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Konzert - Anathema und Porcupine Tree
30.11.07, 20:00
Anathema und Porcupine Tree
Am 30.11.2007 findet im Bielefelder RINGLOKSCHUPPEN ein ganz besonderes Konzert statt. PORCUPINE TREE und ANATHEMA verlassen die heimatliche Insel, um ihren Fans ein paar unvergesslich Momente zu bescheren.
Seit den frühen Neunzigern wandeln ANATHEMA auf den Musikbühnen und haben mittlerweile neun Alben und zwei EP´s auf der Haben-Seite verbucht. Dabei sorgten vor allem die frühen Werke für regelrechte Begeisterungsstürme, so dass Videos der Liverpooler zwischenzeitlich auf MTV in Heavy Rotation liefen. Doch ANATHEMA ließen sich vom Business wenig beeinflussen und gingen/gehen konsequent ihren musikalischen Weg, der sie vom Doom Metal der Anfangstage hin zum experimentellen Rock der Gegenwart führte. So geht man heute teilweise sehr progressiv zu Werke, hat aber auch keine Scheu vor elektronischen Spielereien. Jedoch verlieren ANATHEMA nie das Gespür für berührende Melodien – mal schwermütig, mal sanft. Wenn auch zurzeit leider ohne Plattenvertrag befindet sich das Sextett im Schreibprozess und hat zwei neue Songs zum Download auf der bandeigenen Homepage bereitgestellt. Mastermind Steve Wilson suchte sich Anfang der Neunziger Mitmusiker, und seitdem kann man PORCUPINE TREE in unregelmäßigren Abständen auch live bewundern. Dabei fällt vor allem die Detailverliebtheit der Progressive Rock Band auf. Mehrstimmige Gesänge und Arrangement der Songs erinnern streckenweise an Pink Floyd. Mit Veröffentlichung des „In Absentia“-Albums orienteren sich PORCUPINE TREE auch in Richtung härterer Musik, und somit hielt mehr Schwermütigkeit Einzug in die Songs. Mit „Fear Of A Blank Planet“ haben die Engländer ein neues Meisterwerk am Start, so dass in den Genuss neuer Songs kommen wird, auf deren Umsetzung man gespannt sein darf. Tickets kosten ca. 31,90 Euro. Beginn ist um 20 Uhr. Weitere Infos: http://www.ringlokschuppen.com http://www.porcupinetree.com http://www.anathema.ws // wiebke
Nach den vielen schwermetallischen Konzerten in der letzten Zeit erscheint mir der heutige Abend als reizvolle Abwechslung, stehen ANATHEMA und PORCUPINE TREE doch für ruhigere, melancholischere Töne. Und so warten wir bei Nieselregen vor dem Bielefelder Ringlokschuppen auf Einlass, der dann zum Glück auch richtig flott von statten geht. Der Ringlokschuppen entpuppt sich als sehr geräumig, um nicht zu sagen riesig. Schon alleine die Konzerthalle bietet für viele Zuschauer Platz, und auch der Raum auf der Bühne dürfte so manchen Musiker entzücken. Noch heißt es ein wenig warten, aber um 20 Uhr gehen dann endlich die Scheinwerfer an und zusammen mit meiner lieben und herzerfrischenden Cal (noch mehr visuelle Eindrücke vom Konzert auf http://www.nocturnalhall.com), die eine genauso freudige und leicht aufgeregte Erwartungshaltung an den Tag legt wie ich, entere ich den Graben.
Währenddessen betreten ANATHEMA die Bühne, greifen sich ihre Instrumente bzw. beziehen Stellung an ihnen und schicken sich an, die Welt für etwa 40 Minuten anzuhalten. Denn so kommt es einem schon nach den ersten Gitarrenklängen vor, bei denen vor allem schon Vincent seinen Körper leidenschaftlich verbiegt, als ob die Zeit plötzlich stillsteht. Gefangen lauscht man „Fragile Dreams“. Die Gitarren rocken ordentlich und dennoch passt der Titel irgendwie, da Vincent sehr sanft singt. Danny dagegen scheint irgendwelche technischen Probleme zu haben, jedenfalls macht er zwischendrin einen recht gequälten Eindruck und gestikuliert wild in Richtung seines Technikers. Nichtsdestotrotz lässt er es sich nicht nehmen, ein paar Fans in der ersten Reihe zu begrüßen, in dem er auf die Boxen vor der Bühne klettert und ein paar Hände drückt. Es geht weiter mit „Empty“, ebenfalls auf dem „Alternative 4“-Album zu finden. Auch bei diesem Stück liegt sofort eine spezielle Magie in der Luft. Und wenn man sich die die Jungs so anschaut, würde man nie auf den Gedanken kommen, dass sie mal als Death Metal Band angefangen haben. „A Simple Mistake“ klingt wahnsinnig zerbrechlich. In den Songpausen sparen Vincent und Danny mit Ansagen und wenn, dann verstehe zumindest ich Vincent nur sehr schlecht, wenn er in seinen nicht vorhandenen Bart nuschelt. „Closer“ kommt der Albumversion sehr nah, denn auch hier wird mit dem Stimmverfremdungsgerät gearbeitet, was mich sehr an Air erinnert. Man kann es fast schon psychedelisch nennen. Ein weiteres Stück neueren Datums wird mit „Angels Among Us“ gespielt. Akustikgitarren und hoher, zweistimmiger Gesang der Cavanagh-Brüder entführen in eine andere, eine melancholische Welt. Am freudigsten von allen Stücken aber wird „Deep“ aufgenommen. Man sieht einige Fans den Text mitsingen, es entsteht zum ersten Mal an diesem Abend etwas mehr Bewegung. Nach dem obligatorischen Dank an den Headliner und zwei weiteren Stücken, verabschieden sich ANATHEMA unter begeistertem Applaus und lassen viele leuchtende Augen zurück. Wow, meine Gedanken fliegen noch eine Weile durch die Gegend, ANATHEMA haben wirklich für ein paar magische Momente gesorgt! Setlist: Fragile Dreams – Empty – A Simple Mistake – Closer – Angels Walk Among Us – Deep – Flying – Hindsight Die Instrumentarien der Vorband werden nunvon der Bühne geschafft, das große Schlagzeug wird enthüllt und alles für den Auftritt von PORCUPINE TREE vorbereitet. Zu den Klängen des Intros werden per Beamer die ersten Bildsequenzen eingespielt, zuallererst ein Schneerauschen, wie auf dem Fernseher wenn die Antenne kaputt gegangen ist, nur blau. Im Publikum breitet sich ein Raunen aus, das zu einem Rufen und Klatschen anschwillt, als die Musiker die Bühne betreten und dann beinah enthusiastisch wird, als endlich Steven Wilson auftaucht und die ersten Akkorde auf der Gitarre greift. Mit „Fear Of A Blank Planet“ wird das Set eröffnet, das Titelstück des neuen Albums, das sogar in den deutschen Charts unter die Top 20 gekommen ist, wofür sich der Mastermind im Verlauf des Abends auch bedankt. Im Folgenden spielen sich PORCUPINE TREE durch ihre Diskographie von 1996 bis 2007. Dabei kommen sanfte Klänge zum Zuge, aber auch Stücke, die härter klingen. Steven Wilson, der mir auf der einen Seite recht schüchtern und verschlossen vorkommt, auf der anderen Seite durch seine Musik verdammt viel von sich preisgibt, verfügt über ein ausdrucksstarkes Stimmvolumen, so dass man sich automatisch voll auf ihn konzentriert. Teilweise sphärisch, dann wieder ordentlich rockend treiben er und seine Mitmusiker den Zuhörer durch verschiedenste Emotionen. Fühlt man sich in der einen Sekunde noch beschwingt und möchte sich in einem schönen Park im Spätfrühjahr die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, so wird einem in der nächsten Sekunde schon wieder die Tristesse vor Augengeführt, woran die eingespielten Bilder von Bahnschienen einen nicht unwesentlichen Anteil haben. Viele der Anwesenden sind mit dem Progressive Rock PORCUPINE TREEs bestens vertraut und so kann man bei manchen Songs einen leisen Backgroundchor ausmachen. „Dark Matter“ und „Blackest Eyes“ entpuppen sich als besonders reizvolles Doppel. Gerade „Blackest Eyes“ hat eine fast schon beängstigende Ohrwurmeigenschaft, und die zweistimmig gesungenen Parts sorgen für eine Gänsehaut. PORCUPINE TREE machen ebenfalls nicht allzu viele Worte, doch kann sich Mr. Wilson ein bisschen Humor nicht verkneifen. Als auf seine Frage, ob sich denn alle traurig fühlen, ein lautes „nein“ erschallt, grinst er und antwortet: „Okay, now we do our best to bring you down.“ Der folgende Song „Way Out Of Here“ treibt dann auch wirklich den Melancholiefaktor um einiges in die Höhe. Nach „Sleep Togesther“ ist dann die reguläre Spielzeit für das Erste zu Ende, und die Herren schnallen die Instrumente ab. Nachdem sich PORCUPINE TREE ein paar Minuten lang haben bitten lassen, kommen sie für den Zugabenteil zurück auf die Bühne. Von den drei Zugaben, die noch einmal ungefähr 30 Minuten puren Genuss bieten, wird „Trains“ am besten aufgenommen. Da erscheint auch die Frage des Frontmanns, ob sie denn nun wirklich „Trains“ spielen sollen, ein wenig seltsam. Einziges Manko an diesem Genuss ist der Fan, der das Ende versaut, in dem er die letzten Zeilen des Texts in die Pause vor dem Ende herausbringt. Auch Timing will gelernt sein. Setlist: Fear Of A Blank Planet – What happens now? – Sound Of Muzak – Lazarus – Anesthetize – Open Car – Dark Matter – Blackest Eyes – Nil Recurring – A Smart Kid – Way Out Of Here – Sleep Together II Even Less – Trains – Halo Und so geht nach “Halo” ein wunderbarer, Konzertabend zu Ende, es wird noch minutenlang applaudiert, und PORCUPINE TREE könnten wahrscheinlich noch stundenlang weiter spielen, ehe man genug von dieser einzigartigen Musik gehört hätte. Doch dieser Wunsch bleibt leider unerfüllt. Die Lichter im Saal gehen an, und nach einer kurzen Phase des „Sammelns“ werden die Konzertbesucher von den Ordnern mit einem Absperrband aus dem Saal „herausgekehrt“. Aber nach kurzer Umbaupause – durch einen großen Vorhang wird der Raum geteilt - kann man wieder hineingehen und zu Musik aus der Konserve das Tanzbein schwingen. // wiebke
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