a time before
Everything is gone now they all died together
But after all it is a beautiful weather”

Marc: Auf jeden Fall Grave und auf jeden Fall vom „...you´ll never see“ Album. Der zweite Song meine ich, aber keine Ahnung wie der heißt.

Dismember - Skin her alive:
"Screams echoed in the distance
And I cannot ignore
Smiling at the memories
When I slaughtered the whore"

Marc: Dismember – Skin her alive

Therion - Asphyxiate with fear:
"Coca Cola
Burns the woods
And plants fruit trees
To serve you drinks"

Marc: ???

Entombed - Through the collonades:
"The awakening of gods
The rising of the souls
Here I lie tied to my bed
Awaiting the coming of ghouls"

Marc: Entombed – Through the collonades vom Clandestine Album.

God Macabre - In grief:
“Now let me pass away
In a final blasphemy
To life and the pointless
from what I long to be...”

Marc: Uhhh, keine Ahnung…

Hetsheads - Remonstrating the preserver:
“Fuck your church
Fuck your bible
Fuck your god
Fuck your lies”

Marc: Ai, ai, ai, schon wieder keinen Schimmer. Hypocrisy vielleicht? Oh man, ich bin schlecht, ha, ha…

H666: 50%-Trefferquote rockt doch. Außerdem zählt Therion ja eigentlich gar nicht. Ist ja Life Metal ;-).

H666: All life ends...und somit auch dieses Interview. Vielen Dank, dass du dir die Zeit für Hotel666 und seine Leser genommen hast und mögen die Death Metal-Götter mit euch sein. Möchtest du zum Schluss noch etwas loswerden?

Marc: Vielen Dank für euren Support und ich hoffe wir sehen uns bald auf einer Bühne in eurer Nähe.

H666: Ich kann euch, neben den Tonträgererwerb, auch nur empfehlen, Lifeless mal live zu checken. Das Konzert in Wolfsburg war der absolute Oberhammer :).

Rest in festering slime:
http://www.facebook.com/lifelessofficial
http://www.myspace.com/lifelessdeathmetal

Bilder: http://www.facebook.com/lifelessofficial
// Rudi

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