|
|
Konzert - Samsas Traum
Alexander Kaschte ist sicherlich einer der exzentrischsten Künstler im Gothic/Metal Bereich. Von den einen aufs derbste belächelt, von den anderen heiß geliebt treibt er seit dem Debütalbum „Die Liebe Gottes“ sein Unwesen in der Musikszene. Über die Jahre hinweg bewahrte sich dieser Ausnahmekünstler seine eigene Individualität, ließ sich von keinen Schubladen einengen und holte im letzten November mit der Veröffentlichung von „Heiliges Herz“ und „Wenn schwarzer Regen fällt“ zum musikalischen Doppelschlag aus. Nun ist es an der Zeit, so das sich SAMSAS TRAUM nach einiger Vorbereitungszeit auf Konzertreise begeben und am 07.03.2008 im Musikzentrum Hannover Station machen. Dabei kann man sich absolut sicher sein, dass sich Mastermind Kaschte einiges an Showeffekten ausgedacht hat, um seine Musik visuell zu untermalen. Außerdem werden seine Mitmusiker für den richtigen, rockig-metallischen Ton sorgen.
Unterstützt werden SAMSAS TRAUM von den französischen Gothic Metallern THE VEIL, die demnächst in Eigenregie ihr Debütalbum „Vestige“ veröffentlichen. Die auf ihrer MySpace-Seite hochgeladenen Samples versprechen einiges, da die Songs zum einen über hohe kompositorische Qualität und zum anderen über Eingängigkeit verfügen. Außerdem haben sie mit Blickfang Jensara Swann eine talentierte Sängerin in ihren Reihen, die sich jenseits der gängigen Klischees bewegt. Singt sie in der einen Sekunde sanft wie ein Lamm, faucht sie in der nächsten wie eine wütende Katze, so dass man auf die livetechnische Umsetzung der Songs sehr gespannt sein darf. Tickets kosten im Vvk. 17 Euro zzgl. Gebüren (AK:22,-). Einlass ist 20 Uhr. Weitere Infos: http://www.living-concerts.de http://www.samsas-traum.info http://www.theveilofillusions.com // wiebke
Zugegeben – ein bisschen lockt mich die Sensationsgier am heutigen Abend in das Musikzentrum. Wird Alexander Kaschte, seines Zeichens Frontmann und Mastermind hinter SAMSAS TRAUM heute Abend wieder eine extrovertiert-durchgeknallte Show liefern? Und macht er nun wirklich Black Metal, wie er in einigen Berichterstattungen anlässlich der Veröffentlichung von „Heiliges Herz“ bekannt gab? Doch zunächst heißt es Schlange stehen und auf Einlass warten, denn es ist eine Stunde vor Beginn schon ein bemerkenswerter Andrang vornehmlich jüngerer Fans, auch drinnen sind die ersten Reihen schon gefüllt.
Zu angenehmer Pausenmusik – sprich einem Mix aus Black und Death Metal Hits – lässt es sich ganz angenehm auf die „Showtime“ warten. Um mich herum wird gescherzt, es werden Konzertanekdoten ausgetauscht, ebenso findet der Brezelverkäufer seine Kunden. Dann wird das erste Intro eingespielt und THE VEIL betreten die Bühne, um sich den neugierigen Blicken der Fans zu stellen. Die Franzosen bestreiten ihre erste größere Tour und dementsprechend darf man gespannt sein, was Jensara Swann und ihre Mannen zu leisten in der Lage sind. Nach einem soliden Start offenbaren sich aber schon beim zweiten Stück „Revelation 12“ erste Probleme, da die Gitarren viel zu leise sind und in den vetrackten Rhythmen untergehen. Gleiches gilt auch für den Gesang, viel zu leise, so dass man die wechselnden Tonlagen kaum heraushört. Mag auf der einen Seite auch sein Gutes haben, da Jensaras Kopfhörer-System, das die ausgefallene Monitorbox ersetzen soll, ebenso streikt, liegt die sympathische Sängerin so manches Mal neben der Spur. Umso dominanter gestaltet sich daher der Klang von Schlagzeug und Synthesizern. Das DAT-Bans rollt und rollt, Keyboarder Ben Notox mosht nebenbei wie ein Derwisch und Schlagzeuger Julian Gray testet die Belastbarkeit seiner Tretmaschine. Das der Gig aufgrund der technischen Fouls an der Mannschaft nicht komplett vor die Hunde geht, liegt einzig und allein am Enthusiasmus THE VEILs, die aus der verfahrenen Situation das Bestmögliche machen und sich die Spielfreude nicht verderben lassen. Setlist: Sweet Sister Creep – Revelation 12 – White – Labyrinth – 3 Days Black – The Undertow – Voodoom – The End Die aufgestellten Installationen kommen gleich zu Beginn zum Einsatz und tauchen die Bühne in gleißendes Licht als die Musiker von SAMSAS TRAUM (mit etwas verunglückter Gesichtsbemalung/Corpsepaint?!) die Bühne entern und ohne Umschweife losholzen. Auch vor der Bühne bricht sofort ein Sturm los. Ein Gedränge nach vorne setzt ein, ebenso bildet sich ein kleiner, aber heftiger Pit, während oben erstmal im Kollektiv die Haare geschüttelt werden. „Auf den Spiralnebeln“ weckt in mir sofort rein gitarrentechnisch Vergleiche zu Peter Tägtgren´s Pain, nur das Frontmann Alexander Kaschte etwas agiler erscheint. Er stapft über die Bühne, schüttelt seine wallende Mähne und legt dabei auch eine ordentliche, klare Gesangsperfomance hin. Soweit so gut, die Stimmung kocht, die Band schwitzt, das Stroboskoplicht blendet alle, die keine 1,80m groß sind. Was soll´s – das nächste Mal wird halt eine Sonnenbrille oder der Blindenhund mitgebracht. Das aktuelle Album „Heiliges Herz“ wird zunächst komplett durchgespielt, wobei gerade „Hirte der Meere“ schön dahin schreddert. Die grummeligen Gesangsparts soll wohl fies klingen, wirken im Vergleich mit Kollegen aus dem Black Metal Genre aber doch zu harmlos. Bei „Heiliges Herz“ kommt Jensara Swann noch einmal auf die Bühne, um im Duett mit Herrn Kaschte „Heiliges Herz“ zu schmettern. In Anbetracht dessen, dass Deutsch nicht ihre Muttersprache ist, schlägt sie sich ganz beachtlich. Danach marschieren die Herren von der Bühne und eine Hörspieleinspielung „versüßt“ die nächsten Minuten. Da sich das Ganze ziemlich in die Länge zieht, witzelt man in unserer Ecke schon, ob der gute Mann kurz unter das Sauerstoffzelt muss oder ob ein Kostümwechsel ansteht. Kurz vor Erreichen der absoluten Nerv-/Schmerzgrenze positionieren sich die Musiker endlich wieder. Der Frontmann hat tatsächlich das T-Shirt gewechselt und die Kriegsbemalung mit ein paar ordentlichen Spritzern Kunstblut aufgefrischt. Ein paar ganz devote Fans erhalten dann ein spezielles Souvenir in vorm einer Gesichtsbemalung vom Meister persönlich, der mit großem Spaß die rote Soße aus einem Weinglas verteilt. Niedlich! Es wird sich zum Glück auch wieder daran erinnert, dass man ja eigentlich ein Konzert spielt, und wird jetzt ein Potpourri aus älteren Stücken angespielt. „Stromausfall im Herzspital“ und „Für Immer“, die in schnellerem Tempo und sehr rockig aus den Boxen schallen, werden lautstark abgefeiert. Als ich schon denke, dass sich der Abend harmlos langsam auspendelt, wird die Keule doch noch herausgeholt und mir gnadenlos über den Kopf gezogen. Herr Kaschte fragt, ob ein Kumpel von ihm noch im Publikum ist und widmet ihm das folgende Cover. Als er den Titel ansagt, schlackern mir die Ohren, das kann nicht wirklich gut gehen… Dementsprechend mache ich mich auf einiges gefasst. Und wenn man in der Lage ist den Gesang auszublenden, hört man, dass sich die Version auch sehr nah am Original bewegt. Da es aber dermaßen am Gesang schwächelt, sträuben sich zumindest mir sämtliche Nackenhaare, einzig der Kumpel, der inzwischen die Bühne geentert hat und ein paar Zeilen ins Mikro grölt, sorgt für einen inklompetten Totalausfall. Mensch, Mensch – und Dark Throne können sich noch nicht mal im Grabe umdrehen… Horrido, nach dem üblichen „Band verlässt die Bühen, die Fans brüllen sie mit Zugabenforderung auf selbige zurück“-Spiel werden die letzten vier Songs angestimmt. Und nach „Anti“ kommt der Weirdo in Herrn Kaschte doch noch einmal zum Vorschein, nachdem er sich den ganzen Abend eher seriös und konzentriert gegeben hat. Ein Fan hat doch glatt eine Handpuppe dabei, die er gegen seine eigene eintauscht. Mit dieser führt er vor und während „Die Zärtlichkeit der Verdammten“ Zwiegespräche, ehe er sich final mit „Kugel im Gesicht“ und „Danke Hannover, Tschüß!“ verabschiedet. Setlist: Das Zeitalter der Bäume – Auf den Spiralnebeln – Durch springende Lippen – Schlaf in den Flammen – Liebeslied – Der Tag stummer Rache – Hirte der Meere – Im Auge des Sturms – Heiliges Herz – Das Schwert Deiner Sonne II Rache – Stromausfall im Herzspital – Für Immer – Bis an das Ende der Zeit – Graveyard Slut II Anti – Die Zärtlichkeit der Verdammten – Ein Foetus wie Du – Kugel im Gesicht Aus welchen Gründen man auch immer an diesem Abend im Musikzentrum weilt, der eigene Spaß ist garantiert: der Fan bekommt eine saftige zweistündige Headlinershow mit allen relevanten Hits geboten. Derjenige, der sich die „Untrueness“ des polarisierenden Alexander Kaschte bestätigen will, hat sicher auch hierfür einige Gelegenheit. Nebenbei hat es dennoch ganz ordentlich gekracht, auch wenn SAMSAS TRAUM eher in den Fußstapfen von Darkthrone und Co. versinken und weniger hineintreten. In diesem Sinne: Schuster bleib bei deinen Leisten, mach deine experimentelle, extravagante Musik, denn die ist prima. Aber lass die Finger von traditionellem Black Metal… // wiebke
|
|
|
|||||||
© hotel666
2006-2024 - All rights reserved
designed by EyeSeeRed.com
|
|||||||||||
top |