Der November wird konzerttechnisch gesehen wirklich heiß.
So machen KADAVAR am 12.11.2013 in der FAUST 60er Jahre-Halle halt, um für so einige magische Momente zu sorgen. Die Berliner haben in diesem Jahr zahlreiche Festivals gespielt sowie in Übersee getourt und sich dabei so richtig eingespielt. Das werden sie nun im Rahmen ihrer Europa-Tour auch in Hannover zeigen. Neue wie auch die Songs vom Debütalbum werden die Fans magnetisieren wenn nicht gar hypnotisieren. So einfach war Zeitreisen noch nie!
Supportet warden Lupus Lindemann, Tiger und Simon von GIÖBIA. Die Italiener zelebrieren Psychedelic Rock mit wabernden Sounds und exzessivem Gebrauch eines Schellenkranzes. Sehr coole, chillige Musik, auf deren Liveumsetzung man sehr gespannt sein darf.
Ich hatte mich auf einen Konzertabend in der 60er-Jahre Halle vor ausverkauftem Haus eingestellt. Von daher bin ich überrascht, dass das Konzert im angrenzenden Mephisto stattfindet. Das bedeutet Premiere für mich. Nach und nach dröppeln die Konzertbesucher ein, checken den Merchandise und genießen das eine oder andere Bier, während man im Hintergrund mit angenehmer Rockmusik beschallt wird.
Dann geht das Licht aus, und GIÖBIA klettern aus dem Publikum heraus auf die mit Equipment vollgestopfte Schaukastenbühne. Zu wabernden Lichteffekten zelebrieren die Italiener eine Mischung aus Psychedelic, Joy Division und Brit Pop. Der leicht näselnde Gesang von Frontmann/Gitarrist Bazu und die angenehme Stimme von Tastenfrau Saffu passen perfekt zu den zum Tanzen animierenden Melodien. GIÖBIA spielen sich langsam aber sicher in einen Rausch, der als Höhepunkt in „Un Posto Al Sole“ mündet. Hier greift Saffu zur Violine, die sie doppelt und damit einen wahnwitzigen Effekt erzielt. Fast schon fühlt man sich an Soundtracks zu 70erJahre-Krimiserien erinnert.
Setlist: Introducing Night Sounds – Old Jim – Are You Wovin – Electric Light – Beyond The Stars – Un Posto Al Sole – Orange Camel
Nachdem der letzte Applaus verklungen ist, bauen GIÖBIA in Windeseile fleißig wie die Bienen ihre Instrumentarien ab, da KADAVAR komplett mit eigenem Equipment auftreten. Das Schlagzeug wird exakt auf die auf dem Teppich aufgebrachten Markierungen abgestellt. Während Tiger die letzte Feinabstimmung vornimmt, schlurft Lupus Lindemann auf die Bühne, um seine Gitarre zu stimmen und kann sich beim Anblick des „Kadaver“ krähenden Volltrunkenen ein Grinsen nicht verkneifen. Dann steigt der Konzentrationslevel um ein Vielfaches, und die Berliner legen los. Von Anfang an geht das Publikum mit und wippt sich langsam aber sicher in den richtigen Flow. „Living In Your Head“ gleich als zweiten Song zu bringen, macht richtig Laune auf Haare schütteln. Nicht wenige singen hier schon mit. KADAVAR rocken in sich gekehrt mal etwas ruhiger und dann wieder richtig heftig. „Broken Wings“ verzückt durch die ohrwurmlastige Gitarre, die Lindemann virtuos zum Singen bringt. Das nun in dem doch recht kleinen Saal dicht an dicht stehende Publikum liegt den Berlinern komplett zu Füßen, so dass der vorletzte Song „Come Back Life“ richtig abgefeiert wird. Lindemann, Tiger und Simon wirken derweil, als wären sie komplett auf einer anderen Ebene in eine Jam Session versunken. Das sie aber doch anwesend sind, beweisen KADAVAR, indem sie sich bedanken und noch ein letztes Stück auspacken. Schlussendlich bleibt nur anzumerken, dass es hier ganz klar „Spiel, Satz und Sieg“ für KADAVAR heißt!