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Konzert - Satans Convention
Am 15.12.2007 ist es endlich Zeit für die diesjährige Ausgabe der Satan´s Convention. In der Stadthalle in Werl im Norden des Ruhrpotts (nicht weit von Dortmund weg) werden sich wieder eine Reihe hochklassiger Bands das Mikrophon in die Hand geben, um die Fans mit lauter, teuflisch-guter Metalmucke zu beglücken.
Eröffnen werden GRABAK. Die Horde aus Leipzig wartet mit einer brutalen Mixtur aus Black und Death Metal auf. Rasend schnelle sowie langsame und sehr rhythmische Passagen finden ihren Weg in die Musik GRABAKs, voluminöse Hintergrundchoräle, die für eine bedrohliche Stimmung sorgen, gibt es ebenfalls zu entdecken. Mit „Agash Daeva“ hat das Quintett, das auf eine Diskographie von mittlerweile vier Alben zurückblicken kann, ein aktuelles Eisen im Feuer, das es zu promoten gilt. NILE genießen bei Fans des anspruchsvollen, technischen Death Metal Kultstatus. Karl Sanders´ eindrucksstarke Vocals sind dabei ein wichtiges Markenzeichen der Amerikaner, ebenso wie die konzeptuelle Beschäftigung mit dem alten Ägypten, die sich schon über acht Alben erstreckt. „Yphtallic“, das jüngste Output NILEs, wartet mit brutalen Gitarrenpassagen, aber auch orientalisch inspirierten Linien auf, die die Umsetzung auf der Bühne interessant machen. Oft als „die beste Cradle Of Filth“-Coverband“ verschrien, treiben HECATE ENTHRONED seit 1994/95 ihr Unwesen in der englischen Black Metal Szene. Fokus der Black Metaller liegt auf den melodischen Elementen ihres Genres. Ausgedehnte Keyboardteppiche oder sanfte Pianosounds sind ein großer Bestandteil ihrer Musik ohne jedoch klischeebeladen zu sein. Aber auch das harte Element kommt nicht zu kurz: extreme Gekreische neben apokalyptischem Gegurgel machen die Vocals von Frontmann Dean aus, der von seinen Gitarristen und Schlagzeuger Rob ordentlich vorangepeitscht wird. Im Gegensatz Dazu klingen LORD BELIAL sehr direkt und schnörkellos. Die Schweden legen mehr Wert auf das rockige Moment, schrecken vor einprägsamen Gitarrenmelodiebögen aber ebenso wenig zurück. Ohne Corpsepaint und aufwendige Show auskommend verlassen sich Micke, Thomas und Co. vollkommen auf die Durchschlagskraft von Songs wie „Enter The Moonlight Gate“ oder „Unspoken Veneration“, wobei ihnen die enthusiastischen Reaktionen der Fans auf zahlreichen Gigs durchaus Recht geben. Über UNLEASHED und MARDUK große Ankündogungen zu schreiben, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Beide Bands haben in ihrem Genre Geschichte geschrieben und mit ihren aktuellen Alben viel positives Feedback bekommen, wobei gerade MARDUK mit einigen Geschwindigkeitsreduzierungen auf „Rom 5:12“ Staunen auslösten und vor allem das äußerst melodische, schleppende Duett mit Alan Nemtheanga niemals in der Form erwartet worden wäre. Das komplette Line Up und die Spielfolge sieht wie folgt aus – ohne Gewähr/Änderungen möglich: 14:00-14:30 Grabak 14:50-15:30 Lord Belial 15:50-16:25 Hecate Enthroned 16:45-17:25 Belphegor 17:45-18:45 Unleashed 19:05-20:00 Finntroll 20:20-21:20 Nile 21:40-22:40 Marduk 23:00-00:00 Six Feet Under Tickets kosten 29,95 Euro zzgl. evtl. Gebühren und sind direkt über Burningstage oder bei vielen Ticketanbietern zu bekommen. Beginn ist um 14 Uhr. Weitere wichtige Infos: http://www.burningstage.net // wiebke
Bis jetzt lag die Stadt Werl nicht auf der Konzertlandkarte des gewöhnlichen Metalhörenden, doch das ändert sich heute für gut 2000 Fans, die sich auf den Weg in die Stadthalle der kleinen Stadt zwischen Hamm und Dortmund gemacht haben, um sich eine große Portion Livemusik in Form von zehn Bands aus der Schnittmenge zwischen Black und Death Metal zu gönnen. Der Einlass geht – als ich mich in die Warteschlange einreihe – recht zügig von statten, so dass man nicht allzu lange in der Kälte warten muss. Drinnen ist es gemütlich warm, und da die Türen zum Saal noch verschlossen sind, wird erstmal ein bisschen an den Verkaufsständen vorbeigebummelt, ein Getränkebon erworben oder sich die Zeit irgendwie anders vertrieben.
Kurz nach 14 Uhr obliegt es GRABAK, die Satans Convention zu eröffnen und damit den sprichwörtlich Staffelstab auf die erste Runde zu tragen. Das tun die Herren auch sehr engagiert, denn vom ersten Song an holzen sie mit konstant schneller Geschwindigkeit durch ihre Songs. Der Schlagzeuger spielt ziemlich vertrackte Rhythmen mit vielen Blast-Attacken und treibt so seine Mitmusiker voran. Die Gitarre geht im Soundbrei leider etwas unter, hier und da kommt der Black Metal Sound aber zum Glück trotzdem durch, und auch eine paar filigrane Soloeinlagen sind zu vernehmen. Ab und an haben die Leipziger sogar ein einsehen und drosseln das Tempo ein wenig zugunsten der Rhythmik. Der Bass frisst sich während Songs wie „Beyond A Black Horizon“ und „Code 666:Blasphemie“ unweigerlich in die eigenen Eingeweide, so dass der ganze Körper vibriert. Frontmann Jan merkt man nach einigen Songs schon an, dass ihn seine Vocals ganz schön anstrengen, dennoch ist seine Leistung tadellos und sein Stil sehr angenehm, da er vorwiegend in etwas tieferen Tonlagen kreischt. In der Umbaupause verziert Sture – seines Zeichens Frontmann/Gitarrist von VREID – seinen Mirkroständer mit einem Hirschschädel, und nach kurzem Linecheck beginnen die Norweger direkt mit „Jarnbyrd“. Vor der Bühne wird es auch sogleich ein bisschen voller, und man sieht wie die ersten Metalheads ihre Matten kreisen lassen. Sture und Hváll stehen dem in nichts nach und schütteln ebenso fleißig ihr Haupthaar. Gitarrist Ese posiert derweil ohne Unterlass und zieht am laufenden Band Grimassen, dass der Kerl dabei das Gitarrespielen nicht vergisst, ist wirklich bemerkenswert. Sture taut unterdessen immer weiter auf und animiert das Publikum durch Gesten und Worte wie beispielsweise die Ansage: „Come on, we play some fucking Rock´N´Roll!“ Auch wenn der Sound weiterhin recht dumpf aus den Boxen schallt, entpuppt sich „Svart“ als Killersong. Ein Riff – nicht zu schnell – das zum Moshen einlädt, zwischendrin immer mal wieder eine Blastattacke und Stures markiges Kreischen fressen sich unweigerlich in den Gehörgang. Kein Wunder, dass danach die „Pommesgabel“ in Massen gezeigt wird. Highlight ist aber auf jeden Fall der letzte Song, den die Norweger richtiggehend zelebrieren, nämlich „Pitchblack Briagde“. Der Track rockt einfach nur ohne Ende, und somit ist es echt schade, dass VREIDs Spielzeit schon wieder abgelaufen ist. Als nächstes sind LORD BELIAL an der Reihe. Es wird um einiges klirrender und kälter als noch bei der Vorgängerband. Die Schweden präsentieren majestätischen Black Metal, der auch ohne wallende Keyboardteppiche eine ungeheure Wirkung entfaltet. Ohne Pathos, aber mit viel Action bieten die Mannen um Thomas Backelin, der gut bei Stimme ist, Songs wie „Satan Divine“ oder „Mysterious Kingdom“ dar. Während Bassist Anders seine langen schwarzen Haare fliegen lässt, unterstützt Gitarrist Niclas seinen Frontmann mit ein paar Background-Growls. Mit „Lamia“ haben LORD BELIAL auch einen im Ansatz etwas ruhigeren Song im Gepäck, der einen mit seiner wunderschönen und mitreißenden Melodie gefangen nimmt. „Mark Of The Beast“ markiert das Ende einer gelungenen Show, bei der LORD BELIAL wieder einmal beweisen, dass eine Black Metal Band auch ohne gekreischte Ansagen und übermäßig „böses“ Gehabe auskommen kann. Auch HECATE ENTHRONED haben zunächst unter einem sehr unausgegorenen Sound zu leiden, bei dem die Keyboards vollends untergehen. Man hört das Schlagzeug und die Gitarren und ein wenig Gekreische. Somit bleibt einem nichts anderes übrig, als sich erstmal auf die optischen Eindrücke zu konzentrieren. Und da fällt auf, dass Frontmann Dean rastlos von einer Seite der Bühne zur anderen und manchmal auch im Kreis herumrennt. Auch die Art wie er die Arme bewegt erinnert mich irgendwie an L.G. Petrov von Entombed. Und ehrlich gesagt wären mir die Schweden im Moment um einiges lieber, denn was sich auf CD eigentlich noch ganz annehmbar anhört, klingt live leider ziemlich belanglos. Die Songs der britischen Black Metal Combo haben zwar so einzelne Momente, in denen eine Melodie oder ein Riff wirklich nach Aufmerksamkeit lechzt, aber in der Summe sind diese Momente leider zu gering. Das macht auch das engagierte Headbanging der Saitenfraktion nicht wett. Dem Publikum scheint es aber trotzdem recht gut zu gefallen, denn HECATE ENTHRONED erhalten einigen Applaus, vor allem für den – meiner Meinung nach besten Song des Auftritts – „Life“. BELPHEGOR dagegen haben einen wahrlich guten Tag erwischt. Gut gelaunt und perfekt aufeinander eingespielt präsentieren sich die Österreicher den Metalfanatikern. Es wird fleißig drauf los geknüppelt, und Frontblasphemiker Helmuth gurgelt, kreischt und brüllt was die Stimmbänder hergeben. In den Songpausen grinst er und zieht Grimassen, während sich seine Mitmusiker schon auf das nächste Stück einstimmen. Es gibt kaum Atempausen bei den Bastarden aus Death, Black und einer ordentlichen Portion Thrash Metal, so dass die Mönchschor-Einspielungen schon fast wie eine kurze Erholung für die verschwitzten Gemüter anmuten. Auch wenn sie sicher nicht zu den innovativsten Death Metal Bands auf diesem Planeten gehören, so sind UNLEASHED doch immer eine Bereicherung für jedes Metalkonzert. Denn Johnny Hedlund und seine Mitstreiter sind einfach ein sympathischer Haufen, dem die Fans vom ersten Takt an aus der Hand fressen. Gleich nach dem zweiten Song „Neverending Hate“ stellt der Sänger/Bassist, seine Band vor, was für eine ausgelassene Stimmung sorgt, denn Fredrik, Anders, Tomas und Johnny selbst werden wie eine Fußballmannschaft beim Gewinn der Weltmeisterschaft bejubelt. Bei „Don´t Want To Be Born“ und „The Immortals“ fliegen die Haare. Und die eigefleischten UNLEASHED-Fans stellen heute einen amtlichen Chor da, der fleißig mitgrölt und dem Frontmann so manches Mal den Schneid abkauft. „Into Glory Ride“ wird der Crew gewidmet, ehe die Schweden Anstalten machen, die Bühne zu verlassen. Aber das geht natürlich nicht, und so werden sie flux wieder zurückgebrüllt. Und nun kommt ein Song, ohne den ein UNLEASHED-KOnkert kein UNLEASHED-Konzert ist: „Death Metal Victory“! Und die Aufforderung im Refrain „come people scream for me“ wird definitv wörtlich genommen und ein „Death Metal Victory“ schallt kraftvoll durch den Saal. Nach „Before The Creation Of Time“ ist dann endgültig Schluss, und zurück bleibt ein durchgeschwitztes und zufriedenes Publikum - ein Sieg auf ganzer Linie! Hiernach wechselt dann auch die Pausenmusik von AC/DC zu etwas härteren Sachen, während auf der Bühne das Schlagzeug für MARDUK umgebaut wird. Nacheinander betreten Lars, Devo, Morgan und Mortuus die Bühne, wobei der Frontmann am lautesten begrüßt wird. „Beyond The Grace Of God“ und „Those Of The Unlight“ markieren die Anfangsjahre MARDUKs. Harsch tönt es aus den Boxen. Mit “Materialized In Stone” wird dann ein weiterer, alter Song dargeboten. Anders als die anderen jedoch – geht man hier doch deutlich im Tempo gemäßigt zu Werke. Langsam, quälend und intensiv mit einem Rhythmus, der einen zum Headbangen zwingt. Mit heiserer Stimme macht Mortuus seine Ansagen und skandiert zwischendurch immer wieder „Germania“ bzw. „Deutschland“, was nach dem dritten Mal einfach abgenudelt wirkt bzw. langweilig ist. Aber auch die „Kreißsäge“ bleibt nicht ungenutzt und so rasen MARDUK ein paar Songs, als würden sie dem Leibhaftigen persönlich ein Geburtstagsständchen bringen. Das bleibt nicht ganz ohne Folgen, denn man sieht dem Frontmann gegen Ende des Sets deutlich an, wie anstrengend das durchgehende Kreischen für ihn ist. Nichtsdestrotz geben die Schweden alles und zelebrieren musikalisch den Black Metal nach allen Regeln der Kunst, so dass vom aktuellen Output „Rom 5:12“ u.a. „Limbo Of Worohip“ zum Zuge kommt, schade nur, dass der Sound wie auch bei den anderen Stücken ein wenig zu schlagzeuglastig rüberkommt und „Cold Mouth Prayer“ nicht gespielt wird. Das absolute Kontrastprogramm dazu liefern im Anschluss FINNTROLL. Die sechs wuseligen Finnen entern die Bühne und holen zum gewaltigen Humppa-Folk-Metal-Schlag aus. Vreth ist in Topform und lässt von Anfang an seine Haare in einer Art und Weise rotieren, dass einem schon fast angst und bange wird, weil sein Kopf abfliegen könnte. Stillstehen scheint ein Fremdwort für diesen agilen Kerl zu sein. Außerdem ist er gut bei Stimme, so dass auch sein Gesang exzellent klingt. Mit einer Mischung aus leichter Provokation und Anfeuerung hält er zudem das Publikum bei Laune, so dass auch vor der Bühne ein hoher Energielevel herrscht. Auch die anderen Trolle sind mit Eifer bei der Sache, so schleudert Bassist Tundra seine wallende Mähne ebenfalls durch die Gegend und Gitarrist Skrymer durchlebt die Tracks mit Leidenschaft. Mit „Slaget Vid Blodskälv“ kommt ein älteres Stück zum Zuge, ansonsten greifen FINNTROLL auf das Material der letzten beiden Alben „Nattfödd“ und „Ur Jordens Djup“ zurück. Und mit Stücken wie „Nattfödd“ und vor allem natürlich „Trollhammaren“ kann man einfach nichts falsch machen. Die „Trollhammaren“-Melodie geht sofort ins Ohr, den Nacken und die Beine, so dass man einfach genötigt wird, sich zu bewegen. Außerdem erhalten die Trolle bei diesem Stück gesangliche Unterstützung von NILEs Craig, der sichtlich beigeistert an den passenden Stellen „Trollhammer“ ins Mikrofon krakeelt. Was nun kommt, grenzt an Reizüberflutung: NILE. Vier Mann, die ein Death Metal Inferno auf allerhöchstem technischem Niveau entfachen. Die Saitenvirtuosen Karl Sanders und Dennis Toler-Wade entfachen ein Riffgewitter, das in ohrenbetäubender Lautstärke durch die Halle schallt und duellieren sich abwechselnd mit Gitarrensoli. Aber auch Bassist Craig steht den beiden in nichts nach und wirbelt seine Haare durch die Gegend, während er nicht wenig komplizierte Bassläufe zockt. Den Hauptteil der Vocals übernimmt Dennis, aber Karl und Craig steuern ebenfalls viele abgrundtiefe Growls bei, so dass man nahe dran ist, den Überblick zu verlieren. Die Musik des Quartetts ist definitiv nichts für schwache Ohren und nach einigen Songs (u.a. „Blessed Dead“, „Sacrifice“ und der Namnesgeber des aktuellen Albums „Ythyphallic“) wird das Ganze ziemlich anstrengend. Da sich aber augenscheinlich eine ganze Menge Fans im Auditorium befinden, werden NILE und ihre von der ägyptischen Mythologie handelnden Stücke mit viel Applaus bedacht. Da sich die Umbaupause quälend lange hinzieht und ich mittlerweile schon fast im Stehen einschlafe, schenke ich mir SIX FEET UNDER und trete die Heimreise an. Somit geht für mich ein im Großen und Ganzen gelungener Tag mit toller Musik zu Ende, dennoch hat sich die Stadthalle Werl vielleicht nicht unbedingt als geeignetste Location entpuppt, da man die Halle aufgrund städtischer Verordnungen zwischendurch nicht verlassen kann und man sich in dem eingezeäunten Areal am Pommesstand ein bißchen wie im Käfig fühlt. // wiebke
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