Flugplatz Obermehler Markt 1 99994 Schlotheim Deutschland
Hell is Open
Während andere Festivals den Mund voll nehmen müssen, wie toll und groß und brutal sie sind, trägt ein kleines, feines Festival den simplen Slogan „Hell is Open“. Und bietet damit den Zuschauern feinsten Black und Death Metal sowie eine gehörige Portion Grind.
Die Rede ist natürlich vom Party San Open Air, welches im Jahr 2017 bereits zum 23. Mal stattfindet. Zum 7ten Mal auf dem Flugplatz Obermehler des beschaulichen Schlotheim mitten in Thüringen. Nach diversen Schlamm Partys in Bad Berka hat sich der neue Platz mit asphaltierten Gehwegen und Drainage auf den Campingflächen mehr als bewiesen. Auch wenn ich ein wenig in Wehmut an die Flächen in bad Berka zurückdenken muss: Zitat von Alan von PRIMORDIAL : „ What a glorious setting for a festival, its fucking beautiful. „ Doch schwelgen wir nicht in der Vergangenheit, sondern schauen wir nach vorne.
Das Party San verfolgt schon immer die Tradition das Beste an Black und Death Metal aus dem Untergrund spielen zu lassen. Zwar verirren sich auch größere Namen wie KREATOR, IMMORTAL oder AMON AMARTH auf die Bühne, doch das Gros der Bands kommt aus dem extremen Untergrund. Und das ist auch absolut gut so. Seit Jahren steht das Party San und seine Besucher für eine Festival für die Musik. Es geht nicht um Besucherzahlen oder um Umsatz, es geht einzig und allein um die Musik. Auch Party Idioten in ‚lustigen‘ Kostümen sucht man hier vergebens.
Neben den ganzen Live Bands gibt es natürlich auch allerhand Stände, wo man sich mit neuestem Vinyl und CDs eindecken kann. Als erste seien hier die Jungs von Cudgel erwähnt, die im Vorfeld fleißig die Tickets für das Party San verkaufen. Zum Festival selber locken sie dann gern schonmal mit Sondereditionen wie Morgoths „God is Evil“ LP. Ein Besuch des Standes ist dringend anzuraten. Daneben gibt es natürlich die normalen Merch Stände für Klamotten, Pins, Patches und allem, was das Metal Herz so begehrt.
Für das kulinarische Wohl ist auch bestens gesorgt. Allen voran sei hier Hähnchen Krause erwähnt, der es Jahr für Jahr schafft, den Haxen und Hähnchen Hunger zu stillen (persönlicher Rekord: 13 Haxen in 4 Tagen). Daneben gibt es seit ein paar Jahren auch Pulled Pork oder die berühmte Pommesbude. Ein weiterer großer Vorteil ist das Frühstückszelt, welches bereits in den frühen Morgenstunden die Alkoholleichen mit neuen Kräften füttert. Ein umfangreiches Angebot, was kaum ein Wunsch offen lässt.
Doch zurück zur Musik. 2010, das letzte Mal in Bad Berka, hielt sich das Party San lange bedeckt um den Headliner. Recht spät wurde dann verkündet, dass niemand geringerer als AUTOPSY die Bühne in Bad Berka entern wird. Und 2017 finden die Herren ein weiteres Mal zum Party San. Die weiteren Großen auf dem Plakat sind MORBID ANGEL und ABBATH.
Nachdem die großen durch sind, kommenw ir aber zu den eigentlichen Highlights des Festivals:
VADER, die polnische Gewissheit der Zerstörung stehen abermals auf dem Billing. Wer sie je live erlebt hat, weiss dass Peter und Co absolut für die Bühne geboren wurden und eine unheimliche Live Präsenz haben. Auch die schwedische Panzer Division MARDUK gibt sich abermals die Ehre. AURA NOIR, VITAL REMAINS oder URFAUST ergänzen das Billing hervorragend.
Damit es nicht zu eintönig wird, sind im Billing auch andere Sparten zu finden. So gibt es mit INSOMNIUM eher etwas aus dem Bereich Melodic Death. MANTAR sorgen für eine gehörige Portion Doom und zeigen, dass man auch mit nur zwei Personen auf der Bühne ordentlich Stimmung erzeugen kann. INQUISITION knüpfen daran an und zeigen, ebenfalls als Duett, wo der Thrash/Black Hammer hängt.
Dies sind allerdings nur die Highlights der großen Bühne. Ein weiterer großer Pluspunkt des Party San ist die Schaffung der Zeltbühne. Während auf anderen Festivals einfach eine zweite Bühne gebaut wird, um noch mehr Bands spielen zu lassen und noch mehr Besucher anzulocken, verfolgt das Party San eine gezielte Strategie mit der Zeltbühne. Sie steht den Newcomern und Nachwuchsbands zur Verfügung. Sie bildet die perfekte Kulisse, so spielen alle Bands im Dunkel des Zeltes und haben gleiche Bedingungen. Im Zelt kommt fast schon Clubkonzert Atmosphäre auf. Ein Höhepunkt in diesem Jahr sind sicher ATOMWINTER. Newcomer ist bei den alten Herren sicher das falsche Wort. Aber gerade solche Bands lohnen den Blick auf die Zeltbühne zu werfen.
Das diesjährige Party San findet vom 10.8.-12.8. in Schlotheim Flugplatz Obermehler statt.
Tickets und alle Infos unter https://party-san.de/news/
Das komplette Billing:
ABBATH
ABSU
ATOMWINTER
AUTOPSY
AZARATH
BLOOD OF SEKLUSION
CANDLEMASS
CRYPTOPSY
DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT
DAWN OF DISEASE
DEMILICH
DEMOLITION HAMMER
DESASTER
DEW SCENTED
GOD DETHRONED
GUT
HADES ALMIGHTY
HUMILIATION
INQUISITION
INSOMNIUM
KALMAH
KOSMOKRATOR
KRATER
KRINGA
LUCIFERICON
MANTAR
MARDUK
MERCILESS
MISTHYRMING
MORBID ANGEL
MOURNING BELOVETH
NAILED TO OBSCURITY
NECROPHOBIC
NIGHT DEMON
NILE
OVERKILL
PIGHEAD
POSSESSED
THE LURKING FEAR
UADA
ULTHA
URFAUST
VADER
VERHEERER
VIGILANCE
VITAL REMAINS
Und da war es wieder soweit. In jedem Jahr am zweiten Augustwochenende pilgern viele meiner Wahlverwandten und ich, aufgeregt wie Sechsjährige vor der Einschulung, auf ein kleines Flugfeld bei Schlotheim/Obermehler, um dort das alljährliche Party.San Metal Open Air zu zelebrieren.
In diesem Jahr lockten, neben dem Familientreffen, primär Namen wie DEMOLITION HAMMER und POSSESSED, bei denen man ja leider in der Vergangenheit wenig Chancen hatte sie zu sehen. Allerdings sollten die Auftritte von AUTOPSY, OVERKILL, ABBATH, immer wiederkehrende Bekannte wie DESASTER und GOD DETHRONED oder auch die Nachwuchskracher wie NIGHT DEMON oder ATOMWINTER, nicht in den Hintergrund geraten.
Die Anreise und das Aufstellen der zeitweiligen Heimstatt erfolgten reibungslos. Bereits am Mittwoch war auf dem Campground schon so einiges los aber dank Papa Partysancamp, der uns in jedem Jahr ein schönes Stück grün reserviert, hätte die Lage kaum besser sein können (DANKE, Öli!!!). Sobald das Heim errichtet war, müsste erstmal mit all den Campmitbewohnern aus nah und fern bei einem Ankunftsdosenbier palavert werden. Ihr kennt das sicher: Ankunftsdose, Bändchen holen, Flatrate-Bändchen für die Porzellanhalle besorgen und ab ins Getümmel/Partyzelt welches auch mittwochs immer einen Besuch wert ist. Wie lang die Nacht sich daraufhin ausweitete, variierte, aber es ist immer sehr schön am angestrebten Austragungsort angekommen zu sein und wenn das Erwachen am nächsten Morgen etwas lädiert geschah, sollte sich niemand grämen. Ist ja schließlich nicht immer Party.San.
Donnerstag, erster Haupttag: Raus aus der Koje, Kauleiste polieren und einen wunderbaren Korn-O zum Frühstück kredenzen bevor die Schmerzen einsetzen. Jetzt war Einsatz gefragt! Ich hatte den Auftrag für einen nachrückenden Gefährten eins der begehrten PSOA/DESASTER-Shirts zu besorgen. Bereits vor der Öffnung des Infields war eine derart lange Schlange am Einlass, dass ich die Erfüllung meines Auftrages schon dahinscheiden sah, aber unter fulminantem Einsatz hab ich es dann doch noch geschafft. Jetzt war man zur Gänze angekommen. Heim ins Camp, die mittlerweile Nachgerückten begrüßen und das Quest-Item abliefern.
Nun musste es aber losgehen. Mit dem Gros der Bande auf zur Bühne wo uns Esmiralda und ihr mutmaßlicher Panzerhaubitzenzwilling, beidseitig die Bühne flankierend und bereit zum Gefecht, herzlich in Empfang nahmen. NIGHT DEMON lieferten einen herrlichen Auftakt. Jetzt lief der PSOA-Modus. Camp, Bühne, Kulinarien, Schnappsbuden, Merch, Merch, Merch. Ein euphorisches Herumgepilgere als hätte man all das weder je erlebt noch erwartet. AZARATH lieferten den ersten Black Metal auf der Hauptbühne, wenngleich die Zeit einfach mal wieder viel zu früh oder einfach viel zu hell dafür war. GOD DETHRONED war das erste große Highlight des Tages. Mit sichtlicher Spielfreude wummerten die Niederländer feinsten Death von der Bühne. Das sollte der nächste Slot erstmal toppen. Doch hier kamen zwei Herren die seit einiger Zeit, höchstgefragt, die halbe Welt live bespaßen und der Druck den die beiden Bremer von der Bühne fließen lassen, polarisiert.
Nach dem furiosen MANTAR-Auftritt unterlief meiner Herzdame und mir allerdings ein Anfängerfehler: Statt mal eine vernünftige Mahlzeit zu uns zu nehmen, müssen wir irgendwo falsch abgebogen sein und landeten recht unerwartet vor Brutz & Brakel was zur Folge hatte, dass unsere Anwesenheit bei den Headlinern wortwörtlich in den Wild Russian fiel. Ich bin in dem brutalen Regenguss furchtbar nass geworden und wir waren zu einer doch recht bürgerlichen Zeit im Bettchen. Bobby „Blitz“ möge mir vergeben. Wir erfuhren dennoch von unserem tapferen Fotografen, dass DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT mit einer, in weiß gehüllten Onielar, hervorragend das Publikum zu begeistern wussten und zeigen konnten, warum sie von der Zelt- auf die Hauptbühne gewandert sind.
Nach dem zeitigen Erwachen am Freitag versicherte mir unser clubeigener Chefkoch, er habe für uns OVERKILL und ABBATH mitgeschaut und wir fanden es ganz großartig. Anmerkung aus der Fotocrew: ABBATH muss man einfach mögen, oder es liebend gern lassen. Sein Auftritt war geprägt von witzigen Momenten und den typischen Liedern. Einen Salto wie auf den Metal Days gabs leider nicht, aber so manche lustige Grimasse als Entschädigung.
So begann der nächste Tag. Zähne gebürstet, modifizierten Frühstücks-O-Saft verköstigt und das Campleben konnte weitergehen. Wie man sich durch das Vorangegangene vorstellen kann, war mein Elan anfangs etwas gebremst. So wurde sich, abgesehen von einem kurzen Abstecher zu GUT, vor meinem persönlichen Headliner des Tages, auf soziales Netzwerken mit Konfetti, Blödsinn und Unrat nebst Körperpflege beschränkt. Hammer-Time! Das Klima war recht feucht und schattig. Daher wurde die klatschnasse Kutte über die Lederjacke geworfen und weiter ging es. Nach dem grandiosen Auftritt von DEMOLITION HAMMER der absolut das hielt was man sich selbst davon versprochen hatte, war Nahrungsaufnahme äußerst wichtig um nicht wieder die ganze Nacht im Bett zu verschwenden. Ein Häppchen KALMAH, eine Prise MOONSORROW und eine Mütze AURA NOIR zogen leider nur so sekundär beachtet vorbei. VADER fiel wegen Regen und Campschwere (für mich persönlich) aus. Eigentlich schade, laut unserer Fotoredaktion lieferten die Polen mal wieder das ordentliche Brett ab, für das wir sie so lieben. Zum Ende der Spielzeit ließ auch der Regen nach und das Publikum wuchs wieder ein wenig an. In den vorderen Reihen schüttelten derweil die die Hard Fans ihre mittlerweile nassen Mähnen. Zu CANDLEMASS ging es wieder an die Front. Regenfeste Klamotte an, Wegbier aufgepflanzt und hin. War ein schöner Auftritt der allerdings von AUTOPSY deutlich überschattet wurde. Ich selbst hatte den Jungs schon beim letzten Mal, aus welchem Grund auch immer, keine Chance gegeben, was mich in diesem Jahr rückwirkend Ignoranz gestraft hat. Ein großartiger Auftritt und egal wohin man blickte, regennasse und überglückliche Deathmetaller. Da ich den Tag relativ vorsichtig begangen hatte, konnte noch durch die ganze Nacht und weit übers Partyzelt hinweg gezaubert werden.
Samstägliches Erwachen ist auf dem Party.San immer schon etwas traurig. Geweckt durch Esmiralda und ihren Zwilling schlich sich mir doch, auch wenn es kalt und nass war, die tragische Gewissheit, dass der ganze Spaß morgen schon wieder Geschichte ist, ins Bewusstsein. Bei ungeeignetem Klima raus aus der Koje, Zahnversorgung, „O-Saft“, und ab aufs Gelände. Jetzt war Frühstückszeit. Ein kleiner Rest GRUESOME STUFF RELISH, MOURNING BELOVETH aus der Distanz und MERCILESS an der Front brachten den nötigen Schwung. Allerdings mussten HADES ALLMIGHTY, CRYPTOPSY und auch INQUISITION dem Bemühen weichen, etwas gegen die Kälte zu tun. Es gab in meiner langen Geschichte mit dem Party.San noch kein Jahr wo ich tagsüber so viel Kleidung benötigte. NECROPHOBIC hab ich mir dann wieder aus der Nähe angeguckt und musste nach ATOMWINTER, die das Zelt so richtig abgebrannt haben, bei DESASTER schweren Herzens akzeptieren, dass es auch Gigs ohne Teutonic Steel gibt. Auch wenn so ein Festival sich an jedem Samstag einem schwer in die Knochen legt und man aufgrund von Fahrpflichten am Folgetag nicht mehr fröhlich mit poppigen Longdrinks gegenanheizen kann, waren POSSESSED natürlich Pflicht. Ich hatte sie naheliegender Weise noch nie live erlebt und die Vorfreude war groß. Bereits nach zwei Songs konnte ich das Fazit ziehen: Egal wie positiv meine Eindrücke vom letzten Mal Seven Churches hören waren, das hier war geiler… viel geiler!
Bei MARDUK teilten wir uns dann auf. Es galt, früher abreisende Wochenendgefährten zu verabschieden. Das Wetter drückte langfristig eben doch auf die Ausdauer. Diejenigen, die vor der Bühne geblieben waren, konnten einen typischen Auftritt erleben. In sehr viel Nebel und mit sehr wenig Licht umhüllt, präsentierten sich die Schweden kompromisslos wie eh und je. Eine Band, die live immer einen Blick wert ist und schlussendlich auch die Pyros zum Einsatz brachte, die während der letzten Tage eher unter dem Regenmantel verschwunden waren. Die Setlist sprang munter durch die Disko und bescherte so manches Lächeln auf die Lippen. Mit TRYPTIKON wurde der Open Air Teil des herrlichen Wochenendes dann würdig und glanzvoll geschlossen, wobei mir der Ausflug in Tom G. Warriors Vergangenheit doch am besten gefiel. Danach war bei einem letzten Schwarzbier in illustrer Gesellschaft noch eine Weile Partyzelt auf dem Plan wo der Abgesang noch nachhallte, als ABBA dann wie in jedem Jahr ein grandioses Party.San beendeten.
Fazitär bleibt zu sagen, dass es trotz des miesen Wetters wie immer ein großartiges Wochenende war. Vielen herzlichen Dank an die Crew, welche dieses alljährliche Spektakel immer wieder möglich macht. Euer Einsatz wärmt uns jedes Jahr die Seelen. Und Gratulation zur Wahl dieses wetterbeständigen Geländes. Nach einem doch eher wässrigen Festivalsommer mit reichlich Schlammschlachten ist der von euch gewählte und gut drainierte Flugplatz gold wert. Anbei auch besten Dank an meine Reisegefährten und all die anderen wunderbaren Menschen, die ich am Wochenende auf dem Feld der Ehre getroffen habe. Es war mir ein Fest! Wir sehen uns im nächsten Jahr.