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Konzert - Skitliv, Hellsaw, Shining
Was gibt es Schöneres als dem Vorweihnachtsstress zu entfliehen? Und was eignet sich besser dazu als ein gepflegtes Metalkonzert? Genau – wenig. Und so mache ich mich auf, um den United Metal Maniacs einen weiteren Besuch abzustatten, die eine neue Ausgabe „Sodomizing Fistmas“ veranstalten und dazu die illustren Gäste SKITLIV, HELLSAW und SHINING eingeladen haben. Und um eventuelle Protestaktionen von vorneherein im Keim zu ersticken, es handelt sich bei dem Titel um ein Wortspiel, es werden weder Tiere geschändet noch irgendwelche unlauteren Dinge angestellt!
Nach einem Bierchen und dem allgemeinen Eintrudeln legen SKITLIV gegen 21 Uhr vor noch recht übersichtlichem Publikum los. Mit übergezogenen Kapuzen und mit Mundschutz ausgestattet betreten die Herren um Frontweirdo Maniac die Bühne und beginnen mit dem ersten Stück. Langsam und intensiv tönt es aus den Boxen. Mehr Doom und weniger Black metallisch geht die bunt zusammen gewürfelte Truppe zur Sache. Augenmerk liegt natürlich voll auf dem exzentrischen Frontmann, der sich zeitweise einen Fünfsaiter umhängt und mit Bassist Spacebrain um die Wette zupft. Der zweite Song wird noch regulär gespielt, hypnotisch und wabernd frisst sich das Stück durch den Gehörgang. Ein paar schütteln im langsamen Rhythmus ihre Haare, die anderen warten ab. Das Ende ist abrupt und scheint mir in dieser Form unbeabsichtigt, was Gitarrist Ingvar und Spacebrain zu einer kleinen Unterhaltung animiert, die von Maniac jäh mit einem markigen „Shut Up!“ beendet wird. Ab dem folgenden musikalischen Erguss scheint der Auftritt in eine völlig spontane und ungeplante Jamsession abzudriften. Zweitgitarrist Kvarforth diktiert dem Schlagzeuger einen Rhythmus, zu dem die Band – zumindest hat es für mich den Anschein – improvisiert. Zwischenzeitlich knallen Sektkorken, und auch sonst fließt der Alkohol in Strömen. Nach einer gute Stunde ist das Spektakel von einem Schlag auf den anderen vorbei, SKITLIV lassen sich noch einen Moment lang feiern und verlassen die Bühne, ohne ihre Instrumente mitzunehmen, so dass von diesem Gig ein ohrenbetäubendes Rückkopplungsgeräusch übrig bleibt. Als zweite Band sind HELLSAW an der Reihe, die allerdings erstmal die verstreuten Kabel der Vorband zur Seite räumen müssen. Da SKITLIV ein wenig überzogen haben, beeilen sich die Österreicher ziemlich und innerhalb von drei Minuten stehen sie zu den Eiswind- und Regenklängen des Intro auf den Brettern, bereit einen Sturm zu entfachen. Im Gegensatz zu der eher schluffig anmutenden Performance vorher, machen HELLSAW einen äußerst professionellen und konzentrierten Eindruck. Das geht sogar soweit, dass Gitarrist Malthus im Liegen weiterspielt, nachdem er einen atemberaubenden Stunt hingelegt hat, weil sich die Monitorbox beim Draufsteigen nicht gerade als standfest entpuppt hat. Kraftvoll spielen sich die Österreicher durch ihre Setlist, wobei die Mischung aus langsamen und rasenden sowie äußerst melodisch-rockigen Strukturen extrem reizvoll ist. Frontmann Aries ist ein beeindrucken Schreihals, vermag aber auch ein paar cleane Vocals souverän rüberbringen. Dazu passt auch seine Ausstrahlung hervorragend, wenn er sich mit ausgestreckten Armen und geballten Fäusten hinter dem Mikroständer in Pose stellt. Die Saitenfraktion beherrscht das Ein-mal-Eins des „Evil Posing“ ebenfalls hervorragend. So kommt man abwechselnd in den Genuss von fiesen Grimassen und schmissigen Posen und geballter Headbangaction. So macht Black Metal richtig Spaß! Vor allem wenn einem so großartige Songs wie „The Ember Of Your Own“ und „Might And Hate“ um die Ohren geblasen werden. Und dementsprechend ist es auch nur natürlich, dass HELLSAW nicht nur angemessen Bejubelt werden, sondern auch eine Zugabe gefordert wird, die die Jungs aufgrund des Zeitplans aber leider nicht geben können, so dass das Outro erklingt und das Quintett ordentlich durchgeschwitzt die Bühne verlässt. Nachdem die Musiker von SKITLIV ihre Musikutensilien eingesammelt haben, entern SHINING die Bühne und machen einen letzten Instrumentencheck, ehe der Saal komplett verdunkelt wird und alles auf die EINE Person wartet. Die Reihen haben sich mittlerweile gefüllt, und als Niklas Kvarforth erscheint, wird es unruhig. Gespannt fragt sich wohl so mancher, was er während der nun folgenden Spielzeit wohl alles anstellen wird. Doch zunächst passiert nicht viel, denn Kvarforth übernimmt das Intro höchstpersönlich und gibt in heulender Tonlage eine Reihe unverständlicher Worte von sich, dabei über die Bühne wieselnd. Dann steigen die Instrumentalisten mit ein, und „Låt Oss Ta Allt Från Varandra“ etabliert sich zum absoluten Stimmungsmacher. Das Gitarrenriff animiert zum Headbangen, und Kvarforth entpuppt sich als tighter Sänger, auch wenn er ohne Unterlass hin und her tigert, die meiste Zeit mit einer Hand im Schritt und öfters durch die Gegend sabbernd, so dass man in der ersten Reihe auch schon mal etwas Spucke abbekommen kann. Dass die Tour schon etwas länger im Gange ist, belegt nicht nur die fast komplett zerrissene Hose, sondern auch Kvarforths Brust. Denn als er die Lederweste ablegt, kommen einige Brandmale zum Vorschein, und auch heute ist sein Selbstzerstörungstrieb wieder stark ausgeprägt, denn er drückt sich einige Zigaretten auf seinem Brustbein aus, und auch die Rasierklinge kommt zum Zuge. Der blutige Arm wird dann auch flux im Gesicht einer Dame abgewischt, die aber nur im ersten Moment ein wenig überrascht scheint. Unterdessen ist der Meister bei der zweiten Flasche Whisky angelangt, als Maniac mit einer Flasche Sekt die Bühne entert und die Musiker „tränkt“. Außerdem übernimmt er ein paar Vocals, so dass auf der Bühne zeitweise – zumindest für den Konzertbesucher – ein bisschen Konfusion herrscht. Die Instrumentenfraktion nimmt dies aber sehr gelassen hin, auch die „Liebesbeweise“ von Niklas, so dass man es fast schon „Bussi-Alarm“ nennen könnte. Außerdem kommen SHINING ebenfalls nicht an ein paar Improvisationen herum, bei denen der Frontmann vor allem bei den bluesigen Parts demonstriert, dass er ein wirklich talentierter Sänger ist. Schade, dass er meiner Meinung nach, mehr Energie auf die Show verwendet als auf seinen Gesang. Und „showtechnisch“ geht wirklich einiges. Allerdings wird schon sehr bald klar, dass Kvarforth die Regeln macht! Er bestimmt, wer ihn anfassen darf und wer nicht. Er dagegen darf alles. Bei Nichtbeachtung reagiert er empfindlich und aufgebracht. Interessant zu beobachten sind auch die unterschiedlichen Reaktionen der Anwesenden, auf der einen Seite die, die wegen der Musik da sind, und auf der anderen die, die wegen Niklas da sind. Das geht sogar soweit, dass sich ein weiblicher Fan auf die Bühne fallen lässt. Helvete! In den Momenten, wo sich komplett der Musik gewidmet wird, kommt man in den Genuss hochkarätigen Black/Death/Doom Metals. Dunkel und quälend, dann wieder hypnotisch und Sekunden später kraftvoll und brachial. Und immer wieder der Anflug schwarzen Humors: SHINING stimmen zu Ehren Maniacs einen Mayhemsong an, nur um ein paar Takte später abzubrechen und zu verkünden, dass man doch bitte zu einem verdammten Mayhem-Konzert gehen solle. Nach einer Mischung aus Dank und Verunglimpfung seiner Bandmitglieder, der Crew und den beiden weiteren Bands ist der Spuk nach zwei Stunden vorbei und SHINING verlassen nach einer letzten Jameinlage unter tosenden Reaktionen die Bühne. Setlist: Eradication Of Condition – Drum Solo – Låt Oss Ta Allt Från Varandra – Svart Industriell Olycka – Någsutig Är Javtigt Tal – Yttligare Ett Steg Närmare Total Jävla Utfrysning – Claws Of Perdition – Kvinnafänykset Blues – Riddar Katos Nihgtmare – Ännu Ett Steg Mot Total Jävla Utfrysning – Längtar Bort Från Mitt Hjärta – Guitar Solo: Gråby – Guitar Solo: Huss – Bass Solo (!) – Submit To Self Destruction – Wedebrand Blues – Psycho Jam Nach dem Auftritt wird noch einige Zeit lang über das eben Erlebte philosophiert, ehe wir einheitlich beschließen, den Abend bei einem leckeren Schwarzbier ausklingen zu lassen, was sich aufgrund der Feierlaune der Anwesenden bis in den frühen Morgen hinzieht. // wiebke
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